Videobeweis spaltet den Fußball

Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer ist dafür, Rapids Sportchef Müller dagegen.

Samstag, 17 Uhr, Dortmund. Der BVB geht durch ein Tor von Pierre-Emerick Aubameyang mit 1:0 gegen den FC Ingolstadt in Führung (zum Spielbericht). Ingolstadts österreichischer Torhüter Ramazan Özcan läuft daraufhin wutentbrannt zum Schiedsrichterassistenten - immer wieder auf die Video-Leinwand zeigend. Dort hatte die Dortmunder Stadion-Regie den Treffer nämlich eingespielt. Unglücklicherweise. In der Wiederholung war nämlich klar und deutlich das zu sehen, was der Schiedsrichterassistent nicht gesehen hatte. Aubameyang hatte seinen Treffer aus Abseitsposition erzielt.

Die Wut der Ingolstädter (Zitat Hasenhütt: "Riesensauerei") war angesichts der Bilder verständlich, geholfen haben die Proteste freilich nichts. Der Schiedsrichter darf seine Tatsachenentscheidung nicht zurücknehmen, auch wenn er von der Leinwand eines Besseren belehrt wird.

Szenen wie diese sind es, die immer wieder die Rufe nach der Einführung des Videobeweises (Wie ist Ihre Meinung? Stimmen Sie unten ab) im Fußball laut werden lassen.

Diskutiert wird das Thema auch in Österreich. "Ich bin der Meinung, dass es der richtige Weg wäre, den Videobeweis einzuführen, weil jede Unterstützung für den Schiedsrichter hilfreich ist - auch in der Öffentlichkeit. Und vor allem: Es geht im Fußball mittlerweile um viel, auch wirtschaftlich gesehen. Da muss man gerade bei diesen wichtigen Entscheidungen - wie Elfmetersituationen oder Torsituationen - die richtigen treffen", sagt beispielsweise Liga-Vorstand Christian Ebenbauer.

"Das Schiedsrichterwesen und die Kommission begrüßen natürlich alles, was es den Schiedsrichtern leichter macht", sagt Schiedsrichter-Boss Robert Sedlacek und warnt: "Eines muss klar sein - dass diese Einführung, sofern sie stattfindet, einiges an den Fußballregeln und den Spielen verändern wird. Grundsätzlich wäre es notwendig, dass diese etwaigen Entscheidungen aufgrund einer Videoanalyse unbedingt sehr, sehr rasch - also in einem Zeitraum von zehn bis 20 Sekunden - passieren. Denn ich glaube nicht, dass es der europäische Zugang zum Fußball ist, dass es längere Unterbrechungen gibt, in denen womöglich Werbung gespielt wird. Uns muss auch klar, dass ein bisschen etwas vom althergebrachten Flair des Fußballs verloren geht".

Rapids Müller: "Fußball lebt von Fehlern"

Dieser Meinung schließen sich allerdings bei Weitem nicht alle an. Franz Lederer, Mattersburgs Sportchef, äußerte sich am Dienstag durchaus kritisch zur möglichen Einführung des Videobeweises. "Fußball soll schon Fußball bleiben", meinte der 52-Jährige. Unterstützung bekam er dabei auch von Rapids Andreas Müller. "Ich bin kein Freund vom Videobeweis, habe auch ein Problem mit der Torkamera. Der Fußball lebt von Fehlern, da haben alle etwas zu diskutieren, ich finde es klasse, wie es ist."

Der Meinung ist auch Sturms Gerhard Goldbrich: "Ich würde es begrüßen, wenn alles so belassen wird, weil wo fängt man an und wo hört man auf? Bei dem heutigen Tempo im Spiel könnte man jede Minute ein Video anschauen. Und am Stammtisch diskutieren zu können, ist doch das Salz in der Suppe."

Regelhüter-Versammlung Anfang März

Die Regelbehörde IFAB befasst sich Anfang März auf ihrer Jahresversammlung in Cardiff mit der Thematik. Zuletzt hatten die IFAB-Direktoren eine "starke Empfehlung" ausgesprochen, Tests für einen Videobeweis zu beschließen.

Im IFAB sind die Verbände von England, Schottland, Wales und Nordirland sowie die FIFA als Vertreter der restlichen 205 nationalen Verbände organisiert. Jede Änderung der Spielregeln muss mit einer Mehrheit von sechs der insgesamt acht Stimmen beschlossen werden.

Die Fußball-Regelhüter werden bei ihrem nächsten Treffen neben einer Entscheidung über mögliche Tests für den Videobeweis auch über weitere brisante Themen beraten. Auf der Agenda des International Football Association Board am ersten März-Wochenende in Cardiff stehen u.a. auch die Dreifachbestrafung, der Einsatz von Strafbänken sowie die mögliche Zulassung eines 4. Wechsels in der Verlängerung.

Bei der Tagung im vergangenen Jahr hatten die Regelhüter beschlossen, die umstrittene Dreifachbestrafung aus Elfmeter, Roter Karte und Sperre für den Sünder bei Notbremsen im Strafraum zu belassen. Nun sollen zukünftige Optionen und mögliche weitere Schritte diskutiert werden. Für mögliche Strafbänke könnten Experimente genehmigt werden.

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