Mehr Licht als Schatten bei Kollers Debüt

Mehr Licht als Schatten bei Kollers Debüt
Analyse: Das erste Spiel unter dem neuen Teamchef ging zwar verloren, dennoch überwogen die positiven Aspekte.

Chaotisch verlief die Heimreise des österreichischen Nationalteams. Der Abflug nach Abpfiff musste abgeblasen werden, weil die aus Österreich kommende Maschine wegen der schlechten Sichtverhältnisse in der westukrainischen Stadt trotz dreier Versuche nicht landen konnte und wieder kehrt machte.

Nach einer weiteren Nacht im Hotel blieben die Spieler weiter auf dem Boden: Erst knapp vor Mittag stiegen Kicker, Trainerteam und ÖFB-Boss in die Propellermaschine, die eigentlich für VIPs und Journalisten reserviert war. Um 13 Uhr war man endlich wieder in Wien gelandet.

Doch die Hektik ging weiter: Die Legionäre hatten allesamt die Rückflüge zu ihren jeweiligen Arbeitgebern verpasst und mussten umgebucht werden.

Wäre es in der Partie am Dienstagabend ähnlich chaotisch zugegangen, hätte es für Österreich eine Abfuhr gegeben. So aber blieb es bei einem ordentlichen ersten Test unter dem neuen Teamchef. Es gab Licht, aber auch Schatten.

Positiv

Auftreten: Österreichs Team vermittelte von Anpfiff weg den Eindruck, Einstudiertes umsetzen zu wollen. Manche Aktionen wirkten demnach auch wie selbstverständlich vorgetragen, die Angst vor der eigenen Courage wurde in der Kabine gelassen. Österreich hatte mehr Ballbesitz und war über das gesamte Spiel gesehen das bessere Team.

Schlussmann: Teamchef Koller und Tormanntrainer Konrad hatten die Qual der Wahl zwischen drei Teilzeit-Arbeitern. Aber es scheint doch keine Tormannkrise im Team zu geben. Denn Düsseldorfs Robert Almer war souverän.

Pressing:
Im Kollektiv störte man den ukrainischen Spielaufbau schon im Ansatz, die Stürmer bildeten dabei die Speerspitze und erhielten ausreichend Unterstützung aus dem Mittelfeld. Das Zentrum war mit Baumgartlinger und Alaba sehr gut besetzt.

Spielaufbau: Kollers Forderung nach einer schnellen Spieleröffnung schon aus der Abwehr heraus wurde Rechnung getragen. Prödl und Pogatetz versuchten aus der Innenverteidigung mit dem öffnenden Pass das Spiel schnell zu machen, manchen Abspielfehler einkalkulierend.

Personalpolitik: Koller zeigte volles Vertrauen in seine Auserwählten und testete somit auch die Charakterfestigkeit seiner ersten Grundelf.

Negativ

Schwachstelle: Auf der rechten Abwehrseite ist man bei der Suche nach einer Idealbesetzung nach wie vor nicht fündig geworden. Diesmal sprang Schiemer als Notnagel ein - ohne Erfolg. Der Salzburger war bei beiden Gegentoren beteiligt. Die Alternativen mit Dag, Klein oder in Zukunft auch Garics sind derzeit qualitativ überschaubar.

Konzentration:
Trotz Überzahl konnte vor dem 1:2 der Ball im Mittelfeld nicht gesichert werden. Es war Hektik ins Spiel gekommen, die Marcel Koller in der Vorbereitung immer vermeiden wollte. Es entstand dadurch jene defensive Unordnung, die der Teamchef absolut nicht sehen wollte.

Kaltschnäuzigkeit: Das Match in Lwiw war nach diesem für Österreich durchaus positiven Spielverlauf eigentlich nicht zu verlieren. Eigentlich, denn vor dem Tor fehlte die innere Eiseskälte bei den drei guten Möglichkeiten nach dem Ausgleich.

Die beste vergab Marc Janko. Und in der Defensive mangelte es an der nötigen Ruhe, um zumindest mit einem Remis die verzögerte Heimreise antreten zu können.

Sesselkleber:
So ehrenhaft der Ansatz war, der Grundelf zu vertrauen, so problematisch kann es sein, über zu wenige Testspiele zu klagen. Vor allem wenn man bei erster Gelegenheit nur einen von zehn möglichen Probanden vorspielen lässt.

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