Darf nur ein Red-Bull-Klub im Europacup spielen?

Marcel Sabitzer: Verpasst er mit Leipzig den Europacup?
Im Sommer wird die Entscheidung fallen, ob die UEFA Salzburg und Leipzig mitspielen lässt. Eine Tendenz soll es geben.

Ein Bericht der Salzburger Nachrichten sorgt für Aufregung in der heilen Fußball-Welt von Red Bull. "RB Leipzig droht das Verbot für die Fußball Champions League" - so lautet die Schlagzeile des Artikels, in dem von "ersten Signalen vom Europäischen Fußballverband" berichtet wird, dass "nur ein Klub, der von Red Bull unterstützt wird, in der Eliteliga spielen darf".

Die UEFA bezeichnete den SN-Bericht als "Spekulation". "Wir haben in der Tat Regeln, die die Integrität des Wettbewerbs und das Thema der Mehrfach-Eigentümer betreffen", sagte ein UEFA-Sprecher und verwies auf die entsprechenden Artikel für UEFA-Club-Wettbewerbe (siehe weiter unten). RB-Vorstandsboss Oliver Mintzlaff reagierte indes verwundert, auch weil die SN geschrieben hatten, dass wegen der Causa "im Red-Bull-Konzern Nervosität herrscht". "Mit Überraschung habe ich den Artikel der Salzburger Nachrichten gelesen. Glauben Sie mir, es gibt bei RB Leipzig keine Nervosität und auch die vermeintlichen Signale der UEFA gibt es nicht", wurde Mintzlaff auf der Homepage der Bild-Zeitung zitiert.

Auf dem Weg in den Europacup

Sowohl Leipzig als auch Salzburg befinden sich derzeit klar auf Europacup-Kurs. Salzburg lacht vom ersten Platz in der österreichischen Liga und ebnet sich langsam, aber sicher den Weg zum nächsten Titel. Der Aufsteiger in Deutschlands höchste Spielklasse spielt eine überragende Saison, steht nach 21 Runden als Tabellenzweiter fünf Punkte hinter dem FC Bayern München.

Mit Respektabstand von sieben Zählern auf die Leipziger ist Champions-League-Achtelfinalist Borussia Dortmund auf dem dritten Rang wiederzufinden. Stolze 13 Punkte Vorsprung hat die Truppe von Trainer Ralph Hasenhüttl auf den derzeit Tabellensiebenten Köln vorzuweisen, der somit knapp außerhalb der Europacup-Ränge liegt. Dennoch könnte es für den Europa-Traum nicht reichen.

Aber die sportliche Qualifikation reicht nicht. Die UEFA muss dazu beiden Vereinen erst die Spielberechtigung erteilen. Der KURIER hat sich zuletzt im Dezember mit der Causa beschäftigt, die seit Jahren wie ein Damoklesschwert über dem Red-Bull-Fußballimperium hängt.

Hier sind die Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Themenkomplex Red Bull im Europacup:

Wie könnte es zu einem Red-Bull-Duell kommen?

Das Spiel Salzburg gegen Leipzig könnte es zwar nicht in der Champions-League-Qualifikation geben, da Österreichs Meister in dieser nicht auf einen Klub aus Deutschland treffen kann, aber bei "Losglück" in der Gruppenphase. Sofern beide Klubs sich qualifizieren und nicht im selben Topf bei der Auslosung sind. In der Europa League wäre ein Red-Bull-Duell hingegen schon in der Qualifikation möglich.

Was könnte dem Red-Bull-Duell im Weg stehen?

Nur die sportliche Qualifikation reicht nicht aus. Salzburg und Leipzig müssen auch noch eine weitere Hürde nehmen. Denn die Integrität ihrer Wettbewerbe ist für die UEFA ein hohes Gut. Laut Regulativ soll unter anderem verhindert werden, dass ein Investor etwa "Kontrolle über oder Einfluss auf mehr als einen an einem UEFA-Klubwettbewerb teilnehmenden Verein" hat.

Wie haben sich die beiden Klubs auf das UEFA-Regulativ eingestellt?

In Salzburg und Leipzig geht man davon aus, die UEFA-Vorgaben zu erfüllen. 2015 wurde die formale Trennung der Vereine vollzogen, die personellen Verflechtungen getrennt. Und noch etwas getan, was entscheidend sein könnte: "Die Sonderrechte von Red Bull wurden zurückgefahren. Jetzt gibt es einen ganz normalen Hauptsponsoringvertrag zwischen Red Bull und Salzburg", erklärt Salzburg-Geschäftsführer Sauer.

Wie läuft das Zulassungsprozedere bei der UEFA ab?

Ob die Adaptierungen reichen, entscheidet die UEFA – und die prüft den Sachverhalt, wenn sich Salzburg und Leipzig gleichzeitig für den Europacup qualifizieren, die Lizenz durch die nationalen Verbände erteilt und die Anmeldeformalitäten erledigt sind. Egal ist, für welchen Bewerb sich die Klubs qualifiziert haben, denn die Champions League und die Europa League sind ineinander verzahnt. Bei der Nennung müssen sich die Klubs verpflichten, die Regeln zur Wahrung der Integrität des Wettbewerbs einzuhalten.

Was passiert bei einer negativen Entscheidung?

Dann kann nur Salzburg oder Leipzig im Europacup spielen. Wer, ist geregelt – in folgender Reihenfolge:

1. Jener Verein, der sich für den höherwertigen Bewerb qualifiziert hat. Die Champions League steht also über der Europa League;

2. Jener Verein, der in der nationalen Meisterschaft besser platziert war. Der Meister kommt immer vor dem Vizemeister, auch wenn der – wie jener Deutschlands – fix für die Champions League qualifiziert wäre;

3. Jener Verein aus dem Verband, der im UEFA-Länderranking besser platziert ist. Das ist klar Deutschland.

Verliert Österreich einen Europacup-Startplatz, sollte Salzburg ausgeschlossen werden?

Nein. "Wird ein Verein nicht zum Wettbewerb zugelassen, so wird er durch den nächstbesten Verein in der höchsten nationalen Spielklasse desselben Verbands ersetzt", heißt es im Regulativ. Ob Salzburg nach Erteilung der Startberechtigung zu Gunsten von Leipzig verzichten könnte, darauf gibt das Regulativ keine Antwort. Fix ist aber: Sollten die Salzburger das freiwillig tun, dürfte die österreichische Bundesliga keinen anderen Verein nachnennen. Die sogenannte Access List würde in diesem Fall "angepasst" werden.

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