Mitschuld

Wolfgang Winheim
Anstoß: Die Rapid-Hooligans, die in Saloniki gewütet hatten, sind am 1:2 mindestens ebenso schuld wie Deni Alar mit seinem vergebenen Elfmeter.

Erstmals saßen im Happel-Stadion mehr prominente als zahlende Zuschauer. Teamchef Marcel Koller nahm auf der VIP-Tribüne hinter seinem Vorvorvorgänger Josef Hickersberger Platz, während Peter Pacult (als ORF-Co-Kommentator) und Andreas Herzog (für Sky anstelle des erkrankten Hans Krankl) vom Juchee aus das Geisterspiel beurteilen mussten. Seit der EM 2008 sind Medien auf den obersten Rang verbannt.

Als Herzog in Istanbul kürzlich in seiner Eigenschaft als US-Co-Trainer einen amerikanischen Legionär beobachten wollte, ließen ihn die Türken gar nicht erst ins Stadion. Nach Randalen durften die Erstliga-Partie Kasimpara – Karabükespor nur Frauen und Kinder sehen.

Fast überall in Europa nimmt die Gewaltbereitschaft zu oder verlagert sich – wie in England – zu den unteren Ligen. Dass aber die Europäische Fußball-Union nur, wie im Falle von Rapid vermutet, bei den Kleinen mit drakonischen Strafen zu reagieren wagt, stimmt so auch wieder nicht. Schon vor acht Jahren hatten der AS Roma und Real Madrid in der Champions League vor leeren Rängen antreten müssen. Schon damals zeigte sich, dass ein Geisterspiel die Heimelf ihres Heimvorteils beraubt. Roma verlor im leeren römischen Olympiastadion 0:3. So gesehen sind Rapid-Hooligans, die in Saloniki gewütet hatten, am 1:2 mindestens ebenso schuld wie Deni Alar mit seinem vergebenen Elfmeter.

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