Die Probleme von RB Leipzig

Die Probleme von RB Leipzig
Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz droht mit dem Rückzug aus dem deutschen Fußball. Warum eigentlich?

Ist es nur der viel strapazierte Sturm im Wasserglas oder steckt doch mehr dahinter? Für große Aufregung hat die Ankündigung von Dietrich Mateschitz jedenfalls gesorgt, das Engagement von Red Bull in Leipzig zu beenden, sollte die Lizenz nicht erteilt werden. Praktisch alle deutschen Medien berichteten darüber.

Um was geht es in der Causa eigentlich? Warum sind Dinge, die in Österreich, Brasilien und den USA, also in Ländern, in denen Red Bull ebenfalls im Fußball engagiert ist, kein Problem sind, in Deutschland ein Problem?

RB Leipzig wurde von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) die Lizenz unter drei Auflagen erteilt. Diese müssen bis 28. Mai erfüllt werden, sonst darf der Red-Bull-Verein nicht in die 2. Bundesliga aufsteigen. Ein Protest seitens Red Bull gegen die Auflagen wurde diese Woche abgelehnt.

Die drei Auflagen

1. Das Vereins-Logo von RB Leipzig ähnelt zu sehr dem Logo der Firma Red Bull. Laut DFL-Statuten darf ein Vereins-Logo keine Werbung enthalten. Allerdings wurde das RB-Logo vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) bereits genehmigt.

2. RB Leipzig hat derzeit nur neun Mitglieder, alle kommen noch dazu direkt von Red Bull. Dies ist der DFL zu wenig. Der Verein muss deshalb die strengen Aufnahmeregelungen aufweichen und soll den Mitgliedsbeitrag, der derzeit 800 Euro beträgt, senken. Allerdings widerspricht die RB-Mitgliederpolitik nicht dem deutschen Vereinsrecht.

3. Der heikelste Punkt: Die DFL verlangt im Sinne der 50+1-Regelung, dass Red Bull keinen Einfluss auf die Entscheidungen im Verein nimmt. Allerdings steht diese Auflage juristisch auf sehr wackligen Beinen. Die berühmte 50+1-Regelung, mit der die Einflussmöglichkeiten eines Investors beschnitten wird, gilt laut DFL-Statuten nur für die Kapitalgesellschaften der Vereine. RB Leipzig hat aber keine Kapitalgesellschaft, sondern ist nur ein eingetragener Verein.

Mateschitz hofft zwar weiterhin auf einen Konsens mit der DFL. Aber was passiert, wenn es zu keiner Einigung kommt? Red-Bull-Insider halten es dann für alles andere als ausgeschlossen, dass der Red-Bull-Boss sich wirklich aus Leipzig zurückzieht. Das Projekt würde dann quasi in den Zustand rückgewickelt werden, in dem der Fußball in Leipzig war, bevor Red Bull eingestiegen ist. So eine Verfahrensweise wäre für den Getränkekonzern gar nicht ungewöhnlich und wurde schon einige Male praktiziert.

80 bis 100 Millionen Euro hat Red Bull bisher schätzungsweise in den Leipziger Fußballklub investiert. Für rund 40 Millionen Euro wird derzeit ein Trainings- und Leistungszentrum nahe der Red-Bull-Arena errichtet. Die Summe klingt hoch, ist aber angesichts der rund 1,5 Milliarden Euro, die die Firma pro Jahr für Marketing-Projekte ausgeben darf, nicht hoch.

Start-Schwierigkeiten

2009 war Red Bull in den deutschen Fußball eingestiegen. Damals wurde die Lizenz für die Oberliga (= 5. Leistungsstufe) des SSV Markranstädt, eines Leipziger Vororteklubs übernommen. Schon damals gab es Probleme, der Firmennamen Red Bull durfte im Gegensatz zu Österreich, Brasilien und den USA nicht im Vereinsnamen aufscheinen. Es wurde ein Kompromiss gefunden, aus Red Bull Leipzig wurde RasenBallsport Leipzig oder kurz RB Leipzig.

Auch um das Vereinslogo wurde gestritten, die ersten vom Verein vorgelegten Wappen wurden vom zuständigen Sächsischen Fußballverband abgelehnt. RB Leipzig startete ohne Vereinslogo in die erste Saison, erst 2010 wurde ein Kompromiss gefunden.

Seither hatte RB Leipzig keine Probleme mit der Lizenz. Weder für die drei Saisonen in der Regionalliga, noch zuletzt mit jener für die 3. Liga. Diese wurden allerdings vom DFB erteilt. Mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga ist erstmals die DFL für die Lizenzvergabe zuständig.

Die Red-Bull-Sportwelt

Red Bull ist in Deutschland derzeit in aller Munde. Praktisch jedes Medium berichtete über die Drohung von Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz, das Engagement bei RB Leipzig zu beenden, sollte der Klub keine Lizenz für die 2. Bundesliga erhalten. Der KURIER hat sich durchgelesen ...

Leipziger Volkszeitung: "Hier die böse, böse Deutsche Fußball-Liga, die Mateschitz, der Stadt, den RB-Kickern, ja, uns allen ans Leder will. Da das Lämmchen Leipzig und die Angst vorm Metzger. Kann es Zufall sein, dass die DFL in Frankfurt am Main und nicht in Frankfurt an der Oder Gott spielt? Ja, Zufall. Im einfachen Ost-West-Muster ist diese Nummer um Sein oder Nichtsein der Brause-Bullen in Liga 2 nicht gestrickt. n der Deutschen Fußball-Liga sitzen neben Gegnern des besonderen Leipziger Allerleis auch Menschen, denen ideologisch erhöhter Puls und Schaum vorm Mund fremd sind. Die nur eine Frage umtreibt: Wie kann man den deutschen Profi-Fußball noch sexier machen und lukrativer vermarkten? Falls RB das Hochglanzprodukt aufhübscht - rein in die gute Stube! Christian Seifert ist so ein Mann. Der Chef der DFL hält sich auch im vorliegenden Lizenz-Fall an ein von den 36 Proficlubs verfasstes Regelwerk. Seifert: 'Wenn wir der Meinung sind, dass ein Club die Regeln nicht einhält, teilen wir ihm das mit.' So geschehen in Sachen RB Leipzig."

Reviersport: "Anstatt dass Mateschitz einsieht, dass er ein paar Spielregeln einhalten muss, wenn er mit seinem Spielzeug im Spiel namens Profifußball mitspielen will, wird er auch noch pampig. Eine weitere Saison in der 3. Liga sei also nicht zumutbar, soso. Sagen Sie das mal einem Fan von Rot-Weiss Essen oder Alemannia Aachen ins Gesicht! Den Gipfel der Unverschämtheit besteigt der Österreicher, wenn er der DFL in dieser Angelegenheit 'Unsitte' vorwirft. Der sportliche Erfolg, so erklärte Mateschitz sinngemäß, sei einfach nicht mehr planbar, wenn er sich entmündigen lasse. Wie furchtbar! Und Sebastian Vettel wäre niemals vierfacher Formel-1-Weltmeister geworden, wenn die Uhren im Rennsport ähnlich ticken würden, meinte er noch. Wie traurig, dass der Profifußball zwar schon überkandidelt bis zum Gehtnichtmehr ist, aber noch kein ganz so absurder Zirkus wie der Rennsport! Also drohte er damit, dass RB Leipzig 'ohne Lizenzerteilung nicht weitermachen' könne. Ist das überhaupt eine Drohung - oder nicht eher ein Angebot, auf das man eingehen sollte? Selbst die Fußballstadt Leipzig würde es irgendwie verkraften. Der deutsche Fußball sowieso. 'Projekte' kann man ja auch bei Hornbach planen."

Zeit.de: "Red Bull ist sicher kein Wohlfahrtsverband. Ja, ein Investor hat sich einen ganzen Verein einverleibt. Aber, mal ehrlich: Red Bulls Konzept ist die einzige Chance. Es gibt keinen Großkonzern in den neuen Ländern, der die Mittel hätte, generöser Sponsor zu sein. So vieles verdankt eine Stadt wie Leipzig dem Geld von Konzernen, die erkannt haben, welches Potenzial hier brachliegt: BMW betreibt in Leipzig ein Autowerk, Porsche baut in Leipzig seinen Panamera, DHL hat in Leipzig sein Drehkreuz eröffnet. Red Bull? Hat einen Fußballverein übernommen. Ohne BMW und Porsche würde Leipzig keine guten Autos bauen. Ohne Red Bull keinen guten Fußball spielen. Franz Beckenbauer sagte jetzt, nach dem Aufstieg von RB in die Zweite Liga: 'Ich würde mir mehr Red Bulls wünschen, dann würde es auch dem Osten besser gehen." Beckenbauer erzählt viel Unsinn, aber dieser Satz ist gar nicht so falsch.'"

Frankfurter Allgemeine Zeitung: "Natürlich ist der Name Programm bei RB Leipzig. Aber so? Dietrich Mateschitz wirkt in seinem Zorn, als wolle er mit dem Kopf durch die Wand. Beziehungsweise in den Profifußball. Jetzt sieht er rot, wie ein wilder Stier. Und angeblich schwarz für sein Projekt. Die Deutsche Fußball-Liga verlange schriftlich, auf jedwede Mitsprache zu verzichten, zudem, das ist bekannt, die Änderung des Vereinslogos (auf die der Deutsche Fußball-Bund trotz ähnlicher Statuten einst geflissentlich verzichtet hatte) und leichteren Zugang zur Vereinsmitgliedschaft. Sonst gibt es von der DFL keine Lizenz. Da will der Red-Bull-Boss nicht mitspielen. Mehr Mitsprache, mehr als die bislang kolportierten neun Vereinsmitglieder? 'Ich glaube nicht, dass wir auf diese Art und Weise viermal Formel-1-Weltmeister geworden wären.' Klar, dass Mateschitz nun die ganze Wucht der Häme trifft, die Fans vermeintlich 'normaler' Vereine seit jeher gegenüber dem Leipziger Fußballprojekt pflegen. Sie wollen den eingetragenen Verein Rasenballsport tatsächlich nicht in 'ihrer' Liga. Obwohl auch mancher 'traditionelle' Bundesliga-Klub, aufgepumpt durch Sponsormillionen transnationaler Konzerne, von ähnlich freier Hand träumt. Aber Mateschitz ist ungeschickt. Erstens gelten die DFL-Auflagen für alle. Jedenfalls bis auf Weiteres, eine gerichtliche Klärung der 50+1-Regelung, zum Beispiel. Und zweitens gleicht der Weg zum Erfolg im Fußball zwar dem in der Formel 1. Er kostet viel Geld. Aber deshalb lässt sich die Herangehensweise nicht von der einen auf die andere Sportart übertragen. Es gibt gewisse kulturelle Unterschiede. Die deutschen Fans sind stolz auf das Gefühl, als Mitglieder in ihren Vereinen mitreden zu können, selbst wenn sie oft wenig zu sagen haben. Diese Mitsprache ist ein Wert an und für sich."

Spiegel.de: "Aufregung um RB Leipzig: Die Deutsche Fußball-Liga hat den Einspruch des Vereins gegen die Lizenzauflagen für den Zweitliga-Aufsteiger abgelehnt. Club-Boss Mateschitz spricht jetzt sogar vom drohenden Aus für den Verein."

MDR.de: "Das letzte Wort ist in Sachen Lizenz für RB Leipzig aber noch nicht gesprochen. Die Leipziger können erneut in Beschwerde gehen. Außerdem kann sich RBL entscheiden, die Auflagen und Bedingungen der DFL zu erfüllen. Zur Debatte steht eine Neubesetzung der Vereinsführung, die Änderung des Vereinslogos und ein erleichterter Zugang für neue Mitglieder. Inwieweit die Forderungen rechtlich zulässig sind, wird sehr unterschiedlich beurteilt. Einige Sportjuristen sind skeptisch, ob die Auflagen der DFL vor Gericht bestehen können."

Frankfurter Rundschau: "Geld ja, Mitsprache nein: Mit drastischen Worten hat Milliardär Dietrich Mateschitz die Deutsche Fußball Liga (DFL) kritisiert. Fassungslos reagierte der Red-Bull-Chef auf die Bedingungen, die ihm die DFL stellt. Selbst schlaflose Nächte räumte er ein. Im Gegensatz zum Deutschen Fußball-Bund (DFB), der dem ambitionierten Verein RasenBallsport Mitte April die Drittliga-Lizenz ohne größere Auflagen erteilt hatte, lehnte die DFL die Beschwerde der Leipziger zu den Zweitliga-Auflagen ab. Nun droht sogar das Aus. 'Ich will nicht polemisch werden, aber ich dachte, ich bin im falschen Film', sagte der 69-jährige Österreicher, der diese Ungleichbehandlung nicht verstehen kann."

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