Rapid: Der Fan-Mythos wird entzaubert

Die kuriose Seite des Protests: Wenn die Fans wie in Wiener Neustadt schweigen, kommt der Erfolg zu Rapid zurück.

Es gibt sie tatsächlich. Jene Spiele, in denen die Fans zum sprichwörtlichen zwölften Mann werden. Wer 2009 und 2010 in Birmingham vor Ort war, hat gespürt, wie die unermüdliche Unterstützung der Rapid-Fans mitgeholfen hat, den großen Favoriten Aston Villa im Europacup gleich zwei Mal auszuschalten.

Von dieser positiven Energie ist 2011 nichts mehr übrig. Der Rapid-Anhang zog den stillen Protest beim 2:0 in Wiener Neustadt - bis auf den späten Jubel bei den Last-Minute-Treffern - durch. Trainer Peter Schöttel fand das Schweigegelübde der Beleidigten (aufgrund der Sanktionen nach dem Platzsturm) sogar "noch lähmender als ein Geisterspiel".

Vielleicht ist die für das Heimspiel gegen Ried erneut angekündigte gespenstische Atmosphäre aber auch ein Erfolgsgeheimnis. Zumindest laut Statistik wird der Mythos von der vermeintlich so wichtigen Unterstützung durch die Fans entzaubert. In den letzten Monaten waren die Rapidler immer dann besonders effektiv, wenn sie nicht angefeuert wurden.

Die Chronologie:

2:0 gegen Ried Nach dem 0:1 in Mattersburg kam es im Hanappi-Stadion am 6. März zum ersten stillen Protest, mit Transparenten gegen Pacult, Hörtnagl und Kuhn. Nach dem zweiten Salihi-Treffer in Minute 46 schreien die Fans doch wieder für Rapid - es fallen keine weiteren Tore.

1:1 in Kapfenberg Als Reaktion auf das Cup-Aus in Ried schweigen die Fans in Kapfenberg eine Rapid-Viertelstunde lang. Kulovits nutzt die Ruhe am 7. Mai zum Führungstreffer in Minute 9. Nachdem der Support der Rapidler wieder eingesetzt hat, gelingt Kapfenberg noch der Ausgleich.

1:2 in Ried Beim Spiel um die letzte Europacup-Chance am 14. Mai stellen die Anhänger beim Stand von 0:2 ihre Unterstützung zur Pause ein. Daraufhin läuft es besser, Nuhiu erzielt immerhin den Anschlusstreffer.

2:1 beim LASK Nach dem Skandal-Derby beschließt die "aktive Fanszene", weiterhin die Rapid-Spiele zu besuchen, aber bis auf Weiteres die Unterstützung einzustellen. Auf der ruhigen Linzer Gugl gelingt zum Saisonende am 25. Mai ein 2:1.

2:0 gegen die Admira Zum Saisonstart dürfen im Geisterspiel nur 75 Jugendliche aus einem Kinderdorf Stimmung machen.

2:0 in Wr. Neustadt Auch im insgesamt sechsten Pflichtspiel, in dem
Rapid-Fans zumindest teilweise die Unterstützung verweigern, lassen sich die Spieler nicht vom Toreschießen abhalten.

Nuhiu und Drazan erhöhen das Torverhältnis in der Spielzeit ohne Fan-Unterstützung auf 10:1.

Trainer Schöttel erklärte nach dem perfekten Saisonstart, dass sich seine Mannschaft "die Unterstützung in Zukunft verdient hätte".

Er machte aber auch klar, dass er nicht alles gutheißt, was Fans von sich geben. So hatte Schöttel bei der Mitgliederversammlung vor dem Saisonstart verraten: "Das Trainerteam baut auf die Fähigkeiten von Nuhiu." Im Saal brach daraufhin Gelächter aus. Schöttel: "Das hat mich maßlos gestört."

  • Hintergrund

  • Ergebnisse

  • Hintergrund

  • Spielbericht

  • Reaktion

Kommentare