Laute Kritik vor dem Aserbaidschan-Match

Laute Kritik vor dem Aserbaidschan-Match
Österreichs Fußballteam spielt am Abend in Baku EM-Qualifikation. "Die Mannschaft muss Charakter zeigen."

Der Jumbo von Pratibha Patil hat schon am Vortag vor dem General Aviation Terminal in Schwechat eingeparkt. Die indische Staatspräsidentin weilt schließlich auf Staatsbesuch in Wien. Und weil österreichische Teamfußballer immer wichtig sind - egal welch schlechte Figuren sie momentan auch abgeben mögen - dürfen sie auch auf dieses abgeschiedene VIP-Flugfeld nahe des Wiener Airports. Zuerst Aserbaidschan, danach Kasachstan lauten die Reiseziele in den nächsten sechs Tagen.

Schon heute, Freitag, wird in der Dalgha Arena von Baku (18.00 Uhr, KURIER.at-Liveticker) auf Kunstrasen das erste der beiden letzten Qualifikationsspiele für eine längst unerreichbar gewordene EM 2012 ausgetragen.

Ziele? "Ich habe keine Lust, in der Endtabelle hinter diesen beiden Ländern zu landen", meint Christian Fuchs. Und wie immer muss der ÖFB-Präsident in den letzten Zuckungen einer Qualifikation sagen: "Die Mannschaft muss Charakter zeigen. Es geht um das internationale Ranking, um einen Neustart."

Wie alt bekannt sind doch Leo Windtners ewige Hoffnung spendende Worte. Dabei stand es schon schlimmer um Österreich. Vor drei Jahren war Platz 105 der Tiefpunkt, der derzeitige 77. Rang gleicht fast einem Höhenflug.

Wichtigkeiten

Um Punkte geht's also. In einem Land, das ungefähr so groß und zahlenmäßig bevölkert ist wie Österreich, allerdings in abgelegenster europäischer Fußball-Provinz.

Doch ein klarer Favorit ist das Personal von Willi Ruttensteiner noch lange nicht. Alles hat der sonst als ÖFB-Sportdirektor fungierende Übergangscoach in seiner unvergleichlich geschäftigen Art bedacht.

Die Zeitverschiebung (plus drei Stunden) wird im Vorbereitungsrhythmus so gut wie möglich ignoriert. Auf künstlichem Grün wurde zuletzt trainiert. Zwei bereits als Vorhut nach Baku gereiste Köche haben damit begonnen, 300 Kilogramm mitgebrachte Lebensmittel bekömmlich zu verarbeiten.

Laufsteg

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Österreichs Teamspieler machen im Osten das, was Eiskunstläufer nach jedem beendeten Wettkampf tun: Sie geben ein Schaulaufen in eigener Sache. Der neue Teamchef Marcel Koller möge sich ein gutes Bild von jedem Einzelnen machen, selbst wenn er die Matches nur im fernen Zürich im Fernsehen betrachtet.

Freigeist Marko Arnautovic kann beweisen, dass er an der rechten Flanke auch Defensivarbeit verrichten kann. Rückkehrer Andreas Ivanschitz möchte zeigen, dass er vor allem in der Offensive mit seiner Kreativität helfen kann.

Für Stürmer Marc Janko sind die Spiele trotz des unbeliebten Kunstrasens die Gelegenheit, seine Blessuren ins Abseits zu drängen und als Kapitän in einer schwierigen Phase der Neuorientierung mit gutem Beispiel voranzugehen.

Und Paul Scharner? Spielertrainer wollte er noch vor kurzem werden, als die Nationalmannschaft nach Constantinis Abgang führungslos durch die Ungewissheit schwebte.

Und jetzt, nachdem die negative Stimmung rund um die Bestellung des Schweizers Marcel Kollers zum Teamchef aufgekeimt war, nimmt er sich wieder kein Blatt vor den Mund. Zur reflexartigen Kritik von österreichischen Trainern und anderen Experten meint Scharner: "Na ja, einige in Österreich haben die Persönlichkeit einer Micky Maus, oder eines fünfjährigen Kindes. Das trifft's wohl besser."

Hingegen seien heimische Trainer derzeit für internationale Klubs wenig interessant. "Ich höre zwar immer, dass sie so gut ist, aber vielleicht sollte man auch einmal die Trainerausbildung hinterfragen."

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