Der misslungene Doppelpass der PSG-Egomanen

Ballverliebt: Neymar und Cavani wollen ihn immer und überall haben.
Neymar und Cavani streiten um die Vormachtstellung im Team, der Scheich muss intervenieren.

Sechs Spiele, sechs Siege, 21:3 Tore, in der Champions League Celtic Glasgow mit 5:0 gedemütigt: Bei der Startruppe von Paris St-Germain läuft alles wie am Schnürchen. Am Wochenende gewann man den Schlager gegen Lyon 2:0. Doch genau bei dieser Partie endete die Fußball-Idylle vorerst: Dani Alves schnappte sich den Ball und dirigierte ihn am Uruguayer Edinson Cavani vorbei zu seinem brasilianischen Landsmann Neymar.

Der zweite Disput folgte bei einem Elfmeter: Cavani, erster Schütze von PSG, nahm sich wie gewohnt den Ball und legte ihn auf den Elfmeterpunkt. Neymar stand daneben und redete auf seinen Kollegen ein. Cavani schenkte ihm keine Beachtung, ließ sich aber beirren – und verschoss. Was folgte, war eine Seifenoper, bei der niemand mehr so recht weiß, was wahr oder falsch ist – mit freundlicher Unterstützung von L'Équipe. Die Sporttageszeitung titelte: "Le Clash". Cavani soll Neymar in der Kabine zur Rede gestellt haben. Es sei zum Streit gekommen, Thiago Motta habe geschlichtet, Cavani sei durch eine Hintertür aus dem Stadion abgegangen.

Neue Prämien

Der Hintergrund für den Egoismus: Cavani erhält laut Vertrag eine Million Euro zusätzlich, wenn er in der französischen Liga Torschützenkönig wird. Daher zählt jeder Treffer. Die Klubführung will den Streit schlichten, gestern baten der Geldgeber, Scheich Nasser Al-Khelaïfi, und Trainer Unai Emery die beiden Streihansln zu einem Acht-Augen-Gespräch. Emery hielt sich bisher aus der Sache heraus: "Beide können gut Elfmeter schießen, wir haben keine Hierarchie. Aber wenn sich die zwei Spieler nicht einigen können, dann werde ich eine Entscheidung treffen."

Eine Überlegung des Klubs ist es nun, die Sonderprämien in den Verträgen so abzuändern, dass Neymar und Cavani wieder gerne einen Doppelpass auf dem Platz spielen. So soll nicht nur der Torschützenkönig belohnt werden, sondern auch der beste Assist-Geber. Nach einer ersten Gesprächsrunde sollte zumindest die Elfer-Hierarchie geklärt sein, Edinson Cavani bleibt die erste Option vor Neymar.

Was ihm in Barcelona verwehrt war, will Neymar in Paris jetzt sein – ein unumstrittener Leader. Dies aber nicht allein der 222 Millionen Euro wegen, die PSG für ihn gezahlt hat. Mehrere Medien berichten, dass Neymar seinem Kollegen Cavani nicht mehr auf dem Bilderdienst Instagram folge, was als digitaler Kabinendisput interpretiert wurde. Es konnte aber nicht geklärt werden, ob er ihm jemals gefolgt war.

Als klares Zeichen einer Instagram-Auseinandersetzung wird hingegen gewertet, dass Neymar (er hat fast 82 Millionen Follower) dort glückliche Fotos von Jubelszenen postet, vor allem von sich und seinem jungen Sturm-Kollegen Kylian Mbappé. Aber ohne Cavani.

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