Steckt die Deutsche Bundesliga in einer Krise?

Tabellenführer Dortmund verlor am Dienstag seine Champions-League-Partie.
Die Saisonbilanz der Bundesligisten im Europacup ist desaströs, Dortmund und Leipzig müssen zittern.

Steckt die oft hochgelobte Deutsche Bundesliga in einer sportlichen Krise? Nimmt man die Europacup-Ergebnisse in der bisherigen Saison als Maßstab, dann wird man diese Frage wohl mit Ja beantworten müssen.

Die sportliche Bilanz auf europäischer Ebene ist inklusive der Dienstag-Spiele in der Champions League bisher katastrophal. Zwölf Spiele gab es bisher mit deutscher Beteiligung, es reichte gerade einmal zu zwei Siegen.

Freiburg besiegte in der Europa League NK Domzale zu Hause 1:0, um danach im Rückspiel in Slowenien 0:2 zu verlieren und bereits in der dritten Qualifikationsrunde auszuscheiden. Die Bayern gewannen das erste Gruppenspiel in der Champions League gegen Anderlecht mit 3:0, ebenfalls zu Hause.

Auswärtsschwäche

Auswärts sind die deutschen Bundesligisten (Bayern spielt erst am Mittwochabend bei Paris SG) nicht nur noch sieglos, alle fünf Spiele bis Dienstag gingen sogar verloren.

"Muss man sich um den deutschen Vereinsfußball Sorgen machen? Ich sage schon lange JA! ", twitterte der deutsche Sportjournalist Alfred Draxler, seines Zeichens Chefredakteur des Wochenmagazins Sportbild am Dienstag, kurz nachdem Dortmund zu Hause gegen Real 1:3 und Vizemeister RB Leipzig bei Besiktas Istanbul 0:2 verloren hatte.

Deutschlands Leader Dortmund steht in seiner Gruppe schon nach zwei Spielen unter Zugzwang. Denn mit null Punkten liegt die Borussia schon sechs Zähler hinter Real und Tottenham. Die Engländer feierten Dienstag einen 3:0-Erfolg bei APOEL Nikosia dank eines Triplepacks von Englands Teamstürmer Harry Kane.

BVB-Trainer Peter Bosz sparte auch nicht mit Kritik: "Wir haben sehr schlecht verteidigt. Wenn man spielen will wie wir, muss man Druck machen. Wir kamen überall zu spät. Das war nicht das Dortmund-Niveau", erklärte er.

Die Statistik bestätigt Bosz: Während der BVB in der Bundesliga die Gegner mit Power-Fußball und Offensiv-Pressing überrollt, decken Gegner auf Champions-League-Niveau die Schwächen des Systems auf. Einem Gegentor in sechs Liga-Spielen – gegen nominell schwächere Teams – stehen acht in der Champions League (je 1:3 gegen Tottenham und Real) sowie im Supercup gegen Bayern München (2:2, 4:5 i. E.) gegenüber.

Viel Lehrgeld musste Europacup-Debütant RB Leipzig in Istanbul zahlen. Vieles erinnerte an das 1:3 von Schwesternklub Salzburg in der Champions-League-Qualifikation vor vier Jahren bei Fenerbahce. Wie Österreichs Serienmeister 2013 ließ der deutsche Vizemeister viel zu viele Chancen ungenützt und verlor bei Besiktas 0:2.

Mahnende Worte

Auch Leipzig-Trainer Ralph Hasenhüttl sparte nicht mit Kritik an seinen Spielern. "Für mich ist es als Trainer wichtig zu sehen, auf wen ich mich in solchen Momenten verlassen kann, wer steht trotzdem seinen Mann und ist bereit, sich dagegen zu wehren, was da auf dem Feld abgeht", sagte der Steirer . Bei einigen Spielern sei das nicht so gewesen, aus welchen Gründen auch immer.

"Wir wissen, woran es fehlt, wir werden daran arbeiten und anders zurückkommen", versprach Hasenhüttl. Das wird auch notwendig sein, denn auch Leipzig steht mit einem Punkt auf der Habenseite bereits unter Druck.

Die schwache deutsche Bilanz hat auch bereits Auswirkungen auf das UEFA-Länderranking: In der Fünfjahreswertung verlor Deutschland Platz zwei vorerst an England. In der Saisonwertung lag die Bundesliga vor den Mittwoch-Spielen nur auf Rang 25 – zwischen Bulgarien und Litauen. Österreich ist übrigens Elfter.

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