Stöger vs Schmidt nicht nur im Liga-Endspurt
Zwei Runden noch zu spielen, sechs Punkte Vorsprung auf den einzigen Verfolger Salzburg: Wenn die Austria in dieser Saison nicht Meister wird, dann wohl nie mehr.
In Wien-Favoriten ist jedenfalls alles angerichtet, um Mitwochabend nach dem letzten Saisonheimspiel gegen Mattersburg (20.30 Uhr, live ORFeins, Sky) eine feucht-fröhliche Meisterparty feiern zu können.
Der Austria reicht ein Remis, egal wie Salzburg zeitgleich in Ried spielt, um aus eigener Kraft österreichischer Meister zu werden. Dass auch den Burgenländern ein Punkt reicht, um den Klassenerhalt zu schaffen, macht eine Titelentscheidung in der vorletzten Runde nur noch wahrscheinlicher.
Favorit
Montag Nacht ging es rund. Zunächst vermeldete die Sportbild, dass Roger Schmidt Nachfolger von Thomas Schaaf werden soll. Nur kurz danach titelte der Kicker "Stöger ist jetzt der Favorit".
Übliche Dementis
Am Dienstag kam, was im Fußballgeschäft in so heiklen Causen zu so heiklen Zeitpunkten einfach kommt: Es folgten die Dementis – sowohl aus Salzburg als auch aus Wien. Peter Stöger versicherte, keinen direkten Kontakt mit Werder zu haben. "Es ist aber eine Ehre, wenn mein Name in Deutschland genannt wird."
Schmidt wollte nur so viel zu dieser Causa sagen: "Ich will nicht jedes Gerücht kommentieren. Ich habe mich in der letzten Woche deutlich positioniert." Da hatte der Deutsche, der bei Red Bull bis 2014 unter Vertrag steht, angekündigt, dass er seine Arbeit in Salzburg unbedingt fortsetzen will.
Das wird Schmidt auch können, wenn ihn sein Arbeitgeber Red Bull weiterarbeiten lässt. KURIER-Recherchen ergaben nämlich, dass Schmidt in Bremen maximal Außenseiterchancen besitzt – im Gegensatz zu Stöger. Zwar hat es wirklich noch keine Verhandlungen zwischen Bremen und dem 47-Jährigen gegeben, aber Werder informierte sich intensiv über Stögers Arbeitsweise. So wurden auch die Bremen-Legionäre Zlatko Junuzovic und Sebastian Prödl befragt.
Normale Ablöse
Austrias Sportvorstand Thomas Parits gab Dienstag von sich, was derzeit jeder Austria-Fan hören will: "Wir werden Peter Stöger sicher nicht hergeben. Egal, was gezahlt werden würde."
Doch wenn der Austria-Trainer zu Bremen wechseln will, werden ihn die Austria-Verantwortlichen allerdings genauso nicht halten können, wie Wiener Neustadt Stöger 2012 nicht halten konnte. Damals beteiligte sich der 47-Jährige sogar aktiv daran, dass der Wechsel über die Bühne gehen konnte.
Dass für Stöger die Deutsche Bundesliga ein Ziel ist, daraus hat er noch nie einen Hehl gemacht. Und wer weiß, ob er noch einmal bei einem so renommierten Klub wie Werder Bremen ein Thema sein wird.
Es ist angerichtet, die Austria vorbereitet auf eine mögliche Meisterfeier in der Generali-Arena. Voraussetzung für die Feierlichkeit ist ein Punktgewinn im Heimspiel (Mittwoch, 20.30 Uhr) gegen Mattersburg.
Trainerteam und Mannschaft haben sich mit höchster Konzentration auf diesen Showdown vorbereitet, selbst der freie Sonntag wurde gestrichen und für ein Training genützt.
Sollte die Austria um zirka 22.20 Uhr als Meister feststehen, dann wird es im Anschluss eine mit der Bundesliga abgesprochene Feier geben, wie Marketing-Leiter Michael Kohlruss erklärt: "Ein paar Minuten nach Schlusspfiff werden die Tore geöffnet, damit unsere Fans den Rasen betreten können. Unser Appell an die Austria-Anhänger: Bitte haltet euch daran, damit wir ohne Zwischenfälle feiern können." Wenn schon ein Platzsturm, dann kontrolliert und organisiert.
Violetter Gartenzwerg
Die Übergabe des Meistertellers durch Bundesliga-Präsident Hans Rinner erfolgt danach auf der Südtribüne im VIP-Bereich. Nach Schlusspfiff ist dann – im positiven Falle – eine Meisterkollektion mit T-Shirt, Schal, Pin und Schlüsselanhänger erhältlich. Das ausgefallenste Meisterstück: ein violetter Gartenzwerg mit Meisterteller. Äußerst dekorativ. Gut, dass es neben der Arena viele Schrebergärten gibt.
Die violetten meisterlichen Devotionalien sind eigentlich schon seit vergangenem Samstag fertiggestellt und warten nur auf den Absatz. 500 Meistershirts werden im Fanshop in der Osttribünen aufliegen. Auch das Cupfinale wirft in Sachen Merchandising seinen Schatten voraus, angedacht ist eine "Double"-Kollektion.
Man kann jetzt nicht behaupten, dass der österreichische Fußballtrainer in den letzten Jahren ein Exportschlager gewesen wäre. Einer Stammgast in der Wüste (Hickersberger), einer Teamchef im Fürstentum (Pauritsch), zwei in der zweiten deutschen Liga (Pacult, Hasenhüttl) – aber sonst waren die internationalen Coaching-Zonen für Österreicher eine einzige Tabuzone.
Insofern ist allein schon das offenkundige Interesse von Werder Bremen an Peter Stöger eine Auszeichnung für die Arbeit des violetten Meistermachers in spe.
Dass Österreicher vor allem in Deutschland einen schweren Stand haben, mussten schon die beiden letzten Vertreter in der Bundesliga erleben: Peter Pacult wurde bei 1860 rausgeworfen, obwohl der Klub aus München an achter Stelle lag – so gut stand 1860 nie wieder da.
Und Kurt Jara wurde entlassen, nachdem er dem HSV den letzten Titel der Klubgeschichte (Ligapokal 2004) beschert hatte. Ein Ösi werde in Deutschland eben besonders kritisch beäugt, hatte Jara damals festgestellt.
Und heute? Heute scheint die Zeit reif für den nächsten österreichischen Coach in der Bundesliga. Wann, wenn nicht jetzt, wo die vielen rot-weiß-roten Legionäre Woche für Woche fast ausnahmslos für positive Schlagzeilen sorgen. Auch in Bremen dürfte man erkannt haben: In einem Land, aus dem Spieler wie Alaba, Baumgartlinger und Junuzovic hervorkommen, muss es zwangsläufig auch hervorragende Trainer geben.
Kommentare