Rapids Rekordeinkauf: Ivan, der Intelligente
Wie werden Fußballer nach dem ersten Eindruck üblicherweise beschrieben? Von "richtig gut" über "hat Potenzial" bis "der kann gar nix".
Fragen nach Ivan Mocinic bringen bei Rapid eine gleichlautende, aber im Fußball selten verwendete Antwort. Egal, ob es der Trainer, die Mitspieler oder Vereinsmitarbeiter sind. Sie alle sagen: "Mocinic? Intelligent!"
Beim KURIER-Gespräch vor dem Rückspiel im Play-off zur Europa League gegen Trencin sitzt Ivan Mocinic mit seinem bubenhaften Gesicht und der Frisur, die an einen Brit-Popper erinnert, da und wirkt – nun ja, intelligent.
Der 23-jährige Kroate hat im Gymnasium vier Jahre Deutsch gelernt, spricht mit Stefan Schwab auch Italienisch, Interviews gibt er vorerst lieber auf Englisch. "Bei Rapid lerne ich drei Mal pro Woche Deutsch. Meine Erinnerungen kommen zurück."
Erinnerung an Österreich
Erinnerungen hat der defensive Mittelfeldspieler auch an Österreich. Vater Efrem kam 1990 zum damaligen Zweitligisten Salzburg. "Dann hat er noch zwölf Jahre für Amateurklubs hier gespielt. Ich bin mit meiner Mutter in Rijeka geblieben. Drei Mal pro Jahr sind wir für eine Woche als ganze Familie nach Österreich gekommen. Mir ist damals aufgefallen, wie schön es hier ist. Auch die Mentalität ist ähnlich."
Daheim in Rijeka wurde Mocinic junior zum Vorzeigespieler. 15 Jahre beim Klub, 2014 für die WM nominiert (und verletzt abgereist), am Ende Rijekas Vize-Kapitän. "2011 sind mit mir einige starke Spieler aus der Akademie zu den Profis gekommen. Der Klub wächst seither sehr schnell, die Trainingsbedingungen sind sehr gut. Rijeka ist ähnlich stark wie Dinamo. Da wäre ein Wechsel nach Zagreb für mich nicht infrage gekommen."
"Einer wie Modric"
Im Frühjahr reifte bei Mocinic der Entschluss, in eine stärkere Liga zu wechseln. Rapid war auf der Suche nach einem Petsos-Nachfolger, und Zoran Barisic erkannte in Mocinic "einen wie Modric". Da Real-Star Luka Modric einer der Lieblingsspieler des Ex-Trainers ist, darf der Vergleich als Adelsprädikat gesehen werden. "Modric ist einer der Besten. Aber ich habe keine Vorbilder. Ich bin Ivan."
Sportdirektor Andreas Müller erzählt: "Wir haben am Anfang befürchtet, dass Ivan nicht zu kriegen sein wird. Da mischten mehrere Manager mit, und es war die Rede von den Top-4-Ligen." "Es gab Kontakte nach Deutschland, Italien und England", bestätigt Mocinic. Nach Russland, trotz angebotener Top-Gage in Kasan, wollte er hingegen nicht.
Weil sonst kein Klub die Ausstiegsklausel um drei Millionen ziehen wollte, kam Rapid wieder ins Spiel. "Die wollten mich wirklich. Das wurde mir bei einem Gespräch im Mai gleich klar." Mit Manager Frank Schreier wurde eine Lösung für den Deal gefunden: "Die Klausel wurde gestrichen und danach eine erfolgsorientierte Ablöse vereinbart." Rapid hat etwas mehr als zwei Millionen Euro Ablöse gleich überwiesen, bei entsprechendem Erfolg könnten es auch drei werden.
Schnell im Kopf
Rekordeinkauf – eine Drucksituation? "Viel mehr eine Ehre und der Auftrag, jeden Tag wirklich alles zu geben", schießt es aus dem Taktgeber heraus, der nicht nur auf dem Feld sehr flink ist. "Ich höre öfters, dass ich im Kopf schneller bin als die anderen. Das ist mein Stil zu spielen." Trainer Mike Büskens ist begeistert: "Ivan macht einen perfekten Job und uns als Team besser." Jan Novota erzählt von "unglaublichen Pässen und Dribblings im Training".
Mocinic meint trocken: "Ich muss hier die Details noch besser kennenlernen. In zwei Monaten werde ich besser spielen als jetzt."
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