Marcel Koller: Viele Fragen und ein Abschiedsfoto

Der Abschied naht: Kollers letzer Kader ist bekannt.
Marcel Koller trat erstmals nach seinem Aus als Teamchef auf und plant bis Dezember in Österreich.

Gespannt wurde der erste Auftritt von Marcel Koller erwartet, dem bald ehemaligen Teamchef der österreichischen Nationalmannschaft. Entspannt betrat der Schweizer schon einige Minuten vor Beginn der Pressekonferenz den Seminarraum des Hotels bei der Wiener Messe, wo er den österreichischen Kader für die WM-Qualifikationsspiele gegen Serbien (6. Oktober in Wien) und in der Republik Moldau (9. Oktober) bekannt gab. Ein Journalist ließ gerade einen Kaffee aus der Maschine und fragte, ob er denn auch einen wolle. Er bedankte sich und fragte nach einem kleinen Schwarzen. Sagte aber höflich: "Aber machen Sie Ihrem Kollegen vorher einen, der wartet schon länger."

Höflich, aber verbindlich in der Wortwahl ging es bei der Pressekonferenz weiter. Noch nie in den letzten sechs Jahren stand das Sportliche im Nationalteam so im Hintergrund wie gestern. Es war ja auch der erste öffentliche Auftritt von Koller nach dem angekündigten Aus durch das ÖFB-Präsidium.

Kein Ende in Sicht

Koller wollte nicht sagen, dass es sich um sein letztes Aufgebot handle. "Ich weiß nicht, ob es im November weitergeht und ob das meine beiden letzten Spiele sind. Mein Vertrag läuft bis Ende Dezember. Ich nehme an, dass sie (Anm.: der ÖFB) kommen werden, wenn sie einen Ersatz-Teamchef haben. Alles andere ist Spekulation."

Er erzählt, dass beide Seiten in den sechs Jahren die Möglichkeiten gehabt hätten, den Vertrag zu kündigen. Auch er hätte gehen können, nach Deutschland in die Bundesliga oder in die Schweiz als Teamchef. Aber er sei geblieben. Wollte er wieder bleiben und seinen Vertrag über 2017 hinaus verlängern? "Das muss jetzt nicht mehr beantwortet werden. Das hätte ich mir nach den beiden Spielen überlegt." Koller hat einen laufenden Vertrag und umschifft heikle Fragen. So zum Beispiel die, ob es im November ein Trainingslager samt Testspiel unter dem scheidenden Koller geben wird. Ob er denn Lust darauf habe? Koller sagt: "Das ist spekulativ. Mann muss darüber sprechen, wenn es so weit ist. Mein Plan ist, dass ich bis Dezember in Österreich bleibe."

Ob denn die Situation nicht schwierig sei, als Teamchef-Auslaufmodell? Koller: "Ich werde mich nicht hängen lassen." Und wenn einer der Spieler denkt, dass der Alte da vorne eh nicht mehr lange da ist und sich hängen lässt? "Dann werde ich eingreifen. Aber ich glaube, das wird nicht nötig sein." Nach der Bekanntgabe der ÖFB-Entscheidung hat er mit dem einen oder anderen Spieler telefoniert. Es habe ihn gefreut, dass ihn viele Spieler gerne weiter als Teamchef gehabt hätten. "Vielleicht trifft man sich wieder, die Fußballwelt ist klein. Auch von meiner Seite wird man nichts Schlechtes hören."

Wenig Veränderung

Kollers Markenzeichen war in den sechs Jahren, dass er kaum einen hat fallen lassen und dass er einen Stamm von Spielern aufgebaut hat, der seine Philosophie umsetzte. Sieben Spieler seines ersten 23-Mann-Kaders vom 2. November 2011 sind noch dabei (Alaba, Arnautovic, Baumgartlinger, Dragovic, Janko, Harnik, Lindner), drei sind verletzt (Junuzovic, Prödl, Almer), einer ist auf der Abrufliste (Klein), einer hat die Teamkarriere beendet (Fuchs).

Und so waren auch gestern die Überraschungen klein gehalten. So wurde Salzburg-Youngster Hannes Wolf erstmals einberufen. Auch Pavao Pervan. Der bald 30-Jährige ersetzt den 23-jährigen Markus Kuster als dritten Tormann.

Nach 35 Minuten war die Pressekonferenz vorbei. In der Hotellobby rief ein Gast nach dem Teamchef: "Herr Koller, hätten Sie Zeit für ein Erinnerungsfoto?" Der Schweizer lächelte und sagte: "Ein Abschiedsfoto?" Und zwinkerte dabei schelmisch.

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