Salzburg fehlt die sportliche Leitlinie

Salzburg fehlt die sportliche Leitlinie
Der Klub tritt trotz über 30 Millionen Euro jährlicher Gehaltskosten seit sechs Saisonen auf der Stelle.

Die Causa "Luigi Bruins" brachte Ricardo Moniz in Erklärungsnotstand. "Ich wollte ihm eine Chance geben", meinte Salzburgs Trainer, nachdem er am Sonntag gefragt worden war, warum er seinen Landsmann, dessen Vertrag aufgelöst wurde, Mitte Oktober überhaupt geholt hatte.

Sportlich konnte der 24-Jährige seine Chance nicht nutzen: Nur 181 Minuten war der Niederländer im Einsatz. Finanziell haben sich die zwei Monate in Salzburg für ihn hingegen ausgezahlt. Mit rund 300.000 Euro im Gepäck soll er die Heimreise angetreten haben. Bei Feyenoord hatte Bruins im Sommer seinen Vertrag nicht verlängert, weil er sich finanziell mit seinem Ex-Klub nicht einigen konnte.

Bruins war der größte, aber nicht der einzige Flop der ersten Transferzeit der Ära Moniz. Auch Petri Pasanen und Rasmus Lindgren konnten die Erwartungen nicht erfüllen. Beide waren von ihrem Trainer als "herausragende Verstärkungen" angekündigt worden.

Rücktritt

Salzburg fehlt die sportliche Leitlinie

Dass wegen der Transferflops Heinz Hochhauser – seit Donnerstag auch offiziell – nicht mehr Sportchef in Salzburg ist, ist ein haltloses Gerücht.

Wären diese ausschlaggebend gewesen, hätte Moniz gehen müssen. Denn alle drei Spieler hat nicht Hochhauser, sondern der Trainer geholt.

Gründe für den Rücktritt des Sportchefs sollen vielmehr Auffassungsunterschiede zwischen ihm und Moniz sowie mögliche Kompetenzüberschneidungen mit dem neuen Geschäftsführer Peter Vogl sein. Eigentlich hätte der im Februar 65-Jährige bis Sommer bei Red Bull bleiben wollen.

Hochhausers Posten dürfte nicht nachbesetzt, sondern das Modell "RB Leipzig" kopiert werden. Dort gibt es nur Trainer Peter Pacult und Geschäftsführer Wolfgang Loos. Dass Moniz deshalb mehr Kompetenzen bekommen wird, stimmt aber nicht. Denn Salzburgs Trainer war sowieso schon in die Transfergespräche fix involviert. Bei Pasanen und Leonardo konnte er sogar mit seinem eigenen Management verhandeln, weil dieses auch die beiden Spieler vertritt.

Durchhaus

Neues Personal ist bei Salzburg nichts Neues. Geschäftsführer, Sportchefs und Trainer kommen und gehen. Der Klub tritt aber trotz über 30 Millionen Euro jährlicher Gehaltskosten seit sechs Saisonen auf der Stelle, weil eine sportliche Leitlinie, an die sich die Verantwortlichen halten müssen, noch immer fehlt.

Im Mai waren Moniz und Hochhauser mit der Ankündigung angetreten, dass nun vermehrt Spieler aus den Akademien eine Chance bekommen werden. Umgesetzt wurde das nicht. Martin Hinteregger ist Stammspieler, das war er aber auch schon unter Moniz-Vorgänger Huub Stevens. Sonst kam nur Georg Teigl zu mehr als ganz kurzen Einsätzen.

Der Kader wurde auf 29 Mann aufgebläht – offiziell wegen der Verletzten. Sechs fitte Spieler kamen aber in sieben oder weniger der 33 Spiele im Herbst zum Einsatz. Also hätte ein normaler 23-Mann-Kader mit 15 bis 17 gestandenen Profis (Legionäre und österreichische Teamspieler) auch gereicht.



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