"Party-Vardy" soll den "Brexit" verhindern

Fingerzeig: Jamie Vardy vereint englischen Erfolg und exzessiven Lebensstil
Jamie Vardy ist so ungewöhnlich, dass er sogar die englische Politik verändern könnte.

Es sind Tage der Entscheidung für England. Heute geht es gegen die Slowakei (21 Uhr) um den Aufstieg bei der EURO, am Donnerstag um den Ausstieg aus der EU.

Einem Ja zu England bei der Europameisterschaft könnte auch ein Ja zu Europa folgen. Schon öfters wurde der Zusammenhang von Erfolgen auf dem Rasen und einer Stimmungsverbesserung in der Heimat untersucht. Wenn die Engländer hingegen den Aufstieg doch noch verspielen, könnten die negativen Argumente der EU-Gegner noch mehr ziehen und bei der Abstimmung tatsächlich der "Brexit" folgen.

EM-Start-Debüt

Verhindern könnte das eine wie das andere Jamie Vardy. Der bereits 29-Jährige startete als Teamkollege von Christian Fuchs durch, wurde mit Leicester Meister und bewies mit dem Ausgleich beim 2:1 gegen Wales, dass er auch im Nationaldress für wichtige Treffer zu haben ist. Als Belohnung soll der Wunschspieler von Arsenal gegen die Slowaken erstmals bei der EURO von Beginn an stürmen.

Trotz dieser ungewöhnlichen Fotos, die den Aufsteiger aus Sheffield beim Konsum von Kautabak und mit einer Dose Red Bull in der Hand zeigen. "Ich habe schlecht geschlafen. Ich brauchte das, um wach zu werden", lautete die Erklärung. Auch die Team-Mediziner hätten nichts gegen das ungesunde, aber nicht verbotene Doping. "In England ist der Lebenswandel der Kicker kein Thema, solange sie im Match ihre Leistung bringen", erklärt der langjährige England-Legionär Paul Scharner.

Also wird auch die Angst vor Fitnesskammern verziehen. "Das letzte Mal, dass ich ein Gewicht gehoben habe? War wahrscheinlich diese Dose Red Bull", scherzte Vardy. Ernst gemeint ist seine Sorge vor zu vielen Muskeln: "Hanteltraining würde mich langsamer machen."

Wie im Film

Das alles passt nicht in das professionalisierte Fußball-Business – und umso besser in den Film, der über den Lebenslauf des "Gangsters" gedreht wird. Weil ein Freund wegen seines Hörgeräts beleidigt wurde, schlug der damalige Stürmer eines Achtligisten zu. Sechs Monate Fußfessel musste der heutige "working class hero" tragen. Noch vor vier Jahren jubelte er für einen Fünftligisten. Bei Leicester erkannten die Scouts das Talent, zahlten 1,2 Millionen Euro Ablöse und wunderten sich über eine Klausel: Fleetwoods Klubboss bestand auf eine Extra-Zahlung, falls Vardy später noch zum Teamspieler werden sollte. Aber sicher doch.

Mittlerweile glauben alle an den "Party-Vardy". Unbekümmert verblüfft er immer wieder. Schaffte den Rekord, in elf Premier-League-Spielen in Folge zu treffen. Und er spricht davon, dass nur der EM-Titel das Ziel der Three Lions sein kann.

"Wo ein Vardy ist, ist auch eine Party", twitterte Fuchs über den Klubkollegen. Und die Leicester-Fans singen: "Jamie Vardy’s havin’ a party, bring your vodka and your charlie". Übrigens: "charlie" ist ein Slangwort für Kokain.

Aber auch dafür hätte Vardy sicher eine Erklärung.

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