"Fußball entwickelt sich in falsche Richtung"

APA12922418-2 - 26052013 - WOLFSBERG - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT SI - Tipp3-Bundesliga-Begegnung zwischen RZ Pellets WAC und FC Wacker Innsbruck am Sonntag, 26. Mai 2013, in Wolfsberg. Im Bild FC Wacker Innsbruck-Trainer Roland Kirchler. APA-FOTO: GERT EGGENBERGER
Innsbruck-Coach Roland Kirchler ereilte nach einem Tumult mit dem vierten Schiedsrichter eine harte Strafe.

Wenn Roland Kirchler heute über das letzte Saisonspiel in Wolfsberg redet, dann ist er immer noch aufgekratzt. Der 0:2-Rückstand, der beinahe sichere Abstieg, dann drei Tore in sechs Minuten, die spektakuläre Trendwende samt dem Happy End Klassenerhalt. "Das waren mit die größten Emotionen in meiner Karriere", erzählt der Coach von Wacker Innsbruck, der sich in Wolfsberg im emotionalen Übereifer des Gefechts im Finish am vierten Schiedsrichter vergriff und nun für seinen Rempler die saftige Rechnung präsentiert bekam. Der Strafsenat verhängte über den 42-Jährigen nicht nur eine Geldstrafe (10.000 Euro), Kirchler bekam obendrein auch noch eine einmonatige Funktionssperre (12. Juli bis 12. August) auferlegt. Damit werden die Innsbrucker bei den ersten fünf Saisonspielen ohne ihren Cheftrainer auskommen müssen.

KURIER: Haben Sie denn mit so einer Sanktion in diesem Ausmaß gerechnet?
Roland Kirchler:
Klar, ich habe den vierten Schiedsrichter angegriffen, aber es war doch weit weg von einer Tätlichkeit. Es war ein Schupfer, der in der Emotion passiert ist. Man muss das in der Situation auch ein wenig verstehen, das war ja auch kein normales Spiel. Ich weiß heute selbst, dass es ein Fehler war. Deswegen habe ich mich nach dem Spiel auch noch gleich in der Kabine für den Rempler entschuldigt. Aber das haben sie offenbar nicht akzeptiert. Ich bin ein wenig schockiert, was sie mir da jetzt aufgebrummt haben.

Was können Sie nicht nachvollziehen?
Dass sie mir zum Beispiel auch noch vorgehalten haben, dass ich nach dem Schlusspfiff auf das Spielfeld gerannt bin und mit meinen Spielern und den Fans den Klassenerhalt gefeiert habe. Das hätte ich scheinbar auch nicht tun dürfen. Aber keine Angst. Ich halte meinen Kopf schon hin und zahle die Strafe. Auch wenn das kaum wer versteht: Die Leute reden mich auf der Straße an und wundern sich über die Summe. Die sagen: ‚Hey, für 10.000 Euro hättest du ihn eigentlich würgen können.‘ Die Messlatte ist jetzt jedenfalls sehr hoch: Ich werde sehr genau schauen, was für Strafen in Zukunft ausgesprochen werden. Aber das Geld stört mich weniger. Dass ich dann auch noch für fünf Spiele gesperrt werde, finde ich schlimm. Offenbar wollten sie da dem Kirchler einen vor den Bug hauen.

"Fußball entwickelt sich in falsche Richtung"

FUSSBALL: TIPP3-BUNDESLIGA / RZ PELLETS WAC - FC W
"Fußball entwickelt sich in falsche Richtung"

FUSSBALL: TIPP3-BUNDESLIGA / RZ PELLETS WAC - FC W
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FUSSBALL: TIPP3-BUNDESLIGA / RZ PELLETS WAC - FC W
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FUSSBALL: TIPP3-BUNDESLIGA/ SV JOSKO RIED - FC WAC
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ÖFB SAMSUNG CUP: FC WACKER INNSBRUCK - RED BULL S

Was Schiedsrichter anbelangt sind Sie ja kein unbeschriebenes Blatt. Sie haben im Live-Interview gemeint, Sie wären zu intelligent für den Job des Schiedsrichters.
Ich weiß selbst, dass diese Aussage blöd war. Und ich nehme sie auch zurück. Klar, dass mir dieses Statement immer noch nachhängt und einige Leute deshalb auf mich immer noch beleidigt sind. Ich werde in Zukunft halt einfach nichts mehr sagen. Aber eines möchte ich schon festhalten: So wie’s jetzt abläuft, entwickelt sich der Fußball in die falsche Richtung.

Was meinen Sie konkret?
Es sind doch teilweise überhaupt keine Emotionen mehr erwünscht. Wenn ein Spieler beim Torjubel das Leiberl auszieht, wird er bestraft. Wenn unsere Fans in Wolfsberg den Klassenerhalt feiern und auf das Spielfeld laufen, werden wir bestraft. Sogar der WAC muss 2500 Euro zahlen. Die können gar nichts dafür. Das ist keine gute Entwicklung. Die Leute sehen sich den Fußball an, weil sie Emotionen sehen wollen.

Apropos Emotionen: Sie haben in Innsbruck mit dem Klassenerhalt eine neue Euphorie entfacht. Spüren Sie die Aufbruchstimmung als Sportdirektor auch im Budget?
Leider nein. In Innsbruck musst du ein David Copperfield sein. Du musst immer Geld zusammenkratzen und irgendwo was kürzen. So zu arbeiten ist eigentlich nicht professionell. Wir haben zumindest einmal den Vertrag mit Safar verlängert, ein Abwehrchef kommt auch noch. Aber für einen neuen Stürmer wird’s schon eng.

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