Gelingt Rapid im Topspiel das Comeback im Titelkampf?
The same procedere as every year! Wie immer nach 28 Runden liegt Rapid auch heuer im Windschatten von Salzburg. In den vergangenen zehn Saisonen lagen die Hütteldorfer zu diesem Zeitpunkt in der Tabelle noch nie vor den Salzburgern. Ein einziges Mal gelang den Grünen dann noch das Überholmanöver – mit dem legendären 7:0-Triumph im Frühjahr 2008.
Heute (15 Uhr, ORFeins, Sky live) spricht angesichts der angespannten Stimmung bei Rapid viel mehr für die stabileren Salzburger. Oder doch nicht?
Der KURIER ist vor dem Schlager im Prater auf Spurensuche gegangen:
Was spricht für Rapid?
1. Der Heimvorteil
Auch wenn die Fans zuletzt sauer waren – rund 25.000 Rapidler werden für Stimmung sorgen. Kein Vergleich zu den vierstelligen Besucherzahlen in Salzburg. "Am meisten für uns spricht der Heimvorteil", weiß Stefan Schwab.
2. Die Länderspielpause
Elf Spiele in sechs Wochen haben die Rapidler physisch und psychisch ausgelaugt. Die Länderspielpause und das in den Schatten des Allianz Stadions verlegte Training sorgten für Frische und Mut.
3. Die "Rapid-Tugenden"
Wie bei einer self fulfilling prophecy werden seit zwei Wochen die historischen "Rapid-Tugenden" als Erfolgsformel beschworen. "Laufen wie die Duracell-Hasen" gab Trainer Barisic als Motto aus. Extrem kämpferische Gegner haben Salzburg tatsächlich mehrmals aus der Balance gebracht.
4. Die Salzburger Auswärtsbilanz
Durch die starke Heimbilanz wird es übertüncht: Salzburg ist auswärts verwundbar und hat von den jüngsten acht Spielen in der Fremde nur eines gewonnen. Außerdem feierte kein Konkurrent so viele Siege gegen Red Bull wie Rapid.
5. Die mentale Stärke
Immer wenn es eng wird, schlagen die Rapidler zurück. Im Herbst 2014 gab es nach drei Niederlagen in Folge ein 3:0 gegen Wiener Neustadt, im Herbst 2015 folgte auf drei Bundesliga-Pleiten in Serie das 2:1 gegen Sturm Graz. "Wir werden mit Entschlossenheit und Überzeugung reingehen", kündigt Sportdirektor Müller an.
6. Die Standardsituationen
Alle drei Saisontreffer gegen Salzburg gelangen den Rapidlern aus ruhenden Bällen. In der Länderspielpause war auch genug Zeit, um für das heutige Duell die passenden Varianten bei den Standardsituationen einzuüben.
7. Keitas Krankheit
Naby Keita war bei beiden Saisonsiegen von Salzburg gegen Rapid überragend, nach seiner Malaria-Erkrankung fehlt aber noch die Kraft. Bei Guineas Team kollabierte der Spielmacher vor einer Woche. Schwächelt der beste Kicker der Liga, ist Salzburgs Spiel viel leichter auszurechnen.
Was spricht für Salzburg?
1. Die Ausgangslage
Egal, wie der Schlager endet, Salzburg bleibt auf jeden Fall Erster. "Wenn uns vor zwei Monaten jemand gesagt hätte, dass wir mit vier Punkten Vorsprung nach Wien fahren, hätten wir das unterschrieben", sagt Trainer Óscar García. Nur Rapid steht also heute unter Erfolgsdruck.
2. Das Happel-Stadion
Im Prater fühlt sich Red Bull wohl. Im Happel-Stadion wurde 2012 mit einem 3:0 im Cup gegen Ried das erste Double fixiert. Auch gegen Rapid ist man ungeschlagen. Die Spiele im Herbst 2014 und 2015 wurden 2:1 gewonnen. Vor einem Jahr gab es ein 3:3 – allerdings nach einer 3:0-Führung.
3. Rapids Formkrise
Drei Spiele, nur ein Punkt und kein Tor geschossen, dazu die 0:4-Heimblamage gegen Admira. Rapid ist nach einem starken Start ins Bundesliga-Jahr 2016 just vor dem Hit unerwartet in eine Formkrise gerutscht.
4. Der Erfolgslauf
Bei Salzburg hingegen läuft es. Der Leader ist seit sechs Spielen ungeschlagen (vier Siege, zwei Remis). Unter Neo-Trainer Óscar wurden 2,22 Punkte im Schnitt geholt. Eine bessere Bilanz bei Red Bull hat nur Roger Schmidt (2,24).
5. Die Defensive
Sommer-Neuzugang Paulo Miranda wurde nach einem katastrophalen Einstand schon als Millionenflop abgestempelt. Mittlerweile bildet der Brasilianer mit dem 19-jährigen Duje Caleta-Car das stabilste Innenverteidiger-Duo der Liga. In den letzten 18 Ligapartien erhielt Salzburg nie mehr als ein Gegentor.
6. Jonatan Soriano
Vergessen sind seine Spompanadeln aus dem Frühherbst, als er sich in sozialen Netzwerken über seine Kollegen lustig machte. Unter Landsmann Óscar macht der Spanier, was er am besten kann: Tore schießen. In vier der letzten fünf Partien hat er getroffen. Gegen Rapid erzielte der 30-Jährige bisher acht Tore, in Wien aber erst ein einziges.
7. Die Torgarantie
Nimmt man die Statistik als Maßstab, muss Rapid heute zwei Tore schießen, um zu gewinnen. Denn in den letzten 13 Spielen in Wien gelang den Salzburgern zumindest ein Treffer. Tore sind heute sowieso garantiert: In der elfjährigen Ära Red Bull endete noch kein Duell in Wien 0:0.
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