Österreich erkämpft Punkt gegen Wales

Marko Arnautovic und Gareth Bale die um den Ball kämpfen
Die Österreicher glichen zweimal einen Rückstand aus, ein Sieg wäre möglich gewesen.

Gut besucht, aber doch nicht restlos voll. Es mag am Temperatursturz gelegen haben, aber es war nach dem Leistungsabfall im französischen Sommer wohl eher ein gewisses Misstrauen, das Teile der Anhängerschaft in die Abwartestellung drängte. So wurde es zu einem Wegweiser, dieses erste Heimspiel in der WM-Qualifikation gegen den EM-Halbfinalisten Wales. Neuer Anlauf, neues Ziel. Der Versuch, zu alten Tugenden zurückzufinden, wichtige Punkte zu sammeln in der Startphase, die erst am Sonntag nach dem Auswärtsspiel in Serbien genauere Erkenntnisse bringen wird.

Die Zwischenbilanz: Österreichs Team bewegte sich im Spiel gegen Wales zwischen kreativen Lichtblicken, hatte in der Defensive Schattenseiten, aufgerieben von Pech und Ungeschicklichkeiten.

Versuchsreihe

Neubeginn, neue Idee? Man solle sich doch überraschen lassen, meinte der Teamchef bei seinem letzten medialen Auftritt vor dem Spiel. Nun, Marcel Koller beließ so ziemlich alles beim Alten, vertraute einem einst sehr erfolgreichen System. Bis auf die Position, die nach dem Abgang von Christian Fuchs einer endgültigen Klärung bedarf. Jene links hinten in der Viererkette. Kevin Wimmer hieß der neue Versuch.

Österreich erkämpft Punkt gegen Wales
Gareth Bale (R) of Wales vies with Austrian's Kevin Wimmer during the WC 2018 football qualification match between Austria and Wales in Vienna on October 6, 2016. / AFP PHOTO / JOE KLAMAR
Zur tragischen Figur sollte der Innenverteidiger von Tottenham werden. Ein Spiel der Gegensätze, das allerdings auch nach Helden verlangte: Marko Arnautovic war jedenfalls einer.

Was munter begann, geriet zunächst ins Stocken aufgrund beidseitiger taktischer Disziplin und hinterließ Ratlosigkeit zum Pausenpfiff. Es war zunächst Wimmer, der mit einem Kopfball nach Alabas Eckball Hoffnung erzeugte. Dann war es wiederum Wimmer, dessen verunglückter Klärungsversuch Ausgangspunkt des Rückstands wurde.

Gareth Bale, der rasende Superstar aus Madrid war Dragovic enteilt, Flanke, Wimmer stochert den Ball nur weg, ermöglicht die Kopfballvorlage von Gunter, ein vorbildlicher Schuss von Allen – 0:1 (22.). Und es sollte noch einmal Wimmer sein, der am Boden liegend eine Fußabwehr (Kopfball Chester) von Torhüter Almer in ein Eigentor verwandelte. 2:1 führte Wales zur Pause.

Weil es eben Arnautovic zwischenzeitlich gelungen war, eine Vorlage von Alaba schlitzohrig an Goalie Hennessey vorbei zu mogeln. (28.). Dennoch, so dumm der Begriff des unnötigen Rückstandes auch sein mag, der Spielverlauf gegen die Waliser erlaubte ihn. Viel Ballbesitz, viel Engagement blieb unbelohnt.

Aufwärtstrend

In positiver Erinnerung wird jedoch bleiben: Österreichs Team ließ sich selbst durch die größten Missgeschicke nicht entmutigen, schaffte es, die Rückschläge wegzustecken. Langsam scheinen Automatismen zurückzukehren, die gesteigertes Selbstvertrauen erahnen lassen. Dieses fehlte Arnautovic so gut wie nie. Als er einer walisischen Schlamperei im Mittelfeld auf die Schliche kommt, zieht er auf und davon und trifft zum 2:2. (48.).

Österreich erkämpft Punkt gegen Wales
Football Soccer - Austria v Wales - 2018 World Cup Qualifying European Zone - Group D - Ernst Happel Stadium, Vienna, Austria - 6/10/16 Austria's Marko Arnautovic scores their second goal Reuters / Heinz-Peter Bader Livepic EDITORIAL USE ONLY.
Bis zum Schluss versuchen die Österreicher initiativ zu blieben, einen größeren Schaden können sie in der gegnerischen Hintermannschaft nicht mehr anrichten.

Am Sonntag in Belgrad wird sich weisen, ob die Formkurve weiter nach oben verläuft. Das Spiel gegen Wales lässt zumindest darauf hoffen. Es wird jedenfalls eng in dieser Gruppe.

Wien, Ernst-Happel-Stadion, 44.200 Zuschauer, SR Cakir

Tore: 0:1 Allen (22.), 1:1 Arnautovic (28.), 1:2 Wimmer ET (45.+2), 2:2 Arnautovic (48.)

Österreich: Almer (58. Özcan) - Klein, Dragovic, Hinteregger, Wimmer - Baumgartlinger, Alaba - Sabitzer, Junuzovic (79. Schöpf), Arnautovic (87. Schaub) - Janko

Wales: Hennessey - Gunter, Chester, Davies, Williams, Taylor (91. Huws) - Ledley, Allen (56. Edwards) - King - Bale, Vokes (77. Robson-Kanu)

Gelbe Karten: Arnautovic (50.), Janko (90.+2) bzw. Davies (60.)

Marcel Koller (Teamchef Österreich): "Wales ist eine sehr starke Mannschaft, sie waren im EM-Halbfinale. Das hat sich heute gezeigt. Uns ist es heute gut gelungen, nichtsdestotrotz haben sie aus den ersten drei Möglichkeiten zwei Tore gemacht. Unsere Mannschaft hat hervorragend gespielt, wir haben Ruhe bewahrt und haben zweimal einen Rückstand aufgeholt. Wir haben unser Spiel gespielt, konnten den Gegner unter Druck setzen. Wir wussten, dass sie bei Standardsituationen gut sind, dass wir aufpassen müssen. Da müssen wir noch weiter zulegen, das haben wir in der Pause angesprochen. Das haben wir nicht in jeder Situation hinbekommen."

Chris Coleman (Teamchef Wales): "Wir haben schon gewusst, dass Österreich ein gutes Team hat. Selbst haben wir nicht so gut gespielt, wie wir das können, aber wir haben Möglichkeiten gefunden, um einen Punkt mitzunehmen. Österreich war besser, aber bei Standardsituationen haben wir für Gefahr gesorgt. Es ist eine enge Gruppe. Österreich wird am Ende vorne dabei sein, mit Wales und vielleicht Serbien."

Julian Baumgartlinger (Kapitän Österreich): "Ich denke, wir haben eine gute Partie gemacht, waren taktisch gut eingestellt. Bei Standardsituationen kommt es auf den letzten Schritt, auf die letzte Fokussierung an. Man muss in jeder Situation da sein, von Anfang an. Das hat uns bei der EURO gegen Island (1:2, Anm.) schon etwas gekostet. Wir sind zurück gekommen und haben uns noch die Chance auf den Sieg erarbeitet. Aber das wird ein Ansatz sein."

Kevin Wimmer (Verteidiger Österreich, zum Eigentor): "Nach einem langen Einwurf wurde der Ball verlängert, ich bekam einen Stoß von hinten und fiel zu Boden. Dann sprang mir der Ball an den Oberschenkel und ins Tor. Es war eine unglückliche Situation. Zum Glück sind wir zweimal ins Spiel zurückgekommen."

Marko Arnautovic (Doppeltorschütze Österreich): "Wir haben eine sehr gute Leistung gebracht, ich denke das haben alle im Stadion gesehen. Wir haben uns mehr verdient, aber leider ist das dritte Tor nicht gelungen. Auf dieser Leistung können wir aufbauen, ich denke, wir haben einen Schritt nach vorne gemacht."

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