Pacult: Falsche Stadionverbote

Pacult: Falsche Stadionverbote
Der ehemalige Rapid-Trainer spricht im Interview über Vergangenes und die Zukunft mit dem profihaften Amateurklub Leipzig.

Ungewöhnliche Premiere für Rapids ehemaligen, im April gefeuerten Meistermacher Peter Pacult. Sein neuer deutscher Verein, der aus rechtlichen Gründen nicht Red Bull, sondern RasenBallsport Leipzig heißt, trifft im Cup auf den von Felix Magath trainierten Bundesliga-Klub Wolfsburg. Selbst die Wolfsburg-Reserve war in der abgelaufenen Meisterschaft der vierten deutschen Liga noch vor RB Leipzig gelandet. Sky überträgt Freitag das Cup-Duell David gegen Goliath live.

KURIER: Ihr neuer Klub gehört in Deutschland der vierten Leistungsstufe an. Wo würden Sie ihn in Österreich einreihen?

Peter Pacult: Anderes Land, andere Mentalität. Ich vergleiche net Äpfel mit Birnen.

Aber Umfeld und Trainingsbedingungen, versichert Ihr Presse-Chef Shoukry, haben bereits Bundesliga-Format?
Ja. Das Trainingszentrum wird zwar erst in zwei Jahren fertig. Aber schon in den nächsten Wochen entsteht rund um die gepflegten Spielfelder eine Container-Stadt. Es passt alles. Wir spielen im WM-Stadion von Leipzig. Für das Wolfsburg-Spiel wurden schon 18.000 Karten verkauft.

Rechnen Sie sich insgeheim Chancen aus?
Wolfsburg hat noch in den letzten Tagen gehörig aufgerüstet und u. a. mit Träsch einen Teamspieler aus Stuttgart geholt. Die Ausgangslage für meine neue Mannschaft ist so wie wenn in Österreich ein Viertligist gegen Rapid spielt.

Apropos Rapid? Haben Sie während Ihres Österreich-Camps in Bad Radkersburg die zwei bisherigen Meisterschaftsspiele Ihres Ex-Klubs, der Sie im April hinausgeworfen hatte, im TV gesehen?
G'sehen nicht. Aber einiges g'hört.

Somit wissen Sie sicher, zumal Ihr Freund und Anwalt Werner Tomanek Mitglieder der gefürchteten Hardcore-Abteilung juristisch vertritt, dass die Fan-Probleme nach wie vor ungelöst sind?
Ja. Ich weiß aber auch, dass einige Leut' ein Stadionverbot ausgefasst haben, obwohl die beim Platzsturm im Derby gegen die Austria gar nicht anwesend gewesen sind.

Zu Ihnen war der harte Kern von der Westtribüne selbst in Erfolgszeiten gar nicht nett gewesen. Schon damals würdigten Sie, ohne Ihren nunmehrigen Dienstgeber zu kennen, die Aktion von Dietrich Mateschitz, der in Salzburg auf den Anhang der Salzburger Austria keinen Wert mehr gelegt hat. Wie denken Sie heute darüber?

Ich sage nur so viel: Salzburg hat es vorgezeigt.

Pacult: Falsche Stadionverbote

In der Salzburger Red-Bull-Zentrale wird von Ihnen der Meistertitel mit Leipzig erwartet. Im sächsischen Raum gilt RB jedoch als unbeliebt. Nicht nur bei den Medien. Manche Vereine weigern sich sogar, gegen RB Leipzig Trainingsspiele auszutragen. Spüren Sie den scharfen Wind, der Ihnen dort entgegenbläst?
Da wird doch viel aufgebauscht. Wenn ich durch die Stadt gehe, habe ich nicht den Eindruck, dass man uns nicht mag. Wir durften auch auf der Anlage des sächsischen Landesverbandes trainieren.

Täglich?
Natürlich. Alle meine Spieler sind Profis. Dazu verfüge ich über ein erfahrenes Trainerteam. Co-Trainer Tom Stohn kenne ich von unseren Zeiten bei 1860 München. Tormann-Trainer Perry Bräutigam war ehemaliger Teamtormann der DDR. Und Konditionstrainer Christian Canestrini habe ich von Rapid mitgenommen.

Haben Sie auch österreichische Spieler im Kader?
Prettenthaler ist im Trainingslager in Bad Radkersburg, das wir am Mittwoch beenden, dabei. Ob er verpflichtet wird, steht nicht fest.

Ist der Trainingsumfang bei Ihrem Viert-Liga-Klub ähnlich groß wie bei Rapid?
Vom Zeitaufwand ja. Natürlich gibt es Qualitätsunterschiede. Die Fehlerquote ist bei Leipzig höher. In der deutschen vierten Liga ist der Fußball ein anderer. Hier muss der Erfolg über Disziplin und Kampf gesucht werden.

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