Spry: "Constantini sprach nie mit mir"

Neben dem Comeback von Andreas Ivanschitz ging seines fast unter: Auch Conditioning Coach Roger Spry kehrte unter Willi Ruttensteiner zur österreichischen Fußballnationalmannschaft zurück. Der Engländer wird dort wohl auch nach Marcel Kollers Amtsantritt bleiben.

Was hat sich in der Nationalmannschaft in den rund drei Jahren Ihrer Abwesenheit verändert?
Roger Spry: Die größte Veränderung ist, dass die Spieler jünger sind. Das hat den Vorteil, dass sie hungriger sind, aber auch den Nachteil, dass sie weniger Erfahrung haben.

Ist das Team seither besser geworden?
Man ist nur dann besser, wenn man mehr Spiele gewinnt. Im Fußball geht es um Resultate, und die waren in den letzten Jahren unterschiedlich.

Im Vorfeld der Heim-EM haben Sie gesagt, dass der Unterschied zwischen Österreich und den europäischen Spitzenteams nur sehr klein ist. Hat sich dieser Unterschied mittlerweile verringert?
Er ist ungefähr so groß wie damals. Es geht nach wie vor nur um eine kleine Differenz, und die beträgt nicht 20, sondern ein oder zwei Prozent. Es geht um kleine Details bei Qualität und Konzentration.

Wie kann man diese Details verbessern?
Wir machen die Spieler darauf aufmerksam, dass sie individuell daran arbeiten müssen, wenn sie nicht beim Team sind. Kein Spieler, egal ob er Messi, Iniesta oder Scharner heißt, ist perfekt. Es gibt immer Dinge, die man verbessern kann, und diese Dinge machen dann den Unterschied aus zwischen gut und sehr gut.

Welchen Beitrag zur Verbesserung der Spieler können Sie leisten?
Einen Spieler innerhalb weniger Tage beim Nationalteam-Trainingslager zu verbessern, funktioniert nicht. Mein Job ist es, die Schwächen der Spieler im Training und Spiel zu analysieren und ihnen danach ein Individualprogramm zu geben, das sie bei ihrem Klub oder daheim absolvieren.

Das heißt, es gibt wieder Heimprogramme wie vor der EM?
Ja, das Programm geht über einen Monat, bei der nächsten Zusammenkunft wird es nachgebessert. Die Programme hat es auch noch während der gesamten Amtszeit von Karel Brückner gegeben. Unter Constantini war es dann vorbei, ich weiß aber nicht, warum. Doch Konflikt hat es keinen mit ihm gegeben, denn ich habe kein einziges Mal mit ihm gesprochen.

Wird Ihre Arbeitsweise von den Klub-Trainern mittlerweile mehr akzeptiert als bei Ihrem Amtsantritt 2006?
Das muss man die Trainer fragen. Mein Job ist nur, den Trainern zu helfen, wenn sie es wollen. Meine Arbeit hat in England, Portugal, Griechenland, Brasilien oder Spanien funktioniert, also kann ich sie auch in Österreich ausüben. Ich arbeite mit den Teamspielern so, wie mit den Spielern von Barcelona, Real Madrid, Inter Mailand, AC Milan und FC Porto gearbeitet wird. Wenn die Spieler mit den Besten der Welt mithalten wollen, müssen sie auf die gleiche Weise trainieren. Missverständnisse mit manchen Trainern kamen dadurch zustande, dass sie geglaubt haben, ich behaupte, mein Training ist gut und ihres schlecht. Das stimmt aber nicht. Ich habe nur gesagt, mein Training kann vielleicht zusätzlich ein bisschen etwas bringen. Peter Pacult zum Beispiel (Anm.: der damalige Rapid-Trainer) hatte ein großes Problem, als ich gekommen bin. Nach einem Jahr hatte ich dann gemeinsam mit Ruttensteiner ein Treffen mit ihm, das fantastisch verlaufen ist.

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