Ricardo Moniz, der Besessene

Ricardo Moniz, der Besessene
Den Großteil eines Tages verbringt der Salzburg-Trainer auf dem Trainingsgelände. Bisher hat sich der Einsatz nicht bezahlt gemacht.

Ricardo Moniz hat seine Lebensaufgabe gefunden: Fußball-Trainer oder besser gesagt Fußball-Lehrer. Salzburgs Cheftrainer lebt seinen Job. Mehr noch: Er lebt für seinen Job.

Vor eineinhalb Jahren kam Moniz aus Hamburg, wo er beim HSV gearbeitet hatte, nach Salzburg. Noch immer übernachtet er in einem Gasthaus. Den Großteil eines Tages verbringt er auf dem Trainingsgelände des Klubs. Dem Anspruch, dass ein Chef in der Früh als Erster kommen und am Abend als Letzter gehen muss, wird er jedenfalls gerecht.

Doch der Einsatz des 47-Jährigen hat sich noch nicht wirklich bezahlt gemacht. Salzburg hinkt sieben Monaten nach dem Aufstieg von Moniz zum Cheftrainer den eigenen Ansprüchen hinterher, sechs Bundesliga-Spiele ist der Titelfavorit nun schon sieglos. "Wir stecken mitten in einer Entwicklung", meint er.

Entwicklung ist überhaupt ein Lieblingswort von Moniz. Jeden Tag will er seine Spieler besser machen. Das wollte auch Jürgen Klinsmann bei den Bayern und scheiterte kolossal.

Während der Deutsche sich einer Unzahl an Spezialtrainern bediente, macht Moniz den Großteil der Arbeit selbst. Mehr noch: Er trainiert immer mit. "Wenn ich das nicht mehr könnte, würde ich sofort aufhören", sagt Moniz. Kein Wunder, dass ihm seine Fitness extrem wichtig ist. So soll er auch immer als Erster auf der Massagebank liegen.

Sprinter

Die Trainingseinheiten haben einen gewissen Unterhaltungswert. Dass ein Trainer Flanken schlägt, ist nicht ungewöhnlich. Dass ein Trainer davor aber einen 50-Meter-Sprint mit drei, vier Übersteigern hinlegt, hingegen schon.

Die Spieler sollen dazulernen. Und das in jeder Einheit. "Es gibt Fußball-Profis, die konnten mit 20 niemanden überspielen, und können das mit 35 immer noch nicht. Das kann doch nicht sein." Zuletzt kümmerte sich Moniz intensiv um den bald 30-jährigen Stefan Maierhofer. "Wir haben Technik trainiert."

Der Niederländer ist redselig. Auf jede auch noch so dumme Frage bemüht er sich, eine gescheite Antwort zu geben, obwohl ihm der Wortschatz fehlt. Da unterscheidet sich Moniz nicht von seinen Vorgängern Huub Stevens und Co Adriaanse. Wie seine Landsmänner fühlt er sich oft missverstanden. Seine Aussagen sind - wie jene von Stevens und Adriaanse - allerdings oft wirklich schwer zu verstehen.

Profiteur

Trotz des Negativlaufes glaubt Moniz die Zeit zu bekommen, um die Spieler wirklich besser zu machen, auch wenn die Mannschaft unter ihm eher schlechter als besser geworden ist. "Es gibt keinen Druck", sagt er. Ob sich Moniz da nicht täuscht?

Die Stimmung war jedenfalls schon besser. Das hängt weniger mit den Resultaten, sondern mehr mit der Personalführung von Moniz zusammen. In der Mannschaft gibt es nämlich einige, die sich mehr erlauben dürfen als die anderen. Diese kommen alle aus Brasilien.

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