So wirtschaften die Bundesligaklubs
Länger als vereinbart musste der Kreditschutzverband KSV 1870 auf die Geschäftsberichte der Vereine für die abgelaufene Saison warten. Wollten einige der 20 Profi-Klubs in den beiden Bundesligen gar ihre negativen Zahlen verheimlichen? Die interessantesten Kennzahlen im KURIER-Überblick:
3,54 Millionen Von allen Stammgästen der Liga kommt Innsbruck mit den niedrigsten Gehaltskosten aus. Mehr als die 3,54 Millionen Euro gehen sich aber auch nicht aus, denn das negative Eigenkapital von knapp einer Million wird derzeit nicht kleiner.
3,30 Millionen Die erschreckendste Zahl aus den KSV-Daten liefert dieses Mal Rapid mit einem Jahresergebnis von exakt 3,298 Millionen Euro minus. Damit wurde sogar das kalkulierte Risiko von zwei bis drei Millionen minus bei ausbleibenden Zusatzeinnahmen (wie Transfers oder Europacup-Einnahmen) übertroffen. Das dadurch negative Eigenkapital von minus 1,8 Millionen kann bis zum Sommer nicht ausgeglichen werden, obwohl zuletzt der Kader billiger und die Qualifikation für die Europa League geschafft wurde. Man will diese Saison „zumindest ausgeglichen bilanzieren“.
1,86 Millionen Der Herbst 2011 mit den Europacup-Auftritten in der Quali zur Champions League und der Gruppenphase der Europa League brachte dem damaligen Meister Sturm den (nach der Austria) zweitgrößten Jahres-Gewinn im Bundesliga-Vergleich ein: Die 1,86 Millionen Euro helfen auch in der aktuellen Saison, die ja ohne Europacup bestritten werden musste.
0,81 Millionen Eine leichte Konsolidierung ist nach dem Lizenzentzug für den LASK in der zweiten Spielklasse, der Ersten Liga festzustellen. Größtes Sorgenkind bleibt der FC Lustenau mit einem negativen Eigenkapital von 740.000 Euro. Gehälter, die an die oberste Spielklasse erinnern, leistete sich mit insgesamt 2,3 Millionen Euro lediglich Altach. Die geringsten Personalkosten im Profifußball meldete wieder einmal Hartberg. Aber immerhin klingen die 0,81 Millionen Euro an Gehältern realistischer als die 0,54 Millionen aus dem Vorjahr.
0,69 Millionen Schlecht schaut es aus, wenn auch in einer erfolgreichen Saison die Ausgaben stärker steigen als die Einnahmen: Passiert ist das der Admira (2011/’12 auf Rang drei). Das negative Eigenkapital von mittlerweile rund 690.000 Euro wird bei der Lizenzierung wohl wieder zum Thema werden.
Zum Vergleich: Jahresabschlüsse der Bundesliga-Klubs nach der Saison 2010/11:
Den FC Lustenau plagen offenbar gröbere Finanzprobleme. Wie Vorarlberger Medien am Dienstag berichteten, droht dem Erste-Liga-Club sogar die Insolvenz. Vorarlbergs ältester Fußballverein hofft jedenfalls, einen Liquiditätsengpass mit Spielerverkäufen zu überbrücken. Als Einsparungsmaßnahme wurde bereits eine Ausstiegsklausel beim Vertrag mit dem 19-jährigen Brasilianer Dudu genutzt. Präsident Dieter Sperger sprach gegenüber den Vorarlberger Nachrichten von einer "angespannten Situation".
"Es hängt auch viel von den Transfer-Ergebnissen ab", sagte der Klub-Boss, für den die Finanzen an erster Stelle stehen. Rein sportlich liegt der FC als Fünfter der zweithöchsten Spielklasse bei neun Punkten Abstand auf einen Relegationsrang vor dem Frühjahresauftakt im gesicherten Tabellenmittelfeld. Mit Blick auf den Erwerb der Lizenz müsse aber gespart werden. Gerüchte, wonach sich der Verein bereits mit der drohenden Insolvenz auseinandersetzt, wollte Sperger gegenüber den VN nicht näher kommentieren.
"Wir müssen sparen. Entweder wir lukrieren Gelder aus Spielerverkäufen oder wir müssen bei Spielergehältern auf die Kostenbremse drücken", meinte der FC-Präsident, gegen den gemäß Medienberichten auch die Staatsanwaltschaft Untersuchungen durchführt. Mitte Dezember hatte ORF Vorarlberg unter Berufung auf die Strafverfolgungsbehörde vermeldet, dass bei Sperger nach einer anonymen Anzeige wegen des Verdachts der Untreue und des Betruges ermittelt wird.
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