FIFA belegt Barcelona mit Transferverbot

Neymar: War der Brasilianer der letzte Barça-Transfer bis 2015?
Der Champions-League-Viertelfinalist darf ein Jahr lang keine neuen Spieler anmelden.

Ein 1:1-Heimremis, wie es der FC Barcelona am Dienstag im Hinspiel des Viertelfinales der Champions League gegen Atlético Madrid erreicht hat, ist keine optimale Ausgangslage, aber bei weitem nicht so schlimm wie das, was Mittwoch Vormittag über die Katalanen hereinbrach.

Der viermalige Champions-League-Sieger ist vom Weltverband FIFA mit einem Transferverbot für zwei aufeinanderfolgende Wechselperioden bestraft worden. In dieser Zeit darf der Verein keine Spieler anmelden, Profis abmelden aber schon. Außerdem wurde eine Geldstrafe in der Höhe von 450.000 Franken (369.500 Euro) gegen den Klub verhängt. Der Grund für die harte Bestrafung: Der FC Barcelona soll mit der Verpflichtung von zehn minderjährigen Spielern gegen Bestimmungen des "Reglements bezüglich Status und Transfer von Spielern" verstoßen haben (siehe Erklärung unten).

"Die Ermittlungen betrafen mehrere minderjährige Spieler, die über verschiedene Zeiträume zwischen 2009 und 2013 beim Verein registriert waren und mit diesem an Wettbewerben teilnahmen", heißt es in einem schriftlichen Statement der FIFA. Dazu wurden die Katalanen auch noch angewiesen, "die Situation aller Fußball-Verband, der sogar 500.000 Franken bezahlen muss – auch wegen Verstößen gegen Artikel 19 des "Reglements bezüglich Status und Transfer von Spielern".

Die FIFA forderte den Verband auf, "innerhalb eines Jahres sein Regelwerk und das bestehende System bezüglich des internationalen Transfers von Minderjährigen im Fußball zu legalisieren".

Einspruch fix

Das Urteil der FIFA ist noch nicht endgültig, der FC Barcelona hat bereits angekündigt, Protest einzulegen und den Internationalen Sportgerichtshof CAS anzurufen. "Unsere Schule zur Ausbildung von Nachwuchsfußballern ist weltweit ein Vorbild", sagte ein Vereinssprecher. Das Reglement, auf das sich der Weltverband berufe, stelle das Modell der Ausbildung von Talenten infrage. Die Arbeit in La Masia, der berühmten Akademie der Katalanen, sei von der FIFA aber bisher stets gelobt worden.

Zudem wollen die Verantwortlichen von Barcelona auch den Antrag stellen, die vom Weltverband FIFA verhängten Sanktionen vorerst auszusetzen.

Davon ist wohl auch abhängig, ob die Katalanen nun Gladbach-Keeper Marc-André ter Stegen verpflichten können. Beim Management des 21-Jährigen, der bisher als fixer Neuzugang des FC Barcelona galt, gibt man sich jedenfalls gelassen. "Wir bleiben ruhig und schauen, was in den nächsten Wochen passiert. Es sieht jedenfalls weiter danach aus, dass Marc-André Gladbach im Sommer verlassen wird", meinte Ter-Stegen-Manager Gerd von Bruch, der aber auch zugibt: "Wenn ich die Mitteilung der FIFA richtig interpretiert habe, dann ist ein Transfer von Marc-André im Sommer zu Barcelona ausgeschlossen."

Mit dem Artikel 19 des "Reglements bezüglich Status und Transfer von Spielern" will die FIFA Minderjährige schützen. Internationale Transfers von Unter-18-Spielern sind verboten – außer eine der folgenden drei Ausnahmebestimmungen wird eingehalten:

1. Die Eltern ziehen aus Gründen, die nichts mit dem Fußballsport zu tun haben, in das Land des neuen Vereins.

2. Der Wechsel findet innerhalb der Europäischen Union (EU) oder des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) statt, und das Alter des Spielers liegt zwischen 16 und 18 Jahren.

3. Der Spieler wohnt höchstens 50 Kilometer von einer Landesgrenze entfernt, und der Verein des benachbarten Verbandes, für den der Spieler registriert werden möchte, liegt ebenfalls höchstens 50 Kilometer von der Landesgrenze entfernt.

Der FC Barcelona ist nicht der erste Fußballverein, der auf diese Weise büßen muss.

Drei Beispiele

FC NANTES
Im Februar 2013 bestraft die FIFA den französischen Klub FC Nantes für sein Verhalten beim Wechsel von Ismael Bangoura mit einem Transferverbot von einem Jahr. Der achtfache französische Meister soll den Stürmer aus Guinea dazu verleitet haben, seinen Vertrag mit Al Nasr aus Dubai im Januar 2012 aufzulösen. Zudem muss Nantes 4,5 Millionen Euro als Kompensation an Al Nasr bezahlen, Bangoura wird für vier Monate gesperrt.

CHELSEA FC
2009 bestraft die FIFA Chelsea FC um den deutschen Nationalspieler Michael Ballack mit einem Transferverbot von einem Jahr. Der Klub aus der englischen Premier League habe den französischen Nachwuchsspieler Gael Kakuta zum Vertragsbruch ermuntert, lautet die Begründung. Auslöser ist eine Klage des RC Lens. Kakuta wird zudem für vier Monate gesperrt, Chelsea muss Lens 780.000 Euro Entschädigung und eine "Trainingsgebühr" in Höhe von 130.000 Euro bezahlen.

FC SION
Der Klub aus der Schweiz darf für die Dauer von zwei Transferperioden keine Spieler unter Vertrag nehmen, weil der Klub 2008 laut FIFA den ägyptischen Torhüter Essam Al Hadari zum Vertragsbruch angestiftet hat. 2011 kommt es zu einem monatelangen Rechtsstreit über das Ende des Transferverbots. In der Folge wird Sion aus der Europa League ausgeschlossen und bekommt vom Schweizer Verband auf Druck der FIFA 36 Punkte abgezogen.

Die ersten beiden Champions-League-Viertelfinalpartien machten Hoffnung auf höchste Fußballkunst, brachten aber nur biedere Alltagskost. Sowohl Manchester United – Bayern als auch BarcelonaAtlético Madrid endeten nach langweiligen ersten und besseren zweiten Hälften 1:1. Damit haben die Auswärtsteams die bessere Ausgangsposition für die Rückspiele am kommenden Mittwoch.

Manchester United stand daheim gegen die Bayern lange einfach nur mit elf Mann in der eigenen Hälfte. Also hatten die Bayern – mit einem braven Alaba – praktisch immer den Ball, wurden aber auch nur dann gefährlich, wenn sie das Tempo in die Höhe schraubten. Gelungen ist das hie und da, dann kam der Titelverteidiger auch in den Strafraum, allerdings zunächst nicht weiter.

Fehleinschätzung

Die Engländer hofften in einem Langweiler auf ein Wunder. Kurz vor der Pause wäre so eines fast geschehen: Bayern-Verteidiger Boateng setzte sich nieder, Welbeck stand deshalb alleine vor Neuer, unterlag aber dem Irrtum, dass man den 1,93 Meter großen Keeper aus kurzer Distanz überheben könnte. Das gelang nicht (40.).

Die Chance war ein Weckruf für Manchester United. Nach der Pause war das Spiel offener. Und es fiel auch ein Tor: Vidic verwertete eine Rooney-Ecke per Kopf (58.). Die Bayern waren gefordert, brachten mit Mandzukic einen im Kopfballspiel geeichten Stürmer. Und der Kroate legte auch per Kopf zum 1:1-Endstand durch Schweinsteiger vor (66.). Der Torschütze erlebte den Abpfiff nicht mehr auf dem Platz mit, der Bayern-Antreiber wurde kurz vor Schluss ausgeschlossen.

Blitzstart

Ein Knaller war auch das spanische Duell nicht. Die Partie verlief ähnlich wie jene in Manchester, allerdings mit umgekehrten Rollen. Mit dem FC Barcelona hatten die Gastgeber mehr den Ball, mit Atlético Madrid hatten die Gäste die besseren Möglichkeiten. Ein Ex-Barcelona-Stürmer kam einem Auswärtstor sogar ziemlich nahe: David Villa schoss um Zentimeter vorbei (5.).

Auch im Nou Camp stand es zur Pause 0:0. In die Kabine gingen beide Teams mit bereits veränderten Personal: Bei Barcelona war Verteidiger Piqué auf sein Steißbein gefallen, bei Atlético hatte sich Torjäger Costa eine Muskelzerrung zugezogen.

Für Letzteren war Diego gekommen. Und der sorgte für einen Paukenschlag: Mit einem Weitschuss der krummsten Art genau in die Kreuzecke brachte der Brasilianer die Gäste doch überraschend in Front (56.).

Danach wollte Atlético das 1:0 nur mehr Richtung Schlusspfiff transportieren. Das gelang allerdings nicht, weil Iniesta ein Genieblitz traf. Sein Zuspiel verwertete der bis dahin blasse Neymar zum 1:1-Endstand (71.).

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