Stögers unmögliche Mission

Stögers unmögliche Mission
Peter Stöger kehrt als Trainer von Wiener Neustadt zur Austria zurück. Sicher nicht in der Rolle des Fixabsteigers.

Düsterer geht's kaum. Nebel seit Tagen, die Sonne ist als helle Scheibe in Erinnerung. Der Feinstaub soll hochkonzentriert die Atemwege belasten, wird gewarnt. Peter Stöger lächelt trotzdem, schlürft vom Cappuccino, atmet tief durch und meint: "Ich halt mich an die Ärzte, mach' keine Bewegung. Aber daran halte ich mich auch bei Sonnenschein."

Woran hält sich der Mann eigentlich?

Am Saisonbeginn wurde er als Wr. Neustadts Trainer mit dem Begriff "Fixabsteiger" konfrontiert. Aber er dachte bisher nicht daran, dieser Expertenmeinung Folge zu leisten. Acht Punkte weg vom Tabellenende, lächerliche zehn sind es bis zur Spitze nach gespielten 15 Runden.

Den Einwand, ein Profiteur des mäßigen Liga-Niveaus zu sein, lässt er auch nicht gelten. "Es sollte natürlich nicht so sein, dass Wr. Neustadt nach 15 Runden nur drei Punkte hinter Salzburg und Sturm Graz liegt. Aber ich bin ein positiv denkender Mensch. Vielleicht arbeiten wir einfach nur gut."

Zurück am Verteilerkreis

Und am Samstag kommt der Ex-Austrianer zurück zur Austria an den Verteilerkreis. "Dort bin ich 2006 als Sportdirektor und Trainer im letzten Heimspiel gegen Innsbruck Meister geworden. Ja, es bewegt mich, wenn ich ins Horrstadion komme." Einspruch, Generali Arena heißt das heutzutage. "Mir egal, auch als Stronachs Betriebsmannschaft war's immer das Horrstadion und es wird für mich immer so bleiben."

Stöger zeichnet aus, dass er im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen in allen Sphären des Fußballs Erfahrungen gesammelt hat. Nicht nur bei der Austria, auch in den Niederungen bei der Vienna, beim GAK oder jetzt in Neustadt, zumeist in der Doppelfunktion Trainer und Sportdirektor. Selbst die Gegenseite ist ihm nicht fremd. Als TV-Analytiker und Zeitungskolumnist wurde Stöger zuletzt geschätzt.

"95 Prozent der Leute im Kaffeehaus haben gemeint, ich sei wohl völlig wahnsinnig, dass ich mir das jetzt antue. Aber ich profitiere davon, brauche die Herausforderung. Und keiner kann behaupten, ich suche mir nur die Zuckerln heraus."

Handschrift

In Wr. Neustadt gäbe es nichts zu verlieren, gering die öffentliche Erwartungshaltung. "Falsch. Der Abstieg wäre meine persönliche Niederlage. Außerdem hängen an die 50 Arbeitsplätze dran", widerspricht Stöger. Er habe es immerhin geschafft, eine Mannschaft zu formen, die in jeder Bundesliga-Runde drei Punkte holen kann. Hinten sei die Mannschaft verhältnismäßig stabil.

"Wir haben auch einige offensive Lösungsmöglichkeiten, die Spieler müssen selbst entscheiden, welche sie nehmen. Ich trainiere nicht nach Schablone." Das habe zu Beginn viel körperliche Arbeit verlangt.

Respekt

Stöger, der harte Hund auf dem Trainingsplatz? Erlaubt ist alles, was nicht der Gruppe schadet, Probleme werden meist im Kollektiv besprochen. Arnautovic, ein Wunschspieler? "Ich habe kein Problem, ihn nicht in der Mannschaft zu haben." Dass jemand einen Kuchen mitbringen muss, kommt vor. Aber Straftraining? "Halt ich für Blödsinn. Das wirft nur das ganze Programm über den Haufen."

Der Traum vom Karriereaufstieg ist existent. Aber davon red' ich nicht gerne, denn das ruft in Österreich oft die Neider und Nörgler auf den Plan." Als Spieler wurde ihm vorgeworfen, er hätte den Sprung ins Ausland gemieden. "Als Trainer bin ich dafür nicht zu feig", sagt Stöger. Grinst und schlürft vom Cappuccino.

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