Dragovic: "Spekulationen prallen an mir ab"

Aleksandar Dragovic strebt an, bei einem europäischen Top-Klub zu spielen.
Der Kiew-Legionär über große Klubs, sein Leben in der Ukraine und seine Träume.

Aleksandar Dragovic ist im Nationalteam eine Fixgröße, steht bei Dynamo Kiew in der internationalen Auslage und wird mit vielen Großklubs wie Manchester United, AS Roma, Arsenal, Dortmund oder Liverpool in Verbindung gebracht. Ein Wechsel in eine der vier Top-Ligen Europas ist nur noch eine Frage der Zeit. In dieser Transfer-Periode reichte es nicht zum großen Sprung. Noch nicht.

KURIER: Um Ihre Person gibt es regelmäßig Gerüchte. Wie gehen Sie damit um?

Aleksandar Dragovic: Spekuliert wird ja schon lange, das prallt an mir ab. Ich lasse mich nicht beeinflussen. Solange nichts auf dem Tisch liegt...

Ein Formel-1-Fahrer muss in seiner Karriere irgendwann einmal für Ferrari fahren. Für welchen Klub muss ein Fußballer in seiner Karriere spielen, wenn sie perfekt sein soll – und er so gut ist, dass er sich die Klubs aussuchen kann?

Real Madrid. Das sind die Königlichen. Real ist Real. Das ist Mythos, das Weiße Ballett. Real ist der Ferrari des Fußballs.

Denken Sie in die Zukunft zum Ende Ihrer Karriere: Was muss passiert sein, dass Sie rundum zufrieden sind?

Dass ich alles gegeben habe. Ich möchte mir nicht vorwerfen müssen, dass ich irgendetwas nicht getan habe.

Was haben Sie Neues dazugelernt in Kiew?

Die Mentalität ist komplett anders. Zu Beginn hatte ich schon Probleme, mich einzuleben. Die Menschen sind kälter als wir, zurück haltender, gehen nicht auf Neue zu. Dann die Sprache. Ich komme hin und kann kein Russisch, die wenigsten dort sprechen Englisch. Die Kommunikation war bei den einfachsten Dingen schon sehr schwer.

In Kiew haben Sie sehr wohl Unruhen und Demonstrationen erlebt. Wie geht einer damit um, dessen Familie aus einem Bürgerkriegsland stammt?

Der Verein hat uns toll geschützt. Wir wurden von einem Chauffeur zum und vom Training geführt, wir haben die Wohnung nicht verlassen sollen. Ich hatte aber nie Angst, dass mir etwas passieren oder dass ich sterben könnte. Ich denke, das Sterben ist ohnehin vorbestimmt. Ich habe keine Angst vor dem Tod. Vielleicht war es ein kleiner Vorteil für mich zu wissen, wie ein Bürgerkrieg Familien betrifft. Ein Österreicher hätte vielleicht mehr Angst gehabt. Ich bin kein ängstlicher Mensch.

Ist Ihnen bewusst, dass Sie jetzt schon in Ihrem jungen Alter ausgesorgt haben?

Wenn ich ins Casino gehe und mein Geld verspiele, dann habe ich nicht ausgesorgt. Aber das werde ich nicht tun. Ich komme aus bescheidenen Verhältnissen, wir waren weder reich noch arm. Ich schätze das sehr. Man wird von mir keine Protzerei sehen, auch wenn ich mir ab und zu etwas gönne. Ich bin froh, dass meine Großeltern bei mir in Kiew wohnen, mein Opa ist mein größter Kritiker. Als ich einmal ausgeschlossen worden bin, hat er zwei Tage nichts mit mir gesprochen.

Alaba und Janko investieren beispielsweise Teile ihres Geldes in Immobilien. Sie auch?

Ich bin dabei, vorzusorgen. Irgendwann habe ich Frau und Kinder, denen möchte ich etwas bieten. Immobilien sind eine sichere Variante, da die Menschen irgendwo wohnen müssen. Ich bin nicht auf der Nudelsuppe dahergeschwommen.

Wo stehen Sie derzeit auf Ihrem sportlichen Weg?

Ich bin auf einem guten Weg, aber noch lange nicht dort, wo ich hin will. Meine Entwicklung stimmt. Natürlich will ich einmal bei einem absoluten Top-Klub spielen.

Inwiefern haben Sie sich seit Ihrer Zeit bei der Austria als Mensch verändert?

Ich bin in vielerlei Hinsicht ruhiger geworden. Aber das bringen die Jahre mit sich. Ich bin sehr emotional, das habe ich jetzt besser im Griff. Ich fühle mich gereift, denke in manchen Punkten anders. Seit fünf Jahren bin ich schon im Ausland, da lernt man viel kennen. Ich bin froh, dass ich das erleben darf. Wäre ich nicht Fußballer, keine Ahnung, was ich wäre.

Wollten Sie nie Feuerwehrmann werden?

Nein, einen Plan B hat es nie gegeben. Aber ich habe auch immer für den Fußball gelebt, schon in meiner Jugend. Und Glück gehabt. Bei der Austria habe ich dem Sepp Michorl alles zu verdanken. Und im Nationalteam Didi Constantini, der mich in die Mannschaft geholt hat.

Können Sie sich über sich selbst ärgern?

Und wie.

Was stört Sie?

Ich sage oft nicht Nein. Ich bin sehr gutmütig.

Die Karriere von Aleksandar Dragovic

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