Hasenhüttl: "Ich war nicht gerade der Fleißigste"

Ralph Hasenhüttl, Neo-Trainer des RB Leipzig.
Ralph Hasenhüttl, der neue Trainer von RB Leipzig, über sich als Spieler und Trainer, über Respekt und Leidenschaft.

Ralph Hasenhüttl ist mit Ingolstadt in die erste deutsche Bundesliga aufgestiegen und hat den Klassenerhalt geschafft. Das weckte Begehrlichkeiten nach den Diensten des bald 49-jährigen gebürtigen Steirers. RB Leipzig heißt seit Sommer sein Klub. Und damit wird sein Wirken genau beobachtet werden.

Im Rahmen seines ersten Trainingslagers mit Leipzig teilte er der Deutschen Presse-Agentur seine Gedanken mit. Ein Streifzug in seine Vergangenheit, eine Einschätzung der gegenwärtigen Lage und ein Blick in die Zukunft.

Ralph Hasenhüttl über... ... sein Leben in Leipzig "Ich habe eine Wohnung gefunden und die Stadt schätzen und lieben gelernt. Sie hat eine hohe Lebensqualität."

... seine Leidenschaft Fußball

"Wir waren eine sehr sportliche Familie, und ich habe jede Menge Sportarten betrieben. Aber irgendwie bin ich dann doch beim Fußball hängen geblieben. Heute kann ich allerdings nicht bestätigen, dass das die Sportart war, bei der ich am meisten Talent hatte. Trotzdem bin ich im Nachhinein sehr dankbar, dass ich mich für den Fußball entschieden habe."

... seine Entscheidung, Fußball-Profi zu werden

"Ich bin mit 17 oder 18 zu den Profis des Grazer AK gekommen, das war mein erster Verein. Eigentlich war ich eher Libero. Der Trainer dort hat mich aber zum Stürmer umfunktioniert. Und dann habe ich eine recht steile Karriere als Angreifer hingelegt."

... seine Selbsteinschätzung als Spieler

"Ich war ein sehr kritischer Spieler. Ich weiß aber nicht, ob das aufgrund der Tatsache war, dass ich nicht gerne laufen wollte, oder weil ich alles hinterfragt habe, ob es mich auch wirklich weiterbringt. Ich war von meiner Einstellung her allerdings nicht gerade der Fleißigste."

... seine Entscheidung, Trainer zu werden

"Ich habe mir schon immer etwas mehr Gedanken gemacht über den Sport. Ich liebe technische Sportarten und habe mir oft überlegt, wie ich sie verfeinern und verbessern kann. Das ist schon mal eine gute Grundvoraussetzung, um irgendwann Trainer zu werden."

... seine Performance in der Trainerausbildung

"Ich war vor allem ein sehr unerfahrener Schüler, weil ich zu diesem Zeitpunkt noch keine Mannschaft trainiert hatte."

... seine Vorbilder, an denen er sich orientiert hat

"Es gibt schon immer wieder Trainer, die einen prägen. Im Endeffekt muss man authentisch bleiben. Du bist nur gut, wenn du das verkörperst, wofür du stehst. Trotzdem bist du ja als Mensch das, was dein Umfeld aus dir macht. Wenn man sich an gewissen Personen orientiert, kann es schon passieren, dass man einiges davon annimmt, ohne es zu kopieren."

... seine Arbeitsweise und Typenbeschreibung im Trainerjob

"Ich habe meinen eigenen Stil. Ich versuche, respektvoll mit den Jungs umzugehen, ihnen Verantwortung zu übertragen. Sie bekommen von mir und dem Trainerteam eine Atmosphäre vorgesetzt, in der man sich gut entwickeln kann und auch Fehler machen darf, wenn man das Gefühl hat, sie lernen daraus."

... seine persönlichen Grenzen, die dem Spaß womöglich ein Ende setzen

"Spaß und Erfolg darf man nicht als Gegensätze sehen. Kreativität ist nur dann möglich, wenn man mit viel Freude bei der Sache ist. Eine gute Mannschaft unterscheidet sich von einer Mannschaft, die nur eine gute Mannschaft sein will, dadurch, dass sie trotz allem Spaß an der Arbeit die Ernsthaftigkeit nicht vermissen lässt."

... seinen Umgang mit Niederlagen

"Wenn Sie meine Familie fragen, sagen sie wahrscheinlich: fürchterlich. Meine Kollegen würden eher sagen: sehr sachlich. Ich versuche, Spiele auch losgelöst vom Ergebnis zu analysieren. Ich glaube schon, dass ich ein emotionaler Trainer bin, der aber Niederlagen mit einem gewissen Abstand als das betrachtet, was sie sind, nämlich eine Chance zum Lernen. Den Spruch, den ich vergangenes Jahr gebracht habe, wir werden kein Spiel verlieren, entweder wir gewinnen oder wir lernen, passt auch auf diese junge Mannschaft."

... seinen Plan, mit einer so jungen Mannschaft wie Leipzig auf Dauer Erfolg zu haben

"Die Geschichte der vergangenen Jahre zeigt, dass Bundesliga-Erfahrung nicht unbedingt eine Garantie für Erfolg ist. Wir haben hier Spieler, die hungrig und lernwillig sind. Das ist mir wichtiger als Bundesliga-Erfahrung. Wir versuchen, etwas zu formen, das auf Sicht sehr schnell ein hohes Niveau erreichen kann. Und dann hat man das, was man möchte – eine Mannschaft, mit der sich alle im Verein zu hundert Prozent identifizieren und der die Zukunft gehört. Deshalb finde ich unseren Weg so spannend."

Kommentare