Kollers Kribbeln vor dem Ernstfall

Kollers Kribbeln vor dem Ernstfall
Nach fünf Tagen des Übens steht für den neuen Teamchef das erste Spiel an. Wer spielt und wie legt er es an?

Fünf Tage lang arbeiteten die österreichischen Teamspieler im Happel-Stadion. Am Montag flogen sie in die Ukraine. Die Zeit des Übens ist vorbei, die Wahrheit liegt auf dem Platz, wie eine alte Fußball-Platitüde besagt. Und in Lwiw soll in die Praxis umgesetzt werden, was geübt worden war.

"Wir versuchen, den Spielern unsere Idee zu vermitteln", umschrieb Marcel Koller immer wieder seine Arbeit beim ersten Teamcamp unter seiner Leitung. Damit so viel wie möglich von dieser Idee in die Köpfe der Spieler geht, mussten sie sich voll konzentrieren, durften vor und nach den Trainingseinheiten im Stadion nicht mit den Medien reden, durften auch nicht die paar Meter vom Hotel Hilton Danube zum Stadion spazieren, sondern wurden jedes Mal mit dem Bus hingefahren.

Abschließend geübt wurde Montagabend auch noch einmal, bei knackigen minus vier Grad, in der Lwiw-Arena. Was wird man also sehen, von der Idee, vom Plan des Marcel Koller?

Die Bereitschaft, alles umzusetzen

Kollers Assistent Fritz Schmid verspricht jedenfalls: "Man wird sehen, dass die Spieler bereit sind, das umzusetzen, was wir von ihnen wollen. Aber es wird auch noch nicht alles klappen, weil die Zeit zu kurz war, um alles zu automatisieren."

Dessen ist sich auch Julian Baumgartlinger bewusst. Was ihm und der Mannschaft mit auf dem Weg aufs Spielfeld gegeben wird? "Ein Hauptaugenmerk lag im Spielaufbau mit einem schnellen Pass in die Tiefe. Außerdem sollen wir nicht zu weit hinten mit dem Attackieren beginnen. Es liegt an uns, das alles umzusetzen."

Letzte Handgriffe

"Jetzt wird es konkreter, jetzt werden wir sehen, wie die Spieler das auf das Feld bringen", erklärt Fritz Schmid. Der Assistent schnitt auch das zusammenfassende Video vom ukrainischen Team.

Das Kribbeln wird kommen

Am Dienstag schlägt Marcel Koller also die Stunde des Teamchefs. "Nervös bin ich nicht", sagte er vor dem Abflug. "Wer nervös ist, macht Fehler. Aber ich bin hochkonzentriert und das Kribbeln im Bauch wird vor dem Anpfiff schon noch kommen."

Nach den Aufgaben für die nahende Premiere gefragt, wurde er etwas konkreter. "Eins will ich nicht sehen: Dass die Spieler keine Emotionen zeigen." Aber was wird man dann sehen? "Wir wollen hinten als kompakte Einheit auftreten. Und das Spiel nach vorne sollte im Idealfall so ausschauen, dass sich alle nicht weit vom gegnerischen Strafraum entfernt sammeln."

"Aufstellung im Kopf"

Für diesen Zweck hat Koller 23 Spieler mitgenommen. "Das ist eine erste Auswahl, dieser Kader ist nicht in Stein gemeißelt", sagt er. Er wollte vor seinem Debüt nicht viel herumexperimentieren. "Die Aufstellung habe ich schon im Kopf", erklärte er schon am Tag vor dem Spiel. Die versammelte Mannschaft wird sie aber erst kurz vor der Partie erfahren, für einige Akteure gab es aber schon am Montag die eine oder andere Vorabinformation.

Franz Schiemer wird wohl in der Viererkette rechts hinten spielen. Der Salzburger schätzt die Informationspolitik des neuen Teamchefs: "Er redet sehr viel, nimmt sich die Spieler zur Brust. Das ist sehr angenehm." Marcel Koller hat auch schon angekündigt, dass er jedem Einzelnen erklären wird, warum er gespielt hat, eingetauscht wurde oder nur auf der Bank gesessen ist.

Gesunkene Erwartung

Mit dem Gegner hat man sich gewissenhaft auseinandergesetzt. Wobei Koller zugibt: "Das 3:3 am Freitag gegen Deutschland war nicht so schlecht für uns. Denn dadurch ist die Erwartungshaltung nicht ganz so groß." Er sieht dem Ausgang der Partie gelassen entgegen.

"Ich werde nicht himmelhoch jauchzen, wenn wir gewinnen. Aber auch nicht zu Tode betrübt sein, wenn wir verlieren." Das Resultat sei immer wichtig. "Doch noch wichtiger wird sein, dass wir nicht nur darauf achten, sondern unseren Weg weitergehen."

Gleich nach Schlusspfiff fliegt die Mannschaft wieder zurück nach Wien und zerstreut sich danach in alle Winde - sprich zu ihren Geldgebern, den Vereinen. Marcel Koller bedauert das: "Ich hätte gerne mehr Zeit, um diese Partie mit den Spielern zu analysieren." Auch wurde an ein Wintertrainingslager gedacht, der Gedanke daran wegen Terminproblemen aber wieder verworfen.

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