Kainz: "In Graz herrscht immer Unruhe"

Gut eingelebt: Florian Kainz war beim Debüt der beste Rapidler und traf sofort.
Der 21-jährige Neo-Rapidler über seinen Ex-Klub Sturm und den Start in Wien.

Ausgerechnet gegen Sturm bestreitet Florian Kainz nach 14 Jahren in Graz morgen sein schon 100. Bundesligaspiel. Davor gab der erst 21-jährige Rapid-Neuzugang dem KURIER ein Interview.

KURIER: Werden Sie von Rapid in die Vorbereitung auf das Duell am Samstag einbezogen?

Florian Kainz: Ja. Ich weiß schon Bescheid, etwa über die Standards von Sturm. Darüber tausche ich mich mit Trainer Barisic auch aus.

Rapid hat zu Saisonbeginn mit Ihrem Transfer noch zugewartet, weil Sie verletzt waren. Was hatten Sie eigentlich?

Ich hatte beim Schienbein im Gewebe nur eine kleine Verletzung. Das wurde durch Sturm aufgebauscht, weil der Verein nicht genau bekannt gegeben hat, was ich habe.

Warum haben Sie sich schließlich für Rapid entschieden?

Ich wollte etwas Neues kennenlernen. Rapid ist für mich die größte Mannschaft in Österreich. Natürlich habe ich überlegt, weil ich ewig bei Sturm war. Aber ich bereue nix. Ich bin sehr angetan davon, wie ich hier aufgenommen wurde und tagtäglich mit der Mannschaft und dem Trainerteam arbeite.

Ihr Manager Rob Groener hat in Ihrem Sturm-Vertrag die Ausstiegsklausel um nur 300.000 Euro durchgesetzt. Warum haben Sie bei Rapid keine mehr?

Über solche Details will ich nicht reden. Ich hab’ schon in Graz den Fehler gemacht, dass ich über meine Ausstiegsklausel gesagt habe: "Ich will ins Ausland." Jetzt wird mir in Graz vorgeworfen, dass es Wien geworden ist. Ich bin keiner, der gern plaudert, ich konzentriere mich lieber auf die Leistung.

Ausgerechnet Ihr 100. Bundesliga-Spiel bestreiten Sie gegen Sturm. Was erwarten Sie?

Drei Punkte für Rapid – das ist das Wichtigste. Ich weiß, dass es Wirbel um meine Person geben wird, aber ich bin da nicht so wichtig.

Wie erlebten Sie als Sturm-Spieler das Hanappi-Stadion im Unterschied zum Happel-Stadion?

Das Hanappi-Stadion war ein Traum, die Spiele mit Sturm waren dort wegen der Stimmung die geilsten Partien. Ich hab’ mir die Pläne für den Neubau angesehen – das wird überragend. Dafür muss man jetzt Kompromisse eingehen, da passt das Happel-Stadion ganz gut.

Als Sturm 2011 Meister wurde, gab es bei Rapid den Platzsturm. Warum haben sich die Vereine seither auseinanderentwickelt?

Rapid entwickelt viele Spieler, der Verein ist stark, es geht aufwärts. In Graz herrscht immer Unruhe. Die kommt von außen in den Klub – und damit meine ich nicht die Fans an sich. Da geht es um Internetportale oder Fan-Foren. Wenn es kurz nicht läuft, wird alles gleich aufgebauscht. Dabei wäre bei Sturm viel vorhanden.

Ihnen ist aber schon bewusst, dass Misserfolg auch bei Rapid schnell für Aufregung sorgt?

Ja. Die Erwartungen in Wien sind noch höher, es gibt noch mehr Fans, und die Leistung muss passen. Mit Unzufriedenheit muss man umzugehen lernen, da hab’ ich bei Sturm Erfahrungen gesammelt. Es gab ja genug Tiefschläge.

Vor zehn Jahren waren auf der linken Seite Rechtsfüßer noch selten. Wann wechselten Sie?

Nach links gekommen bin ich 2009 bei den Sturm Amateuren. Das war damals ungewöhnlich, es passt mir seither aber so. Ich spiele nur noch im U-21-Team rechts.

Wussten Sie gleich, was Rapid mit Ihnen vorhat?

Trainer Barisic hat es mir erklärt und mir einiges zur Spielphilosophie gezeigt. Die Mannschaft hat es mir auch leicht gemacht. Ich hab’ mich gegen die Admira sofort wohlgefühlt. Da hilft auch die riesige Erfahrung von Steffen Hofmann als zentrale Figur auf dem Feld.

Es wirkt auch so, als hätte die Mannschaft auf so einen Spielertypen wie Sie gewartet ...

Nein, nein. Ich bin ja nicht der Heilsbringer. Deni Alar hat auf meiner Position eine Woche davor das Siegestor geschossen, auch wenn er eigentlich ein Stürmer ist.

Was wollen Sie in Ihrer noch jungen Karriere noch erreichen?

Ich habe mir meine Ziele nur für diese Saison gesetzt. Ich glaube, man sollte nicht so weit vorausschauen.

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