Rote Karte für die Glasgow Rangers

Rote Karte für die Glasgow Rangers
Schottlands Rekordmeister spielt erstmals seit 1890 nicht in der obersten Liga – wegen 167 Millionen Euro Schulden.

Amy Macdonald wird am Mittwoch kurz nach ihrem Auftritt auf der Wiener Mariahilfer Straße traurig gewesen sein – wie Millionen andere Fans der Glasgow Rangers. Ihr Lieblingsklub war gerade aus der schottischen Premier League geworfen worden.

Seit ihrer Kindheit ist Macdonald Fan des schottischen Rekordmeisters, der mit 54 nationalen Meistertiteln auch einen Weltrekord hält. Auf ihrem neuesten Album findet sich sogar mit "The Green And The Blue" auch ein Song, in dem es um die große Rivalität zwischen den Glasgow Rangers, dem Klub der Protestanten, und Celtic Glasgow, dem Klub der Katholiken, geht.

Kommende Saison wird es das 400. "Old Firm", das Derby zwischen den beiden Lokalrivalen, nicht geben, zumindest nicht in der schottischen Liga. Denn erstmals seit der Liga-Gründung 1890 werden die Rangers in der kommenden Saison nicht erstklassig sein – im Gegensatz zum ewigen Rivalen.

Voting

Bei der Generalversammlung der schottischen Premier League am Mittwoch in Glasgow votierten die anderen elf Klubs mit einer überwältigenden Mehrheit gegen eine Teilnahme des mit 167 Millionen Euro verschuldeten Klubs. Und das, obwohl der bisherige TV-Vertrag, der den Klubs Einnahmen von 20 Millionen Euro bescherte, vier Glasgower Derbys beinhaltete, die es jetzt nicht mehr gibt.

Überraschend kam diese Entscheidung trotzdem nicht. Schon vor der Sitzung hatten sieben Klubs angekündigt für einen Ausschluss zu stimmen. Deren Fans hatten Druck gemacht, gedroht keine Eintrittskarten für die Spiele gegen die Rangers zu kaufen. Bei den kleineren Vereinen hatte sich dazu in den letzten Jahren großer Ärgers gegen den Großklub aufgestaut. Während sie von der Liga gezwungen worden sind, ihre Budgets zu kürzen und eisern sparen mussten, gaben die Rangers weiterhin Millionen für neue Spieler aus, die sie gar nicht hatten.

Zweikampf

Sportlich war die Schottische Liga deshalb eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Die beiden Glasgower Rivalen machen sich seit 1985 den Titel untereinander aus, der Rest der Liga spielt um Platz drei. In dieser Saison trennten Vizemeister Rangers und den Dritten Motherwell acht Punkte, obwohl den Rangers zehn Punkte abgezogen worden waren, nachdem man im Februar 2012 Insolvenz angemeldet hatte.

Mit der Entscheidung wurde auch ein Plan eines Konsortiums rund um den britischen Geschäftsmann Charles Green durchkreuzt. Nachdem die 1899 gegründete Klub-Betreiberfirma "Rangers Football Club plc" liquidiert worden war, hatte dieses Konsortium umgehend ein neues Unternehmen gleichen Namens gegründet. Und dieses sollte die alten Rangers in der Premier League ersetzen.

Wo der Rekordmeister in der kommenden Saison spielen wird, ist noch völlig offen. In Schottland gibt es neben der Premier League noch einen zweiten Profiliga-Verband, der die zweite, dritte und vierte Liga verwaltet. Die Rangers hoffen nun, in der First Division (2. Liga) spielen zu dürfen. Dies wird von zahlreichen Experten unterstützt, die Sorge vor der Absprung wichtiger Sponsoren und damit Millionenverlusten bei anderen Klubs haben, sollten die Rangers noch tiefer abstürzen.

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