Rapid: Warten auf die Stadionverbote

Rapid: Warten auf die Stadionverbote
Es gibt nach dem Skandal-Derby noch kein einziges Stadionverbot, weil nicht klar ist, wer die Platzstürmer bestraft.

Mit einer konsequenten Leistung besiegte Rapid Mittwochabend Zweitligist SKN St. Pölten 5:0 (2:0). Konsequent ruhig blieben auch die zahlreichen Rapid-Fans unter den 2400 Besuchern am St. Pöltner Voith-Platz: Die stark verbesserte Mannschaft (mit einem überragenden Deni Alar) wird aus Protest gegen die Strafmaßnahmen nach dem Platzsturm im Wiener Derby nicht angefeuert. Rapid-Trainer Peter Schöttel nennt das "die Schatten der Vergangenheit, die noch in die neue Saison ragen".

Den längsten Schatten wirft das heikle Thema Stadionverbote. Aus dem Innenministerium ist zu hören, dass die Identifizierung der Platzstürmer bereits abgeschlossen ist.

Beim zuständigen Liga-Senat 3 ist aber noch kein einziger Antrag auf ein Stadionverbot eingegangen. Laut Bundesliga wird auf die Namensliste plus Beschreibung des Vergehens von Rapid gewartet. Klubservice-Leiter Andy Marek reagiert irritiert: "Wir wollen sicher nichts blockieren. Aber zuletzt war es üblich, dass die Exekutive die betreffenden Daten an die Bundesliga weiterleitet. Das wurde bei den Pyrotechnik-Vergehen im Frühjahr auch so gehandhabt."

Rapid als betroffener Klub, das Innenministerium als Exekutivgewalt, oder die Liga als übergeordnete Institution - wer übernimmt die Verantwortung für die Bestrafung der Randalierer?

Änderung

Hintergrund der ganzen Misere ist eine Änderung der Bundesliga-Sicherheitsrichtlinien. Nicht nur der Strafrahmen für bundesweite Stadionverbote wurde verändert - bisher betrugen diese maximal zwei Jahre, jetzt können bis zu zehn Jahre Stadionverbot ausgesprochen werden - auch der Verfahrensweg ist ein anderer.

Bisher musste laut Paragraf 7 der Sicherheitsrichtlinien ("Stadionverbote") der veranstaltende Klub beim Senat 3 Antrag auf Verhängung von bundesweiten Stadionverboten stellen. In den neuen Richtlinien kann dies "auf Antrag eines Klubs oder von Amts wegen vom Senat 3 ausgesprochen" werden.

Fest steht, dass die Zeit knapp wird - auch wenn zum Ligaauftakt am 16. Juli gegen die Admira ein Geisterspiel wartet. Da die Platzstürmer bundesweite Stadionverbote bekommen werden, sollte es auf jeden Fall vor dem Spiel in Wr. Neustadt am 23. Juli verbindliche Konsequenzen geben.

Das wird sich kaum ausgehen. Denn laut Bundesliga-Sicherheitsrichtlinien steht den verurteilten Fans ohne zusätzliche Kosten der Instanzenweg offen. "Gegen bundesweite Stadionverbote steht dem Betroffenen das Rechtsmittel des Protestes an das Protestkomitee zu, welches verbandsintern rechtskräftig entscheidet."

Kurios

Platzstürmer können momentan bei Rapid sogar ihre Saisonabos verlängern. "Das können wir aus rechtlichen Gründen nicht verhindern. Sobald klar ist, wer ein Stadionverbot bekommt, werden die betreffenden Abos gesperrt. Diese Fans können dann bei Rapid die bezahlte Summe wieder abholen", erklärt Marek.

Ein weiteres Kuriosum: Da sich die "aktive Fanszene" zu Unrecht verfolgt fühlt, werden Spenden für den Rechtsbeistand durch Werner Tomanek gesammelt. Der Jurist ist aber auch gegen Rapid aktiv - und zwar als Anwalt von Peter Pacult, im Rechtsstreit um den Rauswurf des Ex-Trainers.

Trotz der mühsamen Aufarbeitung des Platzsturms und der sportlichen Enttäuschungen der vergangenen Saison hält die Begeisterung für Rapid an: 6200 Jahreskarten wurden bereits abgesetzt. Marek meint: "Es ist überraschend: Wir verkaufen die Abos schneller als je zuvor und werden wieder 10.000 schaffen."

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