Manchester City: Die sündteure Torfabrik

Die ManCity-Offensive rund um den deutschen Jungstar Leroy Sané begeistert derzeit.
Im zweiten Jahr unter Trainer Pep Guardiola spielen die Citizens den stilsichersten Fußball.

Seit diesem Sommer ist Pep Guardiola Milliardär. Gemeint ist ausnahmsweise nicht ein astronomisch anmutendes Gehalt aus der Welt des modernen Fußballs, die Tatsache zielt diesmal auf die Ausgabenseite ab.

Der spanische Startrainer hat bei seinen Stationen in Barcelona, München und nun in Manchester Spieler zur Verfügung gestellt bekommen, für die insgesamt eine Milliarde Euro an Ablösen ausgegeben wurden. Guardiola ist seit der jüngsten Transferperiode der erst dritte Trainer, der diese Marke überschritten hat – vor ihm liegen (noch) Carlo Ancelotti (1,13 Milliarden) und sein ewiger Rivale José Mourinho (1,43 Milliarden).

Wie kein Zweiter versteht es Guardiola jedoch, das angesammelte Talent nach seiner Pfeife tanzen zu lassen.

Stilsicher

Im zweiten Jahr unter seiner Führung spielt nun auch Manchester City den stilsichersten Fußball. Vor dem heutigen Heimspiel in der Champions League gegen den italienischen Tabellenführer Napoli (20.45 Uhr/ live SRF zwei, Sky Sport) hat City einen Saisonstart nach Übermaß hingelegt: makellos in der Königsklasse (zwei Spiele, zwei Siege, Torverhältnis 6:0), unbesiegt in der englischen Premier League (acht Spiele, sieben Siege, Torverhältnis 29:4).

Eine ähnliche Offensivkraft nach acht Spieltagen sah Englands erstklassiger Fußball in der Geschichte erst ein Mal – und zwar im Jahr 1894 (!) vom FC Everton. Den vorläufigen Höhepunkt bildete am Wochenende das 7:2 von City gegen Stoke, der laut Guardiola "besten Darbietung, seitdem ich hier in Manchester bin".

Manchester City: Die sündteure Torfabrik
Manchester City's Spanish manager Pep Guardiola shouts instructions to his players from the touchline during the Group F football match between Manchester City and Shakhtar Donetsk at the Etihad Stadium in Manchester, north west England, on September 26, 2017. / AFP PHOTO / Oli SCARFF
Dabei war es in diesem Sommer in erster Linie die Defensive, die Guardiola dank der Millionen aus Abu Dhabi veredeln ließ. Während alles über die Glamour-Transfers von Paris (238 Millionen Euro) sprach, war es dennoch Manchester City, das das meiste Geld ausgab (244 Millionen) – für exzellente Spieler mit allerdings nur bedingt klingenden Namen (Benjamin Mendy, Bernardo Silva, Kyle Walker). "Ich weiß, dass ihr gerne Offensive und Defensive getrennt voneinander betrachtet", sagte Guardiola in Richtung der englischen Presse, "aber das darfst du im Fußball nicht. Wenn du gut verteidigst, bist du auch gut in der Offensive. Und umgekehrt".

Spendabel

Die vor wenigen Jahren eröffnete und 250 Millionen Euro teure Nachwuchsakademie, eine High-Tech-Wunderwelt mit 16 Fußballfeldern, dient dem Klub eher als Marketinginstrument. Bei den Profis durchsetzen konnte sich bislang noch kein Talent.

Seit der Übernahme des Klubs durch den Investor aus Abu Dhabi im Jahr 2008 kamen und gingen 75 Spieler. An den Personalausgaben von rund 1,5 Milliarden Euro stört sich im Emirat niemand. Der größte Star der Mannschaft ist dennoch ihr Trainer. Weil Pep Guardiola die Aura des Speziellen mit zu Manchester City brachte, einem Klub der seit jeher im Schatten des sportlich wie wirtschaftlich erfolgreicheren Stadtrivalen United steht. Guardiola weiß zudem, wie man die Champions League gewinnt, jener Bewerb, der es Klubeigner Scheich Mansour angetan zu haben scheint. Ein Halbfinaleinzug war bislang das Höchste der Gefühle für Manchester City, die zwei Meistertitel und der Sieg im FA-Cup seit der Übernahme fallen in die Kategorie "Minimalausbeute".

Mit dem Druck arrangiert hat sich Pep Guardiola: "Wir werden daran gemessen, wie viele Titel wir holen. Gewinnen wir nichts, haben wir versagt."

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