Neustadt: Die Arena zum freundlichen Nachbarn

SC Wiener Neustadt
Stadiontest – Teil 1: Wiener Neustadt.

Sommerschlaf trifft Fußball-Erwachen: In Niederösterreich startet die Liga-Serie des KURIER. Wer ein Fußballspiel in Wiener Neustadt besuchen will, muss über eine gute Intuition verfügen. Oder über einen Beifahrer, der den Weg kennt. Denn mit Hinweisschildern sind die Straßen zum Ort des Geschehens nicht gepflastert. „Stadionstraße“ steht an einer Kreuzung – ein Indiz für den rechten Weg. Oder?

Die Reise endet in einer Wohnsiedlung. „Am Krebsenbachl“ nennt sich die beschauliche Umgebung, die so gar nicht an Fußball-Getümmel und Fan-Tam-Tam erinnert. Eher an Sonntagsspaziergang und Sommerschlaf. Zumindest so lange, bis der Fußball-Countdown beginnt und die Stadion-Lautsprecher ihrem Namen gerecht werden. Die Toten Hosen – wie könnte es anders sein – trällern den Besuchern den Weg zum Ziel. Raus aus der Vorstadt-Idylle, rein ins Bundesliga-Treiben.

Nachwuchskicker mit Sammeldosen, ein blau-weißer Plüschtiger auf dem Weg zur Arbeit und eine Torwand für den Selbstversuch: Hinter dem steinernen Eingangsportal wartet das ganz normale Fußball-Treiben – und doch geht es beschaulicher zu als bei den Großklubs der Liga. Vielleicht liegt es am Blick ins Grüne, auf den von Bäumen gesäumten Rasen. Der Blick auf das benachbarte Einkaufszentrum oder den Container-Turm gegenüber wird es wohl nicht sein.

Sport-Schau

Rund 42.000 Einwohner hat die zweitgrößte Stadt Niederösterreichs, und alle scheinen einander zu kennen. Zumindest diejenigen, die es an den Wochenenden ins Stadion zieht. Nicht allein zur sportlichen Schau versteht sich, sondern auch zum sozialen Zwecke – Networking würde es der gewiefte Manager nennen. Da kann es schon passieren, dass einem ein wildfremder Mann plötzlich ein Bier schenkt und fragt: „Wer bist’n du?“ Die Anonymität der Hauptstadt hat ihre Kreise eben doch noch nicht bis ins niederösterreichische Umland gezogen.

Zwei ältere Herren haben in der ersten Reihe Platz genommen. Dank aufrechtem Sitz sehen sie problemlos auf den Rücken des Linienrichters. „Der Hlinka ...“, murmelt der eine und schüttelt dabei unzufrieden den Kopf. „Bei der Austria war der früher“, teilt der weißhaarige Nachbar großzügig sein Wissen über den Kapitän. Keine Reaktion. Dann: „Eh. Aber wenn er ein besserer Spieler wäre, würde er bei einem anderen Verein spielen.“

Fürs Schönreden sind Österreichs Fußball-Fans eben nicht bekannt – auch nicht die in Wiener Neustadt.

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