Red Bull: Hütters Ära nach nur einer Saison zu Ende

Unter Druck: Salzburg-Trainer Adi Hütter benötigt mit seiner Mannschaft ein Erfolgserlebnis.
Der Erfolgstrainer und Doublegewinner Salzburg gehen trotz eines noch ein Jahr laufenden Vertrags getrennte Wege.

Es ist ein Paukenschlag, der keiner ist – und eine Überraschung, die nicht überraschend kommt. Adi Hütter und Salzburg werden trotz eines eigentlich bis Sommer 2016 laufenden Vertrags nicht mehr weiter zusammenarbeiten. In einer Presseaussendung wurde die einvernehmliche Trennung noch am Montagabend bestätigt.

Seit Wochen rumort es im Red-Bull-Umfeld, und es wurden auch dem KURIER immer wieder Informationen zugespielt, dass es für Hütter keine Zukunft in Salzburg geben werde – und das, obwohl der Vorarlberger in seiner ersten Saison Meister und Cupsieger geworden ist. Und in der Europa League die Gruppe gewonnen und das Achtelfinale erreicht hat.

Dass trotz der Erfolge nicht alles eitel Wonne war in Salzburg, ist ein offenes Geheimnis. Bei der Abschiedspressekonferenz des scheidenden Sportchefs Ralf Rangnick vor zwölf Tagen gab es auch kein eindeutiges Bekenntnis zum Erfolgstrainer, sondern den Hinweis auf eine noch ausstehende gemeinsame Saisonanalyse.

Analyse

Bei dieser waren nun offensichtlich so erhebliche Diskrepanzen zwischen den handelnden Personen in der sportlichen Ausrichtung aufgetreten, dass es kurz nach der Rückkehr Hütters aus seinem Urlaub in New York zur sofortigen Trennung kam.

Der Vorarlberger hatte in seiner Ära einen beachtlichen personellen Aderlass hinnehmen müssen: Mit Mané, Kampl und Alan verließen schon während der Saison drei Leistungsträger die Salzburger, nun folgten mit Keeper Gulacsi, Ramalho und Ilsanker drei weitere. Dazu ist der Verbleib von Teamspieler Sabitzer, der ja einen Vertrag bei RB Leipzig hat, mehr als fraglich.

Hütter hatte schon vor der Winterpause einen neuen, erfahrenen Verteidiger gefordert, im Jänner war ihm dieser Wunsch allerdings nicht erfüllt worden. Im Gegenteil: Mit Schiemer und Rodnei gingen die zwei Defensivroutiniers. Die Jugend sollte es richten.

Philosophie

Auch Rangnicks Nachfolger, Christoph Freund und Jochen Sauer, haben bereits angekündigt, die Philosophie des Deutschen fortzusetzen und weiter auf junge, entwicklungsfähige Spieler mit Qualität zu setzen.

Der Ex-Grödig-Trainer war 2014 als Nachfolger von Roger Schmidt verpflichtet worden. Hütter trat in Salzburg ein schweres Erbe an: Der umgängliche Deutsche war nämlich bei Fans und Spielern gleichermaßen beliebt. Mit dem Vorarlberger zog eine andere Art der Menschenführung ein, mit der nicht alle Spieler zurechtkamen.

Auch mit Ralf Rangnick war es mehrmals zu Auffassungsunterschieden gekommen, die auch dadurch publik wurden, dass der Deutsche während der Saison einige Male öffentlich Kritik an der Salzburger Spielweise übte.

Als möglicher Trainer bei RB Leipzig war Hütter jedenfalls nie ein Thema, obwohl Rangnick trotz monatelanger Suche keinen fand. Mittlerweile hat er sich selbst installiert – in einer Doppelrolle als Sportchef und Coach.

Kandidat

Mehr als ein Gerücht dürfte auch sein, dass Rangnick einen Trainer in Salzburg installieren will, der einmal in Leipzig sein Nachfolger sein könnte. Denn der 56-Jährige möchte beide Funktionen nur eine Saison ausüben. Deutschkenntnisse sollen in dieser Angelegenheit kein Muss-Kriterium sein.

Die spanische Zeitung El Mundo Deportivo brachte bereits einen konkreten Namen ins Spiel: Óscar Garcia, 42 Jahre, Ex-Spieler des FC Barcelona. Als Trainer machte er sich in Israel und England einen Namen, weil er seine Teams extrem offensiv spielen lässt. Bei Red Bull soll Garcia laut katalonischer Quellen bereits einen Zweijahresvertrag unterzeichnet haben.

Ob der Spanier wirklich Salzburgs neuer Trainer wird oder ob es vielleicht mit Liefering-Coach Peter Zeidler eine interne Lösung gibt oder ob jemand ganz anderer kommt, soll bis zum 27. Juni feststehen. An diesem Tag hat Red Bull als letzter der zehn Bundesliga-Klubs nach den obligatorischen Leistungstests das erste gemeinsame Training.

Jochen Sauer, General Manager: „Wir haben in der vergangenen Spielzeit mit der Verteidigung des Doubles etwas Großartiges geschafft und sind damit erst der dritte Verein, dem das in Österreich gelungen ist. Die entsprechende Analyse fiel aufgrund der erreichten Ziele verhältnismäßig kurz aus, da wir unseren Fokus voll auf die Planung und Ausrichtung der neuen Saison gelegt haben. Nach eingehenden und intensiven Gesprächen, die wir sehr respektvoll sowie ganz offen und ehrlich geführt haben, sind wir gemeinsam und einvernehmlich zur Entscheidung gelangt, anhand der unterschiedlichen zukünftigen Zielsetzungen ab sofort getrennte Wege zu gehen."

Christoph Freund, Sportlicher Leiter: „Der Kader wird sich in diesem Sommer wieder verändern. Es werden immer neue Spieler eingebaut und entwickelt. Dauerhaft Aufbau- und Ausbildungsarbeit zu leisten erfordert ein hohes Maß an Identifikation mit dieser Aufgabe, die obendrein bei uns auch mit einer sehr großen Erwartungshaltung gepaart ist. Gegenseitiges, uneingeschränktes Verständnis und Commitment in Bezug auf die gemeinsamen Ziele sind dabei eine unabdingbare Voraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit."

Adi Hütter, Ex-Trainer: „Nach mehreren offenen, guten und intensiven Gesprächen, sind wir gemeinsam zu dem Entschluss gekommen, getrennte Wege zu gehen. Nach einem sehr erfolgreichen Jahr, kann ich mich mit eine guten Gefühl von Red Bull Salzburg verabschieden."

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