Schicksalstage für Rapid: Zwei Präsidiums-Listen und viele Brennpunkte
Rapid muss mit dem wackelnden Trainer Ferdinand Feldhofer in Salzburg bestehen (17 Uhr), die Kandidaten für das künftige Präsidium müssen ihre Listen beim Wahlkomitee einreichen. Der Sonntag ist ein Schicksalstag für einen Verein, den die Krise auf allen Ebenen erfasst hat.
Die Brennpunkte in Hütteldorf im KURIER-Überblick:
- Brennpunkt Trainer
Es ist kurios, aber Realität: Die vielschichtige Krise verschafft Ferdinand Feldhofer Zeit. Das scheidende Präsidium will eigentlich keinen neuen Chefcoach mehr bestellen. Sportchef Zoran Barisic will eigentlich nicht auf die Trainerbank zurück, hat im Verein – anders als 2021 – aber keine Alternativen als Interimstrainer parat. Feldhofer will weiterkämpfen, es gibt bislang keinen Bruch mit der Mannschaft.
Der Steirer plant, den Kader nach einem freien Montag ab Dienstag in der Länderspielpause auf das Spiel bei der WSG (1. Oktober) vorzubereiten. Das nächste Heimspiel ist das Wiener Derby. Ein explosives Programm.
Ob das Feldhofer wirklich noch zugetraut wird, entscheidet der Auftritt in Salzburg – und wer welche Präsidentschaftslisten einreicht.
- Brennpunkt Präsidium
Laut KURIER-Recherchen werden (zumindest) zwei Listen eingereicht.
Erstens jene um Steffen Hofmann, zweitens eine mit dem aktuellen Präsidiumsmitglied Stefan Singer als Nummer eins.
Hofmann und sein Unterstützer Michael Tojner basteln bis zuletzt an einem möglichst starken und breiten Team. Alexander Wrabetz soll wie vom KURIER berichtet als Präsidentschaftskandidat aufgestellt werden.
Von Kampfabstimmungen hat das 62-jährige Kuratoriumsmitglied nach 15 Jahren an der ORF-Spitze allerdings genug. Dem längstdienenden ORF-Generaldirektor wird zugetraut, mit seinem Talent für ungewöhnliche Allianzen die verschiedenen Lager auf einen Nenner zu bringen.
Das zielt auch auf Michael Krammer ab. Der einflussreiche Ex-Präsident nennt sich selbst „Vermittler“, wird aber im Kampf um ein aus seiner Sicht gerechtes Erbe seiner wichtigsten Personalentscheidungen (Manager Peschek und Präsidenten-Nachfolger Bruckner) auch stärker als Gegenpol zu Hofmann-Tojner wahrgenommen.
Auf Singers Liste werden sich Vertreter aus Sport und Wirtschaft finden. Der Unternehmer aus Floridsdorf war als Mitglieder-Referent ein Verbindungsglied zu den Fans, gehört nun zum „Vereinsestablishment“, ist aber auch als „Moderator zwischen den Blöcken“ denkbar.
Sprich: In Sondierungsgesprächen könnte Singer (kleine) Teile seiner Liste ins Team Hofmann einbringen, ohne dass der Machtkampf völlig eskalieren würde.
Bestenfalls Außenseiter-Chancen hätte eine Liste um Medienmanager Markus Posset, sofern sie überhaupt eingereicht wird. Nach dem Debakel von Posset in der SPÖ-NÖ (der Honorarkonsul von Albanien wollte die Landespartei übernehmen, war aber kein SPÖ-Mitglied) halten sich die Unterstützungserklärungen in sehr engen Grenzen.
- Brennpunkt Wahlkomitee
Die sechs Herren sind mächtig und wollen nur das Beste für den Verein. Das Komitee besteht aus drei gewählten Vertretern der ordentlichen Mitglieder, zwei Vertretern des Kuratoriums sowie einem Vertreter des aktuellen Präsidiums (Rosenauer). Nach den Erfahrungen mit dem schmutzigen Wahlkampf 2019 ist das klare Ziel, nur eine Liste für die Hauptversammlung zu nominieren.
Der Weg dorthin ist aber heikel. Der umstrittene Maulkorb für die Bewerber gilt bis Mittwoch.
In den drei Tagen nach der Listenabgabe ist kaum ein Best-of-Präsidium zu basteln, Singer weilt noch dazu im Ausland. Es werden also inhaltliche Sitzungen und Verhandlungen über Kompromisse nötig sein.
- Brennpunkt Wahlkampf
Wenn mehrere Listen zuzulassen sind, lotet das Komitee vor der Festlegung auf einen Termin für die Hauptversammlung aus, ob es eine Einheitsliste geben kann. 2019 standen einander die Gruppen Bruckner und Schmid gegenüber. Der scheidende Präsident Krammer wollte als letzten Kompromissvorschlag Singer auf die Nr. 1 setzen, mit Schmid und Bruckner darunter. Es kam zu keiner Einigung - und zum öffentlich begleiteten Showdown.
Viele stimmberechtigte Rapidler argumentieren, dass ihnen in einem Mitgliederverein volle Transparenz und die Wahl zwischen allen zugelassenen Listen zusteht.
Andererseits ist eine faire Wahlbewegung bis zur Hauptversammlung nach dem Motto „Wir sind ja alle Rapidler“ illusorisch. Es würde noch emotionaler als vor drei Jahren und – aufgrund der seither zugefügten persönlichen Verletzungen – noch tiefer werden.
Dafür stehen einige der im Hintergrund Involvierten Pate.
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