Sturm blamiert sich gegen Breidablik

25.07.2013 Graz, UPC Arena, Fussball, UEFA Europa League, SK Puntigamer Sturm Graz - UBK Breidablik Tor zum 0:1 durch Ellert Hreinsson (rechts), Christian Klem Copyright DIENER / Eva Manhart Marktgasse 3-7/4/5/21 A-1090 Wien Telefax +43 1 955 32 35 Mobil +43 676 629 98 51 BA-CA Bank Nr. 12000 Account Nr. 00712 223 783 e-mail: agentur@diener.at Datenbank: www.diener.at
Die Grazer verabschieden sich mit einer 0:1-Heimpleite gegen Breidablik aus der Europa League.

Sturms Fans applaudierten nach dem Spiel! Ihre Beifallskundgebungen galten jedoch nicht der eigenen Mannschaft, die sich und den österreichischen Fußball gerade kräftig blamiert hatte. Nach dem 0:0 im Hinspiel verlor Sturm Graz das Heimspiel gegen Breidablik mit 0:1 – und schied in der 2. Qualifikationsrunde zur Europa League aus.

Das kann passieren. Aber Breidablik? Eine Mannschaft aus Island, die genauso viele Halbprofis wie Profis im Kader hat und in der abgelaufenen Saison nur Zweiter in der heimischen Pepsideildin war. Zum delikaten Vergleich: Salzburg war übrigens genau ein Jahr und einen Tag zuvor an Düdelingen gescheitert. Die Luxemburger waren zumindest Meister in der Heimat.

Freilich musste Breidablik-Trainer Olafur Kristjansson sagen: „Das war der größte Erfolg in unserer Vereinsgeschichte.“ Nachsatz: „Ich rede Deutsch mit euch, wenn ich ein gutes Weißbier bekomme.“

Sturm-Coach Darko Milanic war wohl eher nach Hochprozentigerem zumute. „Wir haben keine Idee gehabt und waren nicht frisch.“

Nicht frisch? Freilich, die Isländer stehen seit Monaten in der Meisterschaft und waren körperlich überlegen. Das Ziel der Grazer, mit technischen Vorzügen zum Erfolg zu kommen, ging nicht auf.

Die Blamage

Ein kurzer Trailer eines steirischen Horrors: Die Grazer gaben zu Beginn einige Musterbeispiele ab, wie man Angriffe am besten nicht vortragen sollte. Wenn ein Wurm irgendwo drinnen sein kann, dann im Spiel von Sturm. Erst gegen Ende der ersten Hälfte setzten sich die Grazer in der gegnerischen Hälfte fest, nach einer Konterchance der Isländer vergab Robert Beric nach Traumpass von Imre Szabics stümperhaft. Die zweite Konterchance nutzten aber die Gäste, Hreinsson staubte zur nicht unverdienten Führung ab.

Die Fehlpassorgie der Steirer setzte sich nach der Pause zunächst munter fort. Immer wieder wurde der Ein-Millionen-Euro-Mann Beric gesucht, die Zuschauer fragten sich: Warum? Der großgewachsene Stürmer wirkte unbeholfen, wurde aber von den Isländern gut vom Spielgeschehen abgeschirmt.

Sturm-Coach Darko Milanic brachte mit Daniel Beichler und Marco Djuricin neue Offensivkräfte und damit neuen Schwung. Die Isländer nahmen nun auch die Hände im Strafraum zu Hilfe und alle sonstigen Mittel, um ein Gegentor zu verhindern.

Sturms Drang wurde stärker, aber nicht erfolgreicher, auch weil Gunnleifur Gunnleifsson sein Tor sauber hielt.

Kapitän Christian Gratzei, gestern der beste Sturm-Spieler, fordert: „Wir müssen die Köpfe oben lassen.“

Gegen Grödig am Sonntag wird umgestellt.

Österreichische Klubs und ihre Europacup-Blamagen

Eigentlich hätten an dieser Stelle Gedanken zur Causa Aleksandar Dragovic und dessen Wechsel zu Dynamo Kiew erscheinen sollen. Ein Versuch, die Logik zu erklären, warum ein junger österreichischer Nationalspieler von der Schweiz (Basel) in die Ukraine wechselt. Kurzfassung für Naive: Weil ein 22-Jähriger plötzlich die Chance bekam, das Fünffache zu verdienen.

Logisch ja, aber irgendwie auch ein bisserl pervers.

Dann das. Sturm Graz verliert zu Hause (!) gegen den isländischen (!) Vizemeister (!) Breidablik (!) 0:1 (!) in der 2. Qualifikationsrunde (!) für die Europa League. Schlussfolgerung für besonders Naive: Österreichs Klub-Fußball hat beschlossen, sich im Jahrestakt zu blamieren.

Fast genau zwölf Monate nach dem Salzburger Desaster gegen Düdelingen, Vertreter der Fußball-Großmacht Luxemburg, legen die Grazer die Latte noch höher. Sturm – und dieser Name könnte im konkreten Fall höhnischer nicht sein – hat es in insgesamt 180 Minuten nicht geschafft auch nur ein Tor gegen wackere Isländer zu schießen.

Das ist erbärmlich und stellt schon wieder das Leistungsvermögen der heimischen Bundesliga in Frage. In den internationalen Bewerb hineingewurstelte Grazer sind hinausgepurzelt. Übrigens: Tatsächlich war es kein Zufall, dass auch Pasching als Cupsieger in Europa mitwirken darf. Zur Erinnerung: Die ersten drei Bundesligisten hat der Drittligist damals aus dem Bewerb gekickt.

Erstmals ist mit Sturm ein österreichischer Klub gegen Isländer im Europacup gescheitert – eine Blamage mit vielen Vorgängern:

1972 Beroe Stara Zagora – Austria Wien 10:1 – unglaublich, aber wahr. Die Violetten erlebten im UEFA-Cup in der bulgarischen Provinz eine ihrer größten Pleiten. 0:7 lautete das Ergebnis. Auch in Wien lief es nicht viel besser – 1:3.

1979 Im April war Austria im Semifinale des Meistercups gestanden. Sechs Monate später kam in Runde 1 das Aus: Die Halbamateure aus Vejle waren zu konterstark.

1987 Kummer mit Kummer! Admira-Keeper Gerald Kummer unterliefen gegen Turku aus Finnland schwere Fehler. Durch eine 0:2-Heimpleite in der 1. UEFA-Cup-Runde war der 1:0-Hinspielsieg wertlos geworden.

2002 Im fünften Duell erwischte es erstmals einen österreichischen Klub gegen ein Team der Ferieninsel Zypern. Der GAK schied gegen APOEL Nikosia im UEFA-Cup aus. 2008 kopierte Rapid gegen Famagusta in der Champions League die Grazer.

2012 Der bisherige Höhepunkt aller Blamagen: Meister Salzburg scheiterte in der Champions-League-Quali an Luxemburgs Champion Düdelingen. Ein 4:3-Heimsieg reichte nicht zum Aufstieg.

Olafur Kristjansson (Trainer Breidablik): "Unser Plan war es, ohne Gegentor zu bleiben und so wenige Chancen wie möglich zuzulassen, das ist uns gelungen. Wir haben sehr clever gespielt, gut verteidigt und mit Herz gespielt. Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft, das ist der größte Erfolg in unserer Clubgeschichte."

Darko Milanic (Trainer Sturm Graz): "Das ist sehr bitter. Wir haben sehr schlecht begonnen, viel zu viele Fehler gemacht. Ich hätte mir erwartet, dass meine Mannschaft das Spiel in die Hand nimmt, doch stattdessen waren wir sehr unsicher. Das Selbstbewusstsein hat gefehlt. In der zweiten Hälfte haben wir viel Druck gemacht, aber das war heute leider nicht genug, weil wir ohne Idee gespielt haben. Ich lasse mich deswegen nicht aus der Ruhe bringen. Auch wenn es nicht leicht ist, werde ich versuchen, mit Ruhe weiterzuarbeiten."

Florian Kainz (Spieler Sturm Graz): "Wir hätten in Führung gehen müssen, die Chancen waren da. Dann haben wir ein blödes Tor bekommen. Wir hätten in Ballbesitz ruhiger bleiben müssen. Jetzt sind wir sehr enttäuscht. Es läuft bei uns immer mehr zusammen, aber wir sind noch nicht bei 100 Prozent. Wir brauchen noch ein bisschen Zeit."

Daniel Beichler (Spieler Sturm Graz): "Wir waren nicht in der Lage, ein Tor zu machen, haben einfach keine Mittel gefunden. Die Isländer haben 90 Minuten mit mehr Biss gespielt als wir."

Christian Gratzei (Tormann Sturm Graz): "Wir haben gehofft, dass wir schon weiter sind, aber unsere Pass- und Laufwege stimmen noch nicht. Das ist sicher ein Rückschritt, ein bitteres Ausscheiden. Wir müssen uns das nächste Mal besser verkaufen."

SK Sturm Graz - Breidablik FC 0:1 (0:1)
Graz, UPC-Arena, 7.903
SR Tasos Sidiropoulos (GRE)

Tor: 0:1 (38.) Hreinsson

Sturm: Gratzei - Todorovski (83. Hölzl), Madl, Vujadinovic, Klem - Offenbacher (59. Djuricin), Hadzic, M. Weber (46. Beichler), F. Kainz - Beric, Szabics

Breidablik: Gunnleifsson - Hreidarsson, Ingason, Troost, Jönsson - Rohde (71. Lydsson), Gardarsson, Yeoman, Margeirsson - Hreinsson (89. Vilhjaimsson), Adalsteinsson

Gelb-Rot: Adalsteinsson (80.)
Gelbe Karten: Szabics, Djuricin, Todorovski bzw. keine
Die Besten: Keine bzw. Rohde, Gunnleifsson
Hinspiel: 0:0 - Breidablik mit Gesamtscore von 1:0 in der 3. Quali-Runde
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Rubin Kasan - FK Jagodina (SER) 1:0. Hinspiel 3:2, Kasan mit Gesamt-4:2 weiter

FC Milsami Orhei (MOL) - Schachtjor Soligorsk (BLR) 1:1 n.V. (1:1), 4:2 i.E. Orhei weiter

AS Trencin (SVK) - IFK Göteborg 2:1. Hinspiel 0:0, Trencin mit Gesamt-2:1 weiter

FK Minsk - FC Valetta 2:0. Hinspiel 1:1, Minsk mit Gesamt-3:1 weiter

Rudar Pljevlja (MNE) - Slask Wroclav 2:2. Hinspiel 0:4, Wroclav mit Gesamt-6:2 weiter

MSK Zilina (SVK) - Olimpija Ljubljana 2:0. Hinspiel 1:3, Zilina bei Gesamtscore von 3:3 dank Auswärtstorregel weiter

Piast Gliwice (POL) - FK Karabach Agdam (AZB) 2:2 n.V. (2:1). Hinspiel 1:2. Agdam mit Gesamt-4:3 weiter

FK Turnovo (MAZ) - Hajduk Split 1:1. Hinspiel 1:2, Hajduk mit Gesamt-3:2 weiter

Tschichura Satschchere (GEO) - FC Thun 1:3. Hinspiel 0:2, Thun mit Gesamt-5:1 weiter

FK Aktobe (KAZ) - IL Hödd Ulsteinvik 2:0. Hinspiel 0:1, Aktobe mit Gesamt-2:1 weiter

Xäzär Länkäran (AZB) - Maccabi Haifa 0:8. Hinspiel 0:2, Maccabi mit Gesamt-10:0 weiter

Jeunesse Esch (LUX) - FK Ventspils (LAT) 1:4. Hinspiel 0:1, Ventspils mit Gesamt-5:1 weiter

Pjunik Eriwan - Zalgiris Vilnius 1:1. Hinspiel 0:2, Vilnius mit Gesamt-3:1 weiter

Inter Baku - Tromsö IL 1:0. Hinspiel 0:2, Tromsö mit Gesamt-2:1 weiter

BK Häcken (SWE) - Sparta Prag 1:0. Hinspiel 2:2, Häcken mit Gesamt-3:2 weiter

Omonia Nikosia - Astra Giurgiu (ROM) 1:2. Hinspiel 1:1, Guirgiu mit Gesamt-3:2 weiter

Slovan Liberec - Skonto Riga 1:0. Hinspiel 1:2, Liberec mit Gesamt-2:2 dank der Auswärtstorregel weiter

Pandurii Targu Jiu (ROM) - Levadia Tallinn 4:0. Hinspiel 0:0, Pandurii mit Gesamt-4:0 weiter

Hapoel Tel Aviv - Beroe Stara Sagora (BUL) 2:2. Hinspiel 4:1, Hapoel mit Gesamt-6:3 weiter

Gefle IF (SWE) - Anorthosis Famagusta (CYP) 4:0. Hinspiel 0:3, Gefle mit Gesamt-4:3 weiter

Dacia Chisinau (MOL) - Tschornomores Odessa (Markus Berger spielte durch) 2:1. Hinspiel 0:2, Odessa mit Gesamt-3:2 weiter

Botew Plowdiw (BUL) - Zrinjski Mostar (BIH) 2:0. Hinspiel 1:1, Plowdiw mit Gesamt-3:1 weiter

FK Senica (SVK) - Mladost Podgorica 0:1. Hinspiel 2:2, Podgorica mit Gesamt-3:2 weiter

FC Utrecht - FC Differdingen 03 (LUX) 3:3. Hinspiel 1:2, Differdingen mit Gesamt-5:4 weiter

Vikingur Göta (FAR) - Petrolul Ploiesti (ROM) 0:4. Hinspiel 0:3, Petrolul mit Gesamt-7:0 weiter

Prestatyn Town (WAL) - HNK Rijeka 0:3. Hinspiel 0:5, Rijeka mit Gesamt-8:0 weiter

Lokomotiva Zagreb - Dinamo Minsk 2:3. Hinspiel 2:1, Minsk mit Gesamt-4:4 dank der Auswärtstorregel weiter

Aalborg BK (DEN) - FC Dila Gori (GEO) 0:0. Hinspiel 0:3, Gori mit Gesamt-3:0 weiter

VSC Debrecen - Strömsgodset IF (NOR) 0:3. Hinspiel 2:2, Strömgodset mit Gesamt-5:2 weiter

IF Vestmannaeyja (ISL) - Roter Stern Belgrad 0:0. Hinspiel 0:2, Roter Stern mit Gesamt-2:0 weiter

Honved Budapest - Vojvodina Novi Sad 1:3. Hinspiel 0:2, Novi Sad mit Gesamt-5:1 weiter

Standard Lüttich - KR Reykjavik 3:1. Hinspiel 3:1, Standard mit Gesamt-6:2 weiter

Siroki Brijeg (BIH) - Ertis Pawlodar (KAZ) 2:0. Hinspiel 2:3, Brijeg mit Gesamt-4:3 weiter

Hibernian Edinburgh - Malmö FF 0:7. Hinspiel 0:2, Malmö mit Gesamt-9:0 weiter

Lech Posen - FC Honka Espoo (FIN) 2:1. Hinspiel 3:1, Posen mit Gesamt-5:2 weiter

FC St. Johnstone (SCO) - Rosenborg Trondheim 1:1. Hinspiel 1:0, St. Johnstone mit 2:1 weiter

Derry City (IRL) - Trabzonspor (Marc Janko nicht im Kader) 0:3. Hinspiel 2:4, Trabzonspor mit Gesamt-7:2 weiter

FK Sarajevo - KF Kukësi (ALB) 0:0. Hinspiel 2:3, Kukësi mit Gesamt-3:2 weiter

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