Tiefer Einblick in das Innenleben des Teamchefs

Ein Porträt bringt interessante Facetten des Schweizers näher.
Marcel Koller: "Die Kunst des Siegens" - Hubert Patterer verfasste ein sehr persönliches Porträt.

Die Qualifikation für die EM 2016 in Frankreich wurde bravourös geschafft. Von der österreichischen Fangemeinde wurde ein Mann dafür verantwortlich gemacht: Marcel Koller, 55-jähriger Teamchef der Nationalmannschaft.

Ein Porträt bringt jetzt interessante Facetten des Schweizers näher. Verfasst hat es Hubert Patterer, Chefredakteur der Kleinen Zeitung. "Die Kunst des Siegens" heißt das biografische Werk (304 Seiten, 24,80 Euro). Der sonst fast ausschließlich auf Fachspezifisches konzentrierte Koller gewährt in mehreren Gesprächen viele besondere Einblicke in seine Persönlichkeit.

So erzählt Österreichs Nationaltrainer beispielsweise über schmerzhafte Erfahrungen in seiner Karriere als Fußballprofi: "Wenn du auf dem Tisch lagst, und du hast geschrien und versucht, den Oberkörper aufzurichten. Und wie der Kopf dann irgendwann völlig leer war und du keine Energie mehr gehabt hast, diesen Schmerz zu überwinden. Das waren solche Momente, wo man nur noch das Morphium herbeisehnte, um erlöst zu werden."

Tiefer Einblick in das Innenleben des Teamchefs
koller

Oder Koller erinnert sich an seine Kindheit und seine Mutter, die als Schneiderin gearbeitet hat:

"Die Mutter hat für die ganze Umgebung Kleider abgeändert, alles von zu Hause aus. Sie hat Tag und Nacht gearbeitet für beschämend wenig Geld. Für Hosen hat sie vier, fünf Franken verlangt. Das war lächerlich..."

Auch die Beherrschung hat der meist kühl wirkende Schweizer als Trainer manchmal verloren. Wie es in St. Gallen geschehen ist: "Wenn ich als Trainer merke, wir verlieren, und es herrscht schon in der Dusche eine fröhliche Schwerelosigkeit, und ich bin der Einzige, der sich Gedanken über die Niederlage macht, dann kann es passieren, dass akute Explosionsgefahr herrscht. Ich bin in die Dusche und habe sie Länge mal Breite zusammengestaucht. Ich war wirklich fuchsteufelswild. Niederlage als Normalität: Das sei das Letzte."

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