Jose Mourinho verlässt Real Madrid

Real Madrid's coach Jose Mourinho concentrates before the start of their Spanish King's Cup final soccer match against Atletico Madrid at Santiago Bernabeu stadium in Madrid May 17, 2013. REUTERS/Juan Medina (SPAIN - Tags: SPORT SOCCER)
Real-Boss Florentino Perez verkündete am Montagabend die Trennung vom Portugiesen.

Die Wachablösung bei Real Madrid wird nun vollzogen: Der gescheiterte Startrainer José Mourinho wird den spanischen Rekordmeister zum Saisonende verlassen, verkündete Vereinspräsident Florentino Pérez am Montagabend. Pérez betonte, es handele sich um keine Entlassung, obwohl Mourinhos Vertrag noch bis 2016 lief. „Wir trennen uns im gegenseitigen Einvernehmen“, beteuerte der Klubpräsident bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz.

Jose Mourinho verlässt Real Madrid
epa03709324 Real Madrid's president Florentino Perez addresses to the media during a press conference held in Madrid, Spain on 20 May 2013. Portuguese coach Jose Mourinho will leave Real Madrid at the end of the season in June, club president Florentino Perez said 20 May. Perez did not say who would succeed Mourinho but the favourite, according to media reports, is Paris Saint-Germain coach Carlo Ancelotti. Perez pointed out that Mourinho - who has been in charge since 2010 - 'has not been sacked, he is leaving by mutual agreement'. EPA/Alberto Martin
Nachfolger des Portugiesen soll der Italiener Carlo Ancelotti vom frischgekürten französischen Fußball-Meister Paris Saint-Germain werden. Offiziell machte das Pérez aber (noch) nicht. „Es gibt keinen Vorvertrag und auch keine Vereinbarung mit irgendeinem möglichen Trainer. Das ist eine Aufgabe, die in den nächsten Tagen vor uns liegt“, sagte er. Klar scheint aber:Real will, Ancelotti will, nun müssen beide allerdings noch die Ölscheichs überzeugen, die seit 2011 bei Paris das Sagen haben. Und die wollen ihren Meistermacher partout nicht ziehen lassen.

Scheichs gegen Ancelotti-Deal

„Wir haben gesprochen und Ancelotti hat darum gebeten, nach Madrid wechseln zu dürfen (...) Ich war ganz klar und habe ihm gesagt, dass sein Vertrag mit uns noch ein Jahr läuft. Er kann nicht weg“, erklärte PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi am Montag dem TV-Sender Beln-Sport. Er warnte auch Real vor „juristischen Problemen“.

Jose Mourinho verlässt Real Madrid
Paris Saint-Germain's coach Carlo Ancelotti reacts during their French Ligue 1 soccer match against Valenciennes at the Parc des Princes stadium in Paris May 5, 2013. REUTERS/Gonzalo Fuentes (FRANCE - Tags: SPORT SOCCER)
„Wir hatten ein Gespräch, und ich habe darum gebeten, den Klub verlassen zu dürfen“, sagte auch Ancelotti dem TV-SenderCanal+. Zu seinen Beweggründen wollte er sich nicht äußern: „Es ist nicht die richtige Zeit, meine Gründe zu erklären. Vielleicht werde ich sie nie erklären.“ Die Sportzeitung L'Équipeschrieb, der Italiener habe erfolglos mehr Einfluss bei den Spieler-Einkäufen gefordert.

Nach Berichten französischer und spanischer Medien will PSG jedoch den unzufriedenen Ancelotti nicht um jeden Preis halten. Die Absicht der Scheichs sei vielmehr, in einer Art „Tauschgeschäft“, bei dem man noch viele Millionen drauflegen würde, den Wechsel von Starstürmer Cristiano Ronaldo an die Seine zu erreichen.

Fans gegen „Mou“

Mourinho soll zurück zu Chelsea gehen - das stehe fest, schrieben die Sportblätter As und Marca unisono, die offizielle Ankündigung werde schon diese Woche erfolgen. Kaum jemand hielt in Madrid noch zum „Special One“. In einer Umfrage von As forderten 82 Prozent der Fans, dass „Mou“ noch vor den beiden letzten Saisonspielen beurlaubt wird. Perez erfüllte ihnen diesen Wunsch nicht, Mourinho soll noch bis Saisonende auf der Trainerbank sitzen.

Nachdem Real in der Liga schon in der Hinrunde vom späteren Meister FC Barcelona abgehängt worden und in der Champions League an Borussia Dortmund gescheitert war, hatte es am Freitag nicht einmal zum „Trosttitel“ gereicht. Im Pokalfinale unterlagen die Merengues dem Stadtrivalen Atlético. „In dieser Spielzeit habe ich versagt, das war die schlechteste Saison meiner Karriere“, räumte Mourinho nach der 1:2-Pleite nach Verlängerung mit versteinerter Miene ein.

Schlechter Verlierer

Jose Mourinho verlässt Real Madrid
epa03709300 (FILE) A file picture dated 23 April 2013 shows Real Madrid's Portuguese head coach Jose Mourinho (L) leading his team's training session in Dortmund, Germany. Jose Mourinho will leave Real Madrid at the end of the season in June 2013, club president Florentino Perez said on 20 May 2013. EPA/FRISO GENTSCH
„Mehr Streitigkeiten als Titelgewinne“, fasste das SportblattMarcadie bewegte Mourinho-Ära bei den Königlichen zusammen. Der Trainer hatte sich mal mit der Klubführung, mal mit den Spielern, den Fans, den Schiedsrichtern oder der Europäischen Fußball-Union ( UEFA) angelegt. Im Vergleich zu den Konflikten ist die Zahl der Titel überschaubar: In drei Jahren gewann Mourinho mit Real nur einmal den Pokal, einmal die Meisterschaft und einmal den Supercup. Das ist in der jüngeren Vereinsgeschichte die magerste Bilanz, die ein Real-Trainer in drei Jahren erzielte.

Die Niederlage im Pokalfinale verbitterte Mourinho so sehr, dass er keine Anstalten machte, sich als fairer Verlierer zu geben. „Ich glaube, Atlético hat den Pokalgewinn nicht verdient“, raunzte er. Der Trainer stieg nach dem Abpfiff auch nicht auf die Ehrentribüne empor, wo König Juan Carlos die Medaillen an die Endspielteilnehmer verteilte.

Jose Mourinhos Real-Ära

Geboren: 26. Jänner 1963 in Setubal/Portugal
Familienstand: verheiratet, zwei Kinder

Vereine als Spieler (1980-1987): Rio Ave FC, Belenenses Lissabon, Sesimbra, Comercio e Industria

Vereine als Trainer: CF Estrela Amadora (1990/91), AD Ovarense (1991-93), Sporting Lissabon (1993/94), FC Porto (1994-96), FC Barcelona (1996-2000, jeweils als Co-Trainer). Benfica Lissabon (2000), Uniao Leira (2001/02), FC Porto (2002-04), FC Chelsea (2004-07), Inter Mailand (2008-10), Real Madrid (2010-13)

Erfolge als Trainer:
- Sieger Champions League mit dem FC Porto 2004 und Inter Mailand 2010, Sieger UEFA-Pokal mit dem FC Porto 2003
- Landesmeister 2003, 2004 (FC Porto), 2005, 2006 (FC Chelsea), 2009, 2010 (Inter Mailand), 2012 Real Madrid
- Pokalsieger 2003 (FC Porto), 2007 (FC Chelsea, dazu Ligapokalsieger 2005 und 2007, Supercup-Sieger 2005), 2010 (Inter Mailand), 2011 (Real Madrid)

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