Jahrhundert-Austrianer Prohaska

Sympathie Herbert Prohaska halten Sie (wie wir) für einen der sympathischsten Österreicher? Ein Missverständnis. Ursprünglich bedeutet Symphathie nämlich "Mitleid" - es leitet sich vom Griechischen "sym/syn = mit" und "pathos = Leid" ab.  
Der Veilchen prächtigste Blüte: Prohaska wurde vor Sindelar und Ocwirk zum Jahrhundert-Austrianer gewählt.

Er will nie mehr Trainer sein. Und wenn doch, dann niemals woanders als bei der Austria. So reagierte er x-mal, wenn er auf seine Zukunftspläne angesprochen wurde. Dabei redet Herbert Prohaska viel lieber über die (Fußball-) Vergangenheit. Er, ...
... der via Internet (das er selbst nie benutzt) von den Fans zu Austrias Jahrhundert-Fußballer Gewählte;
... der dank des Vaters in seiner Simmeringer Kindheit stets zu Vienna-Spielen nach Döbling fuhr;
... der mit 15 schon bei Ostbahn in einer Wiener-Liga-Ersten spielte;
... der trotz seines Riesentalents nur deshalb nicht bei Rapid landete, weil ihn die Grün-Weißen hochmütig hatten wissen lassen, dass er einmal hinaus nach Hütteldorf kommen könne, um sich artig vorzustellen;
... und der heute noch dem Herrgott dankt, dass die Austrianer, allen voran deren Funktionärslegende Joschi Walter, mehr G'spür bewiesen und er in einer Fußball-Familie Aufnahme fand, die er niemals missen wolle.

Das war 1972. Sofort fiel Prohaska nicht nur wegen seiner zehn Zentimeter hohen Haarpracht auf, der er den Namen Schneckerl verdankt. Alsbald machte der dünne Mechaniker-Lehrbua für ein Monatsfixum von 1500 Schilling (etwas über 100 Euro) zehn Jahre ältere Verteidiger zur Schneck'n.

Rasiert

Als Prohaska 1973 erstmals in den Teamkader berufen wurde, sagte der damalige Bundestrainer Leopold Stastny ultimativ, er würde ihn nur aufstellen, wenn er sich seinen Schnurrbart abrasiert. "Stastny hat's gehasst, wenn sich a Junger absichtlich älter macht."

Als er 1977 - ebenfalls in der Türkei - mit dem Spitz von Izmir Österreich zur ersten WM-Teilnahme seit 20 Jahren schoss, war ihm bewusst, dass er nur wegen einer Blinddarm-OP von Josef Hickersberger zu einem Leiberl gekommen war.

Glücklich

Als sich die Austria 1978 nach einem Elferkrimi (mit Tormannheld Hubert Baumgartner) im ausverkauften Praterstadion gegen Dynamo Moskau im Semifinale des Cupsieger-Cups durchsetzte, war das für Prohaska der glücklichste Augenblick in seinem Austria-Leben, "weil ich bis dahin nicht für möglich gehalten hab', dass sich eine österreichische Mannschaft jemals für ein Europacup-Finale qualifizieren kann".

Als er mit den Violetten im Pariser Finale gegen Anderlecht mit 0:4 unterging, empfand er dies als bittersten Augenblick in seiner Spielerkarriere, den er darauf zurückführte, "dass wir mit unserer offensiven Spielweise a g'fundenes Fressen für die beste Kontermannschaft Europas waren."

Schlau

Als Prohaska 1983 trotz des Meistertitels mit AS Roma dort gehen musste und er frustriert ein Torino-Angebot ausschlug, rächte er sich alsbald am italienischen Fußball. Im überfüllten Mailänder San-Siro-Stadion warf der Heimkehrer mit der Austria seinen Ex-Klub Inter aus dem Europacup, worauf die Spieler die ersten 20 Minuten nach Matchende wegen unzähliger Wurfgeschosse unfreiwillig auf der Spielfeldmitte verbrachten. Nur Schneckerl stand längst unter der Dusche. Er hatte die Wut der Tifosi geahnt und sich schon vor Abpfiff vorsorglich in die Nähe des Abgangs begeben.

Konsequent

Als Prohaska in seiner Austria-Trainer-Ära I vom Joschi-Walter-Nachfolger Dostal aufgefordert wurde, einen seiner Co-Trainer zu opfern, ging er selbst.

Als ihn Frank Stronach, der Prohaska schon einmal abgesetzt hatte, zurück zur Austria holen und an Spielertransfers finanziell beteiligen wollte, gab ihm Schneckerl einen Korb.

Treu

Als Thomas Parits und danach Karl Daxbacher in Favoriten Einzug hielten, sah Prohaska die Austria wieder auf dem richtigen Weg. Die charakterlichen Stärken beider hatte Schneckerl schon als deren Mitspieler gepriesen.

Herbert Prohaska ist die personifizierte Treue: Seit 39 Jahren schlägt sein Herz für Violett, seit 30 Jahren lebt der mittlerweile dreifache Opa mit Frau und Schwiegermama unter einem Dach. Seit 25 Jahren macht er bei Uli Spieß in Mayrhofen Skiurlaub. Mit Schneckerl und seinen Haberern kann keiner Schlitten fahren.

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