Janko: "Hatten viel zu wenig Ordnung"

Janko: "Hatten viel zu wenig Ordnung"
Marc Janko meldete sich mit zwei Toren zurück und spricht über neue Ipods, alte Kollegen und Einzelgänger.

Vor nicht allzu langer Zeit gehörte Marc Janko nicht zum Stammpersonal im Nationalteam. Jetzt, nach der Ära von Teamchef Dietmar Constantini, darf er wieder ziemlich fix mit einer regelmäßigen Starterlaubnis als Angreifer rechnen. Auch die Kapitänsschleife wurde ihm wieder anvertraut. Janko hat sich artig dafür bedankt: Mit zwei Toren beim 4:1 in Aserbaidschan. Geglückt ist sein Neustart, ähnlich gelungen wie die Wiederkehr des Andreas Ivanschitz. Marc Janko zog ein Resümee, bevor er in Baku das Flugzeug nach Kasachstan bestieg.

KURIER: Die zwei Treffer tun gut. Mischt sich auch etwas Genugtuung in Ihre Gefühlswelt?
Marc Janko: Genugtuung wäre wohl die falsche Bezeichnung. Denn die hat man nur, wenn man jemandem etwas Schlechtes wünscht. Über die Vergangenheit ist eh schon genug geredet worden.

Anders herum: Was hat sich für Sie verändert im Team?
Ich fühle mich endlich wieder so richtig wohl, ins Team zu kommen. Zuvor war das eine unangenehme Zeit, ein echt ungutes Gefühl. Und mit einem noch schlechteren Gefühl bin ich dann immer wieder abgereist.

Warum?

Fast jedes Mal gab's die öffentliche Abwatschung. Dauernd die Frage, spiel' ich, oder spiel' ich nicht?

Und Sie waren auch angefressen, weil Sie die Kapitänsrolle verloren haben...
Nein, darum geht es nicht. Natürlich würd' es mich freuen, wenn mir auch der neue Teamchef Marcel Koller diesbezüglich das Vertrauen aussprechen würde. Tut man so etwas, muss man das der Öffentlichkeit auch zeigen. Das war unter Constantini nicht der Fall.

Was ist noch anders geworden?
Wir hatten viel zu wenig Ordnung. Taktik war nicht so wichtig. Ich weiß natürlich, dass auch Motivation zählt. Aber gerade wir Österreicher brauchen eine klare taktische Vorgabe. Sie ist umso wichtiger, je weniger Einzelspieler von Weltklasse man hat.

Bejubelt wurde der erste Auswärtssieg seit langem. Was haben Sie kritisch dazu anzumerken?
Den Erfolg will ich überhaupt nicht schmälern. Viele Nationen haben in Aserbaidschan viel schlechter ausgesehen. Aber gerade wenn man gewinnt, muss man gewisse Dinge ansprechen. Auffällig war erstens, dass über die beiden Außenbahnen wenig bis gar nichts gekommen ist, fast alles durch die Mitte versucht wurde. Das muss sich ändern. Überhaupt gegen viel stärkere Gegner.

Und zweitens?

Die Ruhe hat manchmal gefehlt, obwohl wir einen Mann mehr auf dem Platz hatten. Aber das kann einer doch noch jungen Mannschaft passieren.

Sie selbst müssen oft mit dem Vorwurf leben, als Sturmspitze viel zu wenig zu arbeiten. Ist das gerecht, oder nicht?
Ich kann's verstehen. Es erweckt sicherlich den Anschein, vor allem wenn man die internen Mechanismen nicht kennt.

Die da wären?
Es gibt meiner Meinung nach einen Unterschied zwischen Alibilaufen und taktisch richtig laufen. Wenn du in der Luft hängst, bist eine arme Sau. Und ich bin nicht der Typ, hab' auch nicht die Kondition, um 90 Minuten lang alleine vier Verteidiger unter Druck zu setzen. Um das zu ändern, hat früher viel zu wenig Abstimmung geherrscht. Aber noch einmal: Ich versteh' die Kritik.

Sie sind der Zimmerkollege von Andreas Ivanschitz. Was sagen Sie zu seinem Comeback?

Ich freue mich sehr über seine Leistung. Man muss sich vorstellen, der Andi ist zwei Jahre lang nicht berücksichtigt worden, und er hat sich trotzdem wie ein Sir verhalten und gezeigt, dass er keinen schwierigen Charakter besitzt, wie diverse Personen.

Sie beide heben sich durch eine sehr ruhige Art ab. Auch hinterlassen sie fast den Eindruck, die intellektuellen Typen im Team zu sein....
Ich mag es, wenn jemand clever und smart auftritt. Aber man darf sich das nicht so vorstellen, dass wir nur Bücher lesen und diese dann besprechen. Man muss aber auch nicht nur darüber reden, welchen neuen Ipod man sich soeben gekauft hat.

Janko: "Hatten viel zu wenig Ordnung"

Was ist meist das Thema?
Wir reden eigentlich sehr wenig über Fußball. Wir haben einander länger nicht gesehen und in der Zwischenzeit ist der Andi zweifacher Vater geworden.

Man sieht Sie meist alleine. Sind Sie ein Einzelgänger?
Es gibt, glaub ich, keinen in der Mannschaft, der behauptet, dass er mit mir nicht kann. Ich bin vom Reisen, von diesem Herumsitzen auf dem Flughafen meist müde und geschlaucht. Im Mannschaftshotel bin ich aber mitten drinnen. Ich mag es, in der Gruppe zu sein, und bin alles andere als ein Einzelgänger.

Wie beurteilen Sie die Reaktionen auf die Bestellung des neuen Schweizer Teamchefs Marcel Koller?
Ich habe zur Kenntnis genommen, mit wie vielen Vorurteilen sein Name gleich behaftet wurde. Wahrscheinlich waren berühmte Seilschaften wieder unzufrieden, die mit Leuten nichts anzufangen wissen, die ihnen nichts mehr schulden. Koller verdient eine faire Chance. Und überhaupt hab' ich gehört, dass unsere Liga gar nicht so viel besser sein soll als die Schweizer Liga. Oder täusch' ich mich da etwa?

Guten Flug noch.
Danke.

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