Ibrakadabra: "Unfassbar, brillant"

Das Wundertor: Zlatan Ibrahimovic schrieb mit einem Fallrückzieher gegen England Fußballgeschichte.

Dass Zlatan Ibrahimovic einer der besten Stürmer der Fußball-Geschichte ist, wollen nicht alle Experten so sehen. Dass der Schwede aber auch noch mit 31 Jahren immer noch absolute Weltklasse ist, müssen spätestens seit Mittwoch kurz vor 22.30 Uhr selbst seine größten Kritiker neidlos anerkennen.

Ibrahimovic setzte sich bei der Eröffnung des schwedischen Nationalstadions in Solna nahe Stockholm beim 4:2 im freundschaftlichen Länderspiel gegen England ein Denkmal – mit einem Tor, das die englische Zeitung The Telegraph – völlig zu Recht – als "das Tor des Jahrhunderts" adelte.

Meisterstück

   

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Es geschah in der Nachspielzeit, Schweden hatte zu diesem Zeitpunkt dank dreier Ibrahimovic-Tore bereits mit 3:2 geführt. Nach einem weiten Abschlag war eine Kopfball-Abwehr von Joe Hart zu kurz geraten. Ibrahimovic hatte instinktiv auf einen Fehler des englischen Keepers spekuliert. Diesen nützte Schwedens Kapitän eiskalt aus – mit einem Fallrückzieher von weit außerhalb des Strafraums. Ibrahimovic traf den Ball so perfekt, dass dieser erst wieder im Tor aufkam.

"Ein Tor zum Zunge schnalzen! Unfassbar, brillant, großartig!", schrieb die deutsche Zeitung Bild. "Ibrakadabra! Viererpack und Jahrhunderttor", titelte das Internetportal spox. "Mein lieber Schwede. In der 90. Minute setzt Ibrahimovic seiner Tor-Gala die Krone auf", war die Schweizer Blick entzückt. "Vier Tore des Schweden, eines davon stratosphärisch: Hohelied auf SuperIbra. Ein Fallrückzieher ohne Präzedenzfall", jubelte die spanische Sporttageszeitung Marca.

El Mundo Deportivo adelte den Torschützen: "Ibrahimovic Superstar. Er ist der Fleisch gewordene unbeugsame Geist dieses skandinavischen Teams."

"So ist es eben mit den Engländern"

Auch die englischen Zeitungen überschlugen sich trotz der bitteren Niederlage ihres Teams mit Superlativen. "Tor der Götter! Unglaubliche Akrobatik, der Hauch eines Genies. Zlatan erzielt ,das größte aller Zeiten‘", schrieb die Daily Mail. "Ibrahimovics’ Wunder-Tor stellt England neue Jungs zur Schau", meinte The Independent. „"lats’ Magic", titelte The Sun.

Über das Lob aus England freute sich Ibrahimovic am meisten. Denn gerade im Mutterland des Fußballs wurde er bis Mittwochabend nicht ernst genommen, wohl auch, weil er in seiner Karriere immer einen Bogen um die Premier League gemacht hatte. "So ist es eben mit den Engländern. Erst wenn man gegen sie trifft, ist man ein guter Spieler", meinte Ibrahimovic, für den das Tor gar nicht so besonders war: „Solche Treffer habe ich schon öfters erzielt. Es war nicht mein schönstes Teamtor, aber jenes, über das ich mich am meisten gefreut habe.“

Weltklasse

Beim Gegner war das Staunen trotzdem riesig. "Das war der krönende Abschluss. Aber ich hätte das Tor lieber gegen eine andere Mannschaft gesehen", meinte Englands Teamchef Roy Hodgson. "Seine Vorstellung heute war Weltklasse. Es war sein Abend“, lobte Kapitän Steven Gerrard, der trotz Knieproblemen sein 100. Länderspiel für England bestreiten konnte.

Der Geniestreich von Ibrahimovic fehlt übrigens bei der FIFA-Wahl zum schönsten Tor des Jahres. Der Weltverband hatte die zehn Treffer für die Internetabstimmung schon vor den Mittwoch-Länderspielen nominiert. „Ich habe gesehen, dass ich nicht dabei bin. Das Problem musste ich lösen“, sagte dazu der Schwede. 

Zlatan Ibrahimovic hat sein neues Wohnzimmer gefunden – und es ist ein besonders schönes noch dazu, die Friends Arena in der schwedischen Gemeinde Solna nahe Stockholm. Gleich vier Treffer erzielte der Superstar am Mittwoch Abend im ersten Fußballspiel im neuen schwedischen Nationalstadion gegen England.

326 Millionen Euro hat die Friends Arena gekostet. Die Bauarbeiten dauerten rund drei Jahre. Die Arena hat ein Dach, das sich innerhalb von 20 Minuten schließen lässt. Unter diesem ist ein 64 Tonnen schwerer Videowürfel mit vier riesigen LED-Bildschirmen angebracht. Bei Fußballspielen fasst die Arena 51.060 Fans, bei Konzerten und anderen Veranstaltungen finden sogar bis zu 67.500 Zuschauer Platz .

Das Spiel gegen England war das erste Fußballspiel in der Arena, die das nahe gelegen altehrwürdige Rasunda-Stadion ersetzt. Die feierliche Eröffnung fand aber schon am 27. Oktober mit einer großen Show unter der Mitwirkung schwedischer Musik-Stars wie Loreen, Roxette und The Hives statt.

Österreichs Team wird bald in der Friends Arena, in der auch der Erstligist AIK Solna spielen wird, antreten dürfen. Am 11. Oktober 2013 wird das WM-Qualifikationsspiel Schweden gegen Österreich in Solna ausgetragen.

Von Österreichs Gegnern in der Qualifikationsgruppe C zur Fußball-WM 2014 hat am Mittwoch nur Schweden ein volles Erfolgserlebnis geholt. Dank vier Toren von Superstar Zlatan Ibrahimovic (20., 78., 85., 91.) setzten sich die Skandinavier, die im Juni bzw. Oktober 2013 auf Österreich treffen, gegen England in Solna mit 4:2 durch. Danny Welbeck (35.) und Steve Caulker (38.) waren für die Gäste erfolgreich. Deutschland musste sich auswärts gegen die Niederlande mit einem 0:0 zufriedengeben, Irland wiederum zog in Dublin gegen die Griechen durch ein Tor von Jose Holebas (29.) mit 0:1 den Kürzeren.

Das 41. Duell der beiden Erzrivalen Niederlande und Deutschland hielt nichts von dem, was sich die 51.000 Zuschauer in Amsterdam erhofft hatten. Vor allem das Heimteam agierte sehr defensiv. Der große Respekt vor dem Nachbarn war der Mannschaft von Louis van Gaal anzumerken, nachdem die "Elftal" zuletzt beim 0:3 vor einem Jahr in Hamburg und beim 1:2 bei der EM in Charkiw zwei empfindliche Niederlage hatte einstecken müssen. Erst in der Schlussviertelstunde waren die Hausherren das bessere Team.

Knappe Angelegenheit

Die beste Chance für den Gastgeber, der in der WM-Qualifikation in bisher vier Spielen vier Siege feierte, vergab in der 76. Minute Daryl Janmaat, der nach einem schönen Doppelpass mit Dirk Kuyt am glänzend reagierenden Manuel Neuer scheiterte. Für Deutschland verpassten vor der Pause Mario Götze, Marco Reus und Ilkay Gündogan einen möglichen Torerfolg.

Wegen gesundheitlichen Problemen fehlten den Deutschen Bastian Schweinsteiger, Mesut Özil, Miroslav Klose, Mario Gomez, Toni Kroos, Holger Badstuber, Sami Khedira und Jerome Boateng. Bei den Niederländern verzichteten Robin van Persie und Wesley Sneijder auf einen Einsatz.

Fallrückzieher

In Solna war besonders das 4:2 in der Nachspielzeit sehenswert, als Ibrahimovic nach einem Fehler von Englands Torhüter Joe Hart mit einem Fallrückzieher von der Seite aus rund 35 Metern traf. Für England-Coach Hodgson war es im zwölften Spiel als Nationaltrainer der "Three Lions" die erste Niederlage nach der regulären Spielzeit. Die große Figur bei den Gästen war Steven Gerrard, der sein 100. Länderspiel absolvierte und das 2:1 mit einer Freistoßflanke vorbereitete. Der 32-jährige Mittelfeldspieler ist nach Peter Shilton (125 Länderspiele), David Beckham (115), Bobby Moore (108), Bobby Charlton (106) und Billy Wright (105) der sechste Engländer, der Aufnahme in den "Hunderter"-Klub fand.

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