Koller bemängelt fehlende Moral

Koller bemängelt fehlende Moral
"Da muss man sich auch mal in den Hintern treten", kritisiert Koller die Einstellung der Spieler.

Österreichs Teamchef Marcel Koller hat seine Spieler nach dem 0:3 gegen die Elfenbeinküste zur Selbstkritik ermahnt. Der Frust über die höchste Niederlage seiner einjährigen Amtszeit war dem Schweizer auch am Donnerstag noch anzumerken. Mit der Einstellung einiger Spieler schien Koller, der seine Startformation in Linz gegenüber der WM-Qualifikation an sieben Positionen verändert hatte, nicht restlos zufrieden.

"Wir haben den Spielern empfohlen, dass sie sich das Spiel noch einmal anschauen. Jeder soll vor seiner eigenen Tür kehren und muss selbstkritisch sein", betonte Koller. "Wir werden das sein." Der Grat zur Überheblichkeit und Selbstüberschätzung sei schmal. "Darauf müssen wir achten", meinte der 52-Jährige. "Der Weg geht nicht immer geradeaus. Wir haben immer gesagt, dass es Rückschläge geben wird." Seine dritte Niederlage als ÖFB-Trainer war ein solcher.

Fehlende Moral

Mit dem Auftreten seiner Mannschaft war Koller vor allem nach dem Rückstand nicht zufrieden. "Man hat schon gespürt, dass die Moral nicht so da war, zurückzukommen", kritisierte der Teamchef. "Ich werde aber niemanden an den Pranger stellen, da ist jeder einzelne gefordert, etwas für das Team zu tun." Gegen die Ivorer hätten allerdings fast alle Spieler mit sich selbst zu kämpfen gehabt. "Daher haben sie nicht das übergeordnete Ziel verfolgt."

Das eigene, übergeordnete Ziel heißt WM 2014 in Brasilien. "Wir sind überzeugt, dass wir nächstes Jahr, wenn es um die Wurst geht, wieder anders auftreten", versprach Koller. Man sei als viertgesetztes Team in die WM-Quali gestartet. Auf diesem Platz überwintern die Österreicher auch. Für eine echte Weiterentwicklung bedürfe es laut dem Teamchef vor allem Zeit - Zeit, die man bei einem dreitägigen Lehrgang wie jenem in Linz nicht hat.

"Wir konnten nicht alles umsetzen, was wir uns vorgenommen haben", gestand Koller. Schwachpunkte ortete er nicht nur im Defensivverhalten, sondern auch im Spielaufbau. "Uns sind zu viele Flüchtigkeitsfehler passiert. Die letzten Pässe waren oft schlampig, daran müssen wir arbeiten", erklärte der Schweizer. "Das ist eine Grundbasis. Wir sind noch nicht so weit, dass wir das regelmäßig abrufen können. Da werden wir weiter den Finger draufhalten."

Konsequenz und Genauigkeit

Gleiches gelte für die Laufbereitschaft, die Einhaltung der Laufwege und der taktischen Vorgaben. Koller: "Da muss man sich auch mal in den Hintern treten." Um Fortschritte zu machen, bedürfe es Konsequenz und Genauigkeit. "Wir haben schon gesagt, dass die Schwierigkeit im Detail liegt. In dem einen Jahr, seit ich hier bin, ist es ein bisschen besser geworden. Wir wissen aber, das ist kein Wunschkonzert."

Große personelle Veränderungen im Aufgebot sind auch für den nächsten Test am 6. Februar in Swansea gegen Wales nicht zu erwarten. Koller wird an seinem Stamm festhalten, auch wenn sich einige Kaderspieler gegen die Elfenbeinküste nicht nachhaltig empfohlen haben. "Für Österreich und unser System sind das derzeit die besten Spieler", meinte Koller. "Der Kader kann sich aber auch einmal ein bisschen verändern."

Kampf ums Leiberl

Auf jeden Fall erwartet der Teamchef im kommenden Jahr einen neuen Kampf ums Leiberl. Mit Torhüter Robert Almer, Christian Fuchs und Zlatko Junuzovic brachte er drei Stammspieler in Linz gar nicht zum Einsatz, einige andere nur von der Bank. Eine Harakiri-Aktion wollte er sich durch die vielen Umstellungen aber nicht unterstellen lassen. "Die Spieler, die gespielt haben, waren keine Neulinge", betonte Koller. "Sie waren auch bei den letzten Lehrgängen dabei und kennen unsere Philosophie."

Die Chance, sich zu empfehlen, hat kaum einer genutzt - auch Austria-Keeper Heinz Lindner nicht. Der 22-Jährige patzte beim zweiten Gegentreffer durch Superstar Didier Drogba. "Heinz ist ein junger Spieler, der auch mal einen Fehler machen kann. Auch aus einem Fehler nimmt er Erfahrung mit", versicherte Koller. "Er wird weiter seinen Weg gehen." Gleiches, so die Hoffnung zum Jahresausklang, soll für das gesamte Team gelten.
 

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