Otto Baric, ein Mann der Österreich abgeht

Da ist es wieder. Dieses liebenswürdig quirlige, wegen seiner grammatikalischen Attraktionen so einzigartig gewordene Mitteilungsbedürfnis. Für die Jüngeren im Publikum: Otto Baric spricht, pfeift wie eh’ und je auf die Taktik in seiner Satz- und Wortstellung und hält den schulmäßigen Gebrauch eines Artikels grundsätzlich für überbewertet. Unverändert. Unverkennbar.
80 Jahre alt ist er soeben geworden – Feiertag auf der kroatischen Insel Krk. Dennoch, das eine oder andere „Hicks“, welches den Redeschwall manchmal zerhackt, hat wohl weniger damit zu tun. Der Jubilar redet klar, genießt die Lawine der Gratulationen , zieht nach dem ersten Teil der Feierlichkeit ein zufriedenes Resümee:
„Perfekte Fisch, perfekte Wein.“
Was denn an diesem 19. Juni noch auf dem Programm steht? Mit Freunden Karten spielen, dazwischen eine Abkühlung im Meer und am Abend werde ohnehin alles „maximal perfekt“ sein. Und wenn Otto Baric etwas für ziemlich „maximal“ befindet – und dies geschieht Minimum noch immer in jedem zehnten Satz – kommt der zum konzentrierten Hinhören zwingende Hinweis: „Schauen Sie, ...“
„Schauen Sie“, meint Baric über den gemütlich ausgerichteten Geburtstag, „das habe ich mir verdient.“

Erfolgsverwöhnt
Baric fühlte die Taktik im Bauch, hatte das Gespür für die Situation im kleinen Finger. Unglaublich seine Präsenz, unermüdlich sein Trampeln auf den Nerven des jeweiligen Klubchefs, wenn es galt, einen Wunsch zu erfüllen. Nur ihm konnte es gelingen, sich bei der Austria als Berater hineinzureden, gleichzeitig die Unverzichtbarkeit seiner Anwesenheit mit der bis dahin branchenfremden Bezeichnung „Visitator“ zu unterstreichen.

Kreativ bis verwirrend die Gesetzmäßigkeiten, die der Meistermacher im Laufe der Jahre in die Öffentlichkeit transportierte. Ein Klassiker: Diese Spieler, was können nicht, können nicht deshalb nicht, weil sie nicht wollen.
In jeder Coaching Zone, in der sich Baric aufhielt, herrschte Explosionsgefahr. Schwer zu kontrollieren war manchmal, was da auf der Zunge lag. Bespuckt hat er Kakhaber Tskhadadze in Salzburgs Europacup-Viertelfinalspiel gegen Frankfurt und die gerechte Geldstrafe der UEFA ereilte ihn für abfällige Aussagen über homosexuelle Fußballer.
Oft regte seine Begeisterung aber zum Schmunzeln an. 1998, in der Funktion als – hoch geschätzter – KURIER-WM-Kolumnist mündete seine Schwärmerei über den Franzosen Djorkaeff und den Niederländer Bergkamp in der genialen Personalunion Djorkamp.
Tierisch
Ja, es gibt keinen mehr wie Otto Baric in der Bundesliga. Und das ist schon maximal schade.
Otto Baric wurde 1933 in Eisenkappel geboren, aufgewachsen ist er in Zagreb. Der Trainer-Job wurde seine Berufung. Österreichischer Meister wurde er mit Wacker Innsbruck (1971, ’72), Rapid Wien (1983, ’87, ’88) und mit Austria Salzburg (1994, ’95).
Mit Rapid erreichte er das Finale im Europapokal der Pokalsieger (1:3 gegen Everton 1985), mit Salzburg das UEFA-Cup Finale gegen Inter Mailand (0:1, 0:1, 1994.) Von 1999 bis 2001 war Baric österreichischer Teamchef.
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