Staatsspitze verabschiedete ÖFB-Damen in die EM

Österreichs Fußball-Spielerinnen und Politiker auf einem Gruppenfoto
Bundeskanzler Kern hofft, dass die ÖFB-Kickerinnen "endlich die Isländer reinhauen".

Österreichs Fußball-Frauen-Nationalteam ist am Dienstag von der heimischen Staatsspitze in der Hofburg in Wien feierlich verabschiedet worden. Bundespräsident Alexander van der Bellen, Bundeskanzler Christian Kern, Nationalratspräsidentin Doris Bures und Sportminister Hans-Peter Doskozil wünschten der Auswahl von Trainer Dominik Thalhammer alles Gute für die EM-Teilnahme in den Niederlanden.

Da es die erste des ÖFB-A-Teams der Frauen ist, freute sich Van der Bellen, "dass eine Männerbastion mehr gefallen ist. Vor 30 Jahren wurde der Frauen-Fußball noch verlacht und galt als nicht standesgemäß", erinnerte der Bundespräsident. "Gott sei Dank ist das vorbei." Danach zog er einen Vergleich zwischen Politik und Fußball. In beiden Bereichen spielten "Emotionen, Leidenschaft" und auch "Fingerspitzengefühl" eine große Rolle und erlebe man "Höhen und Tiefen".

Staatsspitze verabschiedete ÖFB-Damen in die EM
ABD0086_20170711 - WIEN - ÖSTERREICH: (v.l.), BK Christian Kern,, BP Alexander Van der Bellen, anl. einer offiziellen Verabschiedung des Frauen-Nationalteams in der Präsidentschaftskanzlei, am Dienstag, 11. Juli 2017, in Wien. - FOTO: APA/HANS PUNZ
Auch in der Politik müsse man "die Stärken des Gegners miniminieren" und dessen "Schwächen ausnützen". "Die Attacken kommen dabei manchmal von der linken und manchmal von der rechten Seite", erklärte Van der Bellen bewusst zweideutig, bevor er auf den wesentlichen Unterschied einging: Er vermisse "manchmal einen klaren Schiedsrichter in der Politik".

"Fußball-Narr" Kern

Im Gegensatz zum Bundespräsidenten, der "auch über Männer-Fußball nicht alles weiß", outete sich Kern als "absoluter Fußball-Narr". "Ich freue mich riesig und bin sehr stolz auf das, was sie erreicht haben. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass sich Österreich für eine EM qualifiziert", betonte der Kanzler bei seiner Ansprache an das Nationalteam.

Staatsspitze verabschiedete ÖFB-Damen in die EM
ABD0089_20170711 - WIEN - ÖSTERREICH: (v.l.), Sportminister Hans Peter Doskozil, Spielerin Nina Burger, BK Christian Kern, anl. einer offiziellen Verabschiedung des Frauen-Nationalteams in der Präsidentschaftskanzlei, am Dienstag, 11. Juli 2017, in Wien. - FOTO: APA/HANS PUNZ
"Fußball ist so eine verrückte Sache", erinnerte Kern an das Vorjahr, als er bei der Verabschiedung der Männer vor der EM in Frankreich überzeugt gewesen sei, dass David Alaba und Co. Europameister werden würden. Das habe dann aber "schändlich nicht geklappt, deshalb hoffe ich, dass sie endlich die Isländer reinhauen", sagte er in Anspielung an die 1:2-Niederlage im Vorjahr, mit der Österreichs Männer bereits in der Gruppenphase ausgeschieden waren.

Rückendeckung

Auch die ÖFB-Frauen treffen heuer zum Abschluss am 26. Juli (20.45 Uhr/live ORF Sport+) in Rotterdam auf die Isländerinnen. Zuvor geht es in der Gruppe C zum Auftakt am 18. Juli (18.00) in Deventer gegen WM-Teilnehmer Schweiz und dann am 22. Juli (20.45/beide live ORF eins) in Utrecht gegen Gruppenfavorit Frankreich.

Kern zitierte dann zum Abschluss "mein absolutes Idol", Liverpool-Trainer-Legende Bill Shankly. Dieser hatte einst gesagt: Es gibt Leute, die denken, Fußball sei eine Frage von Leben und Tod. (...) Ich kann Ihnen versichern, dass es noch sehr viel wichtiger als das ist." Man sehe also, welch hohen Stellenwert der Fußball für einige Menschen habe, meinte Kern lächelnd, bevor er zu seinen abschließenden Worten kam. "Ich wünsche Ihnen viel Erfolg, ganz Österreich steht hinter ihnen."

Selfiewunsch

Bures bezeichnete danach den Fußball als "eine Lebensschule", erlebe man doch neben "großen Siegen auch bittere Niederlagen, aber man darf niemals aufgeben", erläuterte die Präsidentin des Nationalrates. Die ÖFB-Spielerinnen bezeichnete sie als "Vorbilder für junge Frauen". Doskozil, der das Match gegen Island im Stadion verfolgen wird, lobte dagegen die Arbeit des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB) auf dem Frauensektor: "Das ist ein Paradebeispiel für andere Sportarten, wo wir hinwollen."

Für die Spielerinnen war der Verabschiedung ein besonderes Erlebnis. "Das ist eine große Ehre", betonte etwa Sarah Zadrazil, die Kanzler Kern um ein Selfie bat.

Anschließend ging es für das Team inklusive 15-köpfigem Betreuterstab im Mannschaftsbus direkt von der Hofburg zum Flughafen nach Schwechat. Dort hob um 15.05 Uhr der Flieger Richtung Amsterdam ab. Von dort ging es dann weiter ins EURO-Basecamp nach Wageningen. Nur ÖFB-Kapitänin Viktoria Schnaderbeck fehlte bei der Verabschiedung, da sie noch in Deutschland an ihrem verletzten Knie intensiv behandelt wurde. Sie sollte dann am Abend direkt zum Team stoßen.

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