Die Austria läuft gegen Milan in ein Heimdebakel

Die Austria stolperte in ein echtes Debakel.
Zum Auftakt der Europa-League-Saison setzte es für die Veilchen eine verdiente 1:5-Heimpleite gegen Milan.

Austria Wien ist zum Auftakt der Europa-League-Gruppenphase in ein Debakel geschlittert. Die Violetten hatten beim 1:5 (0:3) gegen den 18-maligen italienischen Fußballmeister AC Milan am Donnerstag im Ernst-Happel-Stadion keine Chance. Schon nach 20 Minuten lagen die Wiener 0:3 zurück. Hakan Calhanoglu (7.), Andre Silva (10., 20., 56.) und Suso (63.) trafen für die Gäste.

Für die Hausherren erzielte der 18-jährige Alexandar Borkovic in der 47. Minute den Ehrentreffer. An einem Abend, an dem so gut wie alles gegen die Austria lief, musste Trainer Thorsten Fink wegen Verletzungen mit Heiko Westermann und später Borkovic gleich zwei Innenverteidiger auswechseln.


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60 TV-Stationen übertrugen in 52 Länder das Lehrstück, das der AC Milan im Happel-Stadion am Donnerstag darbrachte. Die Italiener zeigten der Austria die Grenzen im internationalen Fußball auf. Man möchte gar von einer anderen Welt sprechen, in der sich die Mailänder bewegten. Nichts wurde es aus dem Bestreben, den großen Favoriten zu ärgern.

Dabei war die Hoffnung groß. Als vor dem Anpfiff nach einem Regenguss die Temperatur fiel, heizte Präsident Wolfgang Katzian den Fans mit kämpferischer Parole ein. „Wir sind die Wiener Austria, wir fürchten uns vor niemandem!“

Milan lehrte aber das Fürchten. Das zweite Oberveilchen, Wiens Bürgermeister Michael Häupl, der gestern seinen Geburtstag beging, prophezeite auf Puls4, bei einem Punktgewinn einen Spritzwein zu schlürfen. Nach dem Spiel konnte er maximal seinen Frust ertränken.

Von Milan vorgeführt

Milan bestrafte jeden Fehler der Wiener. Vor allem jene zwei frühen Unachtsamkeiten von Kadiri, wodurch es für dessen Kollegen in Folge schwer bis unmöglich wurde, eine Korrektur anzubringen. Die Austrianer, aus der Liga viel Ballbesitz gewöhnt, liefen hinterher, weil Milan das Geschehen bestimmte und beinahe nach drei Minuten durch Calhanoglu in Führung gegangen wäre, hätte nicht Goalie Hadzikic noch seine Hand im Spiel gehabt.

Vier Minuten später ließ Calhanoglu nach dem ersten Kadiri-Fehler dem Tormann mit einem Schuss wie aus einem Gewehrlauf direkt ins Kreuzeck keine Chance. Kadiris zweiter Lapsus bedeutete Milans zweites Tor, lediglich drei Minuten nach der Führung. Der Verteidiger verlor gegen den überragenden Calhanoglu stümperhaft einen Zweikampf, André Silva bedankte sich artig mit dem 0:2. So schnell kann ein Matchplan hinfällig werden und im Mistkübel landen.

Die Austria kam einfach nicht zur Ruhe, schon nach 20 Minuten musste man ein Debakel befürchten. Weil Calhanoglu mit viel Übersicht wieder André Silva frei spielte, und der traf abermals – 0:3! Aus violetter Sicht triste wie das Wetter.

Dazu passte auch, dass Abwehrchef Westermann noch vor der Pause mit Verdacht auf eine Bänderverletzung im Knöchel ausschied. Nach vorne gelangen den Wienern viel zu selten gute Kombinationen. Prokop bemühte sich dabei redlich, ein Führungsspieler wie Holzhauser, in Österreich hervorstechend, spielte gestern bestenfalls eine Nebenrolle.

Violetter Ehrentreffer

Nur bei einer Standardsituation konnte er brillieren, als er knapp nach der Pause einen Eckball dem eingewechselten Borkovic auf den Kopf zirkelte – 1:3 (47.), der Violetten einziges Highlight des Abends. Die Freude währte nicht lange, weil die Austria beim Spielaufbau zu häufig fehlerhaft agierte, André Silva nützte das zum 4:1, er feierte gestern Festspiele. Die Pleite nahm ihren Lauf, Suso, soeben eingetauscht, zog aus 30 Metern ab und traf mit einem abgefälschten, aber doch haltbaren Schuss zum 5:1.

Das Finish verlief im Vergleich zum vorhergehenden Geschehen geradezu unaufgeregt, Milan-Trainer Montella wechselte sein Personal etwas durch , die Italiener traten das Gaspedal nicht mehr voll durch und ließen der Austria noch das letzte Stück ihrer Würde. Die Veilchen, die im Vorjahr – freilich mit einer besseren Mannschaft – noch AS Roma ärgern hatte können, waren diesmal gegen Milan ohne den Funken einer Chance.

Wien, Ernst-Happel-Stadion, SR Serdar Gözübüyük, 31.409 Zuschauer

Tor: 0:1 Calhanoglu (7.), 0:2 Silva (10.), 0:3 Silva (20.), 1:3 Borkovic (47.), 1:4 Silva (56.), 1:5 Suso (63.)

Austria: Hadzikic - Klein, Westermann (42. Borkovic/86. Gluhakovic), Kadiri, Martschinko - Holzhauser, Serbest - Prokop - Pires, Monschein, Lee (74. De Paula)

Milan: Donnarumma - Romagnoli (74. Musacchio), Zapata, Bonucci - Abate, Kessie (62. Bonaventura), Calhanoglu, Biglia, Antonelli - Silva, Kalinic (62. Suso)

Gelbe Karte: Kadiri (58.) bzw. Kessie (37.)

Thorsten Fink (Austria-Trainer): "Das Spiel war nach neun Minuten erledigt. Wenn man gegen so eine Mannschaft irgendwie nur gut aussehen will, dann muss man erst einmal in Ballbesitz bleiben, und das haben wir nicht geschafft. Am Ende waren sie an allen Belangen haushoch überlegen. Die Fehler darf man natürlich auch nicht machen gegen so eine Mannschaft. Heute waren sie sehr nervös. Sie haben nicht drei Pässe hintereinander hinbekommen, das war gar nichts eigentlich. Die Mannschaft ist sehr jung und sie muss halt noch sehr viel lernen."

Florian Klein (Austria-Verteidiger): "Wir wollten schon mutig auftreten, gleich von Beginn an, auch in Ballbesitz. Wenn du dann zu viele Fehler machst, gerade in ganz heiklen Situationen, dann wird das von so einer Mannschaft ausgenutzt. Natürlich kann man sich reinstellen und hoffen, dass nichts passiert. Wir wollten halt auch ein bisserl agieren. Wir müssen schauen, dass wir aus so einem Spiel viel lernen."

Alexandar Borkovic (Austria-Verteidiger und -Torschütze): "Erstes Tor in der Europa-League gegen den AC Milan ist ein Wahnsinn. Aber 5:1 zu verlieren, ist dann doch sehr hoch. Da hätten wir in der Defensive besser stehen müssen, taktisch besser arbeiten müssen. Wir sind eine junge Partie. Es ist natürlich schwer, in der Europa League fehlt es uns an Erfahrung."

Raphael Holzhauser (Austria-Mittelfeldspieler): "Man muss es einfach akzeptieren. Milan ist eine andere Liga als wir, sie haben 320 Millionen Marktwert, wir haben 20 Millionen Marktwert. Das hat man heute eindrucksvoll gesehen. Ich glaube, sie haben das ganze Spiel kontrolliert. Wir wollten die Null halten so lange, wie es geht. Jetzt kommen für uns die entscheidenden Spiele gegen Rijeka und Athen, Milan war sowieso nicht der unmittelbare Gegner für uns."

Hakan Calanologlu (Milan-Mittelfeldspieler und -Torschütze): "Die Austria hat eine starke Mannschaft, eine junge Mannschaft. Heute sind wir sehr gut gestartet, haben direkt unsere Torchancen ausgenutzt. Deswegen war es in der ersten Halbzeit sehr gut. Ich glaube, wenn mann früh genug in Führung geht, ist das immer sehr gut. Ich freue mich, dass ich der Mannschaft helfen konnte, insgesamt war das sehr gut. Wir sind auf jeden Fall auf einem sehr guten Weg."

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