Ende der Transferzeit: Seid umschlungen, Millionen

Südamerikanische Spieler waren in Spanien und England die heißesten Aktien des Sommers.

236 Millionen Euro...

Luis Suárez, James Rodríguez und Ángel Di María – die drei teuersten Transfers des Sommers waren ihren neuen Arbeitgebern zusammen fast eine Viertelmilliarde Euro wert.

Wer selten mit solchen Summen hantiert, dem sei verdeutlicht, was eine solche Summe in Bargeld bedeuten würde: In 100-Euro-Noten hätten die 236 Millionen ein Gewicht von 2,41 Tonnen. Ein Stapel der Banknoten wäre 236 Meter hoch – also nur 16 Meter kleiner als der Donauturm in Wien.

Nachdem der Transfersommer 2013 mit Gareth Bale (für 100 Millionen von Tottenham zu Real Madrid) und Neymar (für 86 Millionen von FC Santos zu Barcelona) schon ein sehr bewegter war, hat die WM in Brasilien das Geschäft mit der Liebe zu den Stars weiter gefördert. Während der Kolumbianer James Rodríguez mit seinen sechs Treffern WM-Torschützenkönig wurde und seinen Marktwert innerhalb von einem Jahr von 40 Millionen auf 80 Millionen verdoppelte, ist der Wert von Suárez und Di María vor allem ihren Leistungen bei ihren Klubs geschuldet. Suárez erzielte in den 182 Partien für Liverpool 82 Tore. Di María kam in 190 Partien für Real Madrid auf 36 Tore und immerhin 87 Vorlagen.

20-Millionen-Leihe

Zur beinahe unendlichen Geschichte wurde die Beziehung zwischen Real und Monaco-Star Falcao. Der Kolumbianer hatte sich im Jänner das Kreuzband gerissen und musste die WM auslassen. Die Verhandlungen zwischen Real und AS Monaco, das vor einem Jahr 60 Millionen für Falcao an Atlético Madrid überwiesen hat, zogen sich. Doch als Di María tatsächlich um 75 Millionen verkauft werden konnte, nahm Real wieder Kontakt zum Management von Falcao auf. Laut der italienischen Fußball-Seitecalciomercato.comeinigte sich Real mit Monaco auf einen Leihvertrag, der den Monegassen 20 Millionen Euro (!) bringt. Allerdings sollen auch Manchester City und Juventus an Falcao dran sein.

Es überrascht nicht, dass Suárez, Rodríguez und Di María, die mit ihren südamerikanischen Teams bei der WM Werbung für den Fußball ihres Kontinents gemacht haben, die teuersten sind. Auch der bei der WM starke Chilene Alexis Sánchez zählte mit den 38 Millionen, die Arsenal an Barcelona überwies, zu den teuersten Spielern des Sommers.

Am aktivsten waren die Klubs aus der englischen Premier League. Für 287 Spieler zahlten die 20 Vereine insgesamt 923 Millionen Euro, um 426 Millionen mehr als sie einnahmen. Nur halb so viel, also 458 Millionen, wurde in Spanien investiert, wo allerdings um 517 Millionen Spieler wieder verkauft wurden. Die Deutsche Bundesliga liegt mit 265 Millionen Euro hinter der italienischen Serie A mit 280 Millionen auf Rang vier. Zum Vergleich belegt die österreichische tipico-Liga mit 7,7 Millionen Transferausgaben und 9,9 Millionen an Einnahmen Rang 23.

Teure Verteidiger

Dass für die Offensiv-Stars große Summen bezahlt werden, ist nichts Neues. Interessant ist, dass auch für Verteidiger viel ausgegeben wird. "Sein schlechterer linker Fuß ist 30 Millionen wert. Wenn sein rechter also um eine Million besser ist, dann ist Mehdi Benatia 61 Millionen wert", hatte Roma-Sportdirektor Sportdirektor Sabatini im Sommer über den Innenverteidiger gesagt. Die 26 Millionen Euro, die Bayern jetzt für ihn überwiesen hat, sind dennoch ordentlich viel für einen Spieler, der vor fünf Jahren sogar bei einem Probetraining beim SC Freiburg durchgefallen war.

Am Samstag erreichte eine Meldung mit Überraschungswert die Redaktionen: Der 18-jährige Philipp Lienhart, Verteidiger bei den Rapid Amateuren in der Regionalliga Ost, wechselt für ein Jahr leihweise zum U19-Team von.... richtig, Real Madrid.

Eigentlich logisch: Wer Trainer bei Real Madrid war oder ist, zählt zu jenen, die am meisten in neue Spieler investieren konnten. José Mourinho, Carlo Ancelotti und Manuel Pellegrini kamen alle in den Genuss der madrilenischen Lust an neuen Stars. So durfte zum Beispiel der Italiener Ancelotti, seit er 2013 nach Madrid kam, um 286 Millionen Euro einkaufen gehen.

In den Bilanzen ganz nach oben geschossen ist Manchester United. Nachdem das Team von Luis Van Gaal am Samstag um 18 Millionen Euro Verteidiger Daley Blind von Ajax Amsterdam verpflichtetet hat, liegen die Investitionen alleine in dieser Saison bei 185 Millionen Euro. Die Erwartungen konnte das Team bislang trotzdem nicht erfüllen.

Interessant sind auch die 109 Millionen Euro, die Bayern seit dem Sieg in der Champions League 2013 investierte. Pep Guardiola ließ aber auch Spieler um 93 Millionen Euro ziehen.

Alleine in einem einzigen Sommer kam Luis Enrique nah an die Top 10: Der neue Barcelona-Coach gab 157 Millionen Euro aus. Weil man nach dem Karriereende von Puyol Robustheit und Qualität einbüßte, verstärkte sich Barça mit mit Mathieu (20 Mio. Euro) und Vermaelen (10 Mio.) erstmals seit 2009 auf der Innenverteidiger-Position. Zudem kamen Ivan Rakitic sowie die beiden Torhüter Marc-Andre ter Stegen und Claudio Bravo. Die Ironie: In dieser Saison stehen so wenige in "La Masia", der Kaderschmiede des FC Barcelona, ausgebildete Spieler im Kader wie seit sieben Jahren nicht.

Vielleicht wurde aber auch deshalb so viel investiert, weil ab sofort das einjährige Transferverbot gilt, das von der FIFA verhängt wurde, weil Barcelona illegalerweise einen 16-jährigen Südkoreaner und einen 17-jährigen Kroaten verpflichtet hatte.

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