Rapid und die Rote Laterne

Rapid und die Rote Laterne
Als einziges Europacup-Team haben die Rapidler bisher noch nicht gepunktet.

Es ist der Schlusspunkt eines langen und insgesamt enttäuschenden Europacup-Herbstes. Es ist die letzte Chance, die rote Laterne abzugeben: Dinamo Zagreb hat am Dienstag durch einen Elfmeter in der Nachspielzeit gegen Kiew als letzte Mannschaft der Champions League gepunktet. In der Gruppenphase der Europa League steht vor dem zweiten Duell mit Metalist Charkiw nur noch bei Rapid der Nuller. So wie damals, 2005 in der Champions League.

Erlebt haben die Rapidler in den neun bisherigen internationalen Auftritten schon mehr als andere Vereine in vielen Saisonen zusammen. Die Nervenschlacht gegen Novi Sad mit vier Toren in der Nachspielzeit in den zwei Partien gegen die Serben.

Der Skandal mit den Ausschreitungen von Thessaloniki und die Glanzleistung im Rückspiel gegen PAOK. Der Selbstfaller im Geisterspiel gegen Rosenborg, wie auch zuletzt in Trondheim. Die doppelte Chancenlosigkeit gegen Bayer Leverkusen. Und die bemerkenswert starke Leistung in Charkiw – auch, wenn das nach einem 0:2 eigenartig klingt.

"Wir haben viel Lehrgeld gezahlt. Die Chancen auf wesentlich mehr Erfolg waren sicher da", sagt einer, der immer dabei war: Mario Sonnleitner hat nicht nur in den neun Europacup-Partien durchgespielt, sondern verteidigte auch in den anderen 21 Pflichtspielen seit Mitte Juli stets von Beginn an.

Sonnleitners Serie

Mit bereits 30 Einsätzen in 20 Wochen ist der 26-jährige Steirer der fleißigste Spieler aus der österreichischen Bundesliga. Dauerbrenner von anderen Vereinen hängt er locker ab, weil nur Rapid den Sprung in die Gruppenphase geschafft hat. Bei den Hütteldorfern folgen Tormann Lukas Königshofer und Flügelspieler Christopher Trimmel mit jeweils 26 Einsätzen seit Juli.

Über eine Pause für den zuletzt nicht immer frischen und dadurch fehlerhaften Sonnleitner denkt das Trainerteam schon länger nach. Als schnellster Verteidiger des Kaders ist er gegen die flinken Südamerikaner von Metalist aber nicht wegzudenken. "Wirklich hart war es nach der Woche mit den drei Auswärtsspielen gegen Mattersburg, Rosenborg und die Admira. Das Reisen und die unterschiedlichen Beginnzeiten rauben dir die wichtige Spritzigkeit", erklärt Sonnleitner, der seine Ernährung und die Schlafzeiten auf den Spielrhythmus einstellt.

"Jetzt bin ich wieder frischer. Wir werden alles, was wir haben reinwerfen, um endlich zu punkten", erklärt der Ex-Sturm-Spieler (107 Einsätze) vor seiner 109. Partie für Rapid. "Wir werden gegen den Gruppensieger ein sehr motivierter Außenseiter sein", verspricht Trainer Peter Schöttel, der wieder auf Steffen Hofmann verzichten muss.

Kulisse

Die Kulisse wird trotz der Pleitenserie im Happel-Stadion bemerkenswert sein: 36.000 Abos wurden verkauft. "Über 30.000 werden trotz der Kälte auch kommen", versichert Klubservice-Leiter Andy Marek. Als Dankeschön für die Fans gibt es am Sonntag zu Hause gegen Wacker für Kinder bis 14 Jahren freien Eintritt.

Zum Ärgern Wäre es peinlich, als letzte Mannschaft der europäischen Gruppenphasen ohne Punkt übrig zu bleiben. "Sicher nicht, aber es wäre sehr ärgerlich", meint Schöttel. "Chancenlos waren wir nur beim 0:4 gegen Leverkusen. Entscheidend war, dass wir seit dem Geisterspiel den möglichen Punkten hinterherlaufen."

Da die Südamerika-Auswahl aus Charkiw ohne den Stars Taison und Cleiton Xavier erwartet wird, steigt bei Rapid die Hoffnung. "Ich wünsche mir, dass unter dem Weihnachtsbaum auch europäische Punkte liegen", sagt Königshofer.

Die Erlebnisse eines harten Herbstes und die öffentliche Kritik haben bei Rapid zu einem Umdenken geführt. Nach einem Sommer mit bewusst niedrigen Ausgaben wird im Winter finanziell mehr riskiert. Admiras Offensivtalent Marcel Sabitzer, 18, samt Vater Herfried haben sich auch deshalb auf Rapid festgelegt, weil die Austria nicht mehr mitbieten wollte. „Bei der Höhe der gewünschten Ablöse ist die Differenz noch groß“, verrät Trainer Peter Schöttel. Da die Admira im Sommer nur noch 76.000 Euro Ausbildungsentschädigung bekommen würde, ist ein Transfer im Winter aber wahrscheinlich.

Parallel läuft die Suche nach einem erfahrenen zentralen Mittelfeldspieler. Die aktuellen Favoriten laut KURIER-Informationen: Manuel Weber, 27, der Sturm laut seinem Management nach der Ausbootung um eine geringe Ablöse verlassen kann und Ex-Rapidler Branko Boskovic, 32, der seinen Vertrag in Washington aufgelöst hat, um nach Europa zu wechseln. "Boskovic ist interessant. Es ist kein Problem, dass er 2010 gegangen ist", bestätigt Manager Stefan Ebner.

Webers Vorteil: Er kann im Zentrum von ganz defensiv bis ganz offensiv alles spielen. "Der Kader soll aber nicht größer werden", sagt Schöttel. Drazan könnte verkauft, Unzufriedene abgegeben oder verliehen werden.

Martin Stranzl hat mit Borussia Mönchengladbach den Aufstieg in das Sechzehntelfinale der Europa League bereits fixiert, drei weitere österreichische Legionäre kämpfen am Donnerstag in der letzten Runde noch um den Einzug in die K.o-Phase. Der VfB Stuttgart mit Martin Harnik und Raphael Holzhauser, der voraussichtlich Ersatz ist, sowie der FC Basel mit Aleksandar Dragovic haben es jeweils selbst in der Hand.

Stuttgart hat Molde FK zu Gast und würde mit einem Sieg den einen Punkt zurückliegenden FC Kopenhagen auf Distanz halten. Die Schwaben können nach zuletzt zwei Bundesliga-Siegen in Folge mit Selbstvertrauen in die entscheidende Partie gehen. Harnik war zuletzt nur Ersatz, könnte aber nun wieder in die Startelf rutschen.

Sollte das Team von Bruno Labbadia den Aufstieg schaffen, würde Stuttgart einen historischen Erfolg für den deutschen Klub-Fußball perfekt machen. Sechs Bundesligisten haben das Überwintern in Europa League und Champions League schon sicher, bei einem VfB-Erfolg würden erstmals sieben deutsche Vereine im Frühjahr noch im Europacup-Einsatz sein.

Schlechte Erinnerungen

Die Schwaben haben aber schlechte Erinnerungen an Molde, kassierten sie doch mit einem 0:2 gegen den von Ole Gunnar Solskjaer trainierten norwegischen Meister am 4. Oktober ihre bisher einzige Niederlage in der Europa-League-Gruppe.

Basel gastiert beim bereits qualifizierten Tabellenführer KRC Genk. Die Schweizer haben zwei Punkte Vorsprung auf Videoton Szekesfehervar, das bei Sporting Lissabon zu Gast ist. Aufgrund der direkten Duelle (1:2 in Ungarn, 1:0 in Basel) reicht den Schweizern schon ein Punkt zum Aufstieg.

Mönchengladbach bestreitet das letzte Gruppenspiel mit einer B-Auswahl. In der sportlich bedeutungslosen Partie bei Tabellenführer Fenerbahce Istanbul verzichtet Trainer Lucien Favre unter anderem auch auf Abwehrchef Stranzl, der die Reise nach Istanbul nicht mitmachte.

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