Grödig zieht sich aus dem Profifußball zurück

In Grödig wird künftig kein Profifußball gespielt werden.
Der Absteiger fängt von vorne an.

Sechs Tage nach dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga zieht sich der SV Grödig aus wirtschaftlichen Gründen aus dem Profifußball zurück. Wie Manager Christian Haas am Dienstagvormittag bei einer Pressekonferenz bekanntgab, verzichtet man auf ein Antreten in der Erste Liga 2016/17. Der Klub sei "nie richtig angenommen" worden, beklagte Haas, die treibende Kraft hinter dem Grödiger "Wunder".

"Es ist ein schmerzvoller Tag für den SV Grödig", sagte Haas und erläuterte eine seiner Ansicht nach schwierige, aber gut überlegte Entscheidung. "Wir haben in den vergangenen Jahren alles probiert, um in der Bundesliga Fußball zu spielen. Wir haben eine Zufahrt und Parkplätze gebaut, aber der Verein ist nie richtig von der Salzburger Wirtschaft und den Salzburger Zusehern angenommen worden", gab der 38-Jährige im VIP-Zelt des Stadions zu Protokoll.

Bei den letzten Heimspielen gegen Red Bull Salzburg und Rapid habe man gerade einmal 2.000 Zuseher gezählt. "Das sagt alles. Und in der Ersten Liga wären dann vielleicht 400 bis 600 Zuseher gekommen." Haas rechnet mit einem notwendigen Budget von rund zwei Millionen Euro, um in der Ersten Liga "halbwegs" mitspielen zu können. Er halte es darum für klüger, einen Schritt zurück zu machen.

Zunächst wolle man in der Regionalliga weiterspielen und hoffe auf Zustimmung der zuständigen Gremien. Eine zweite Mannschaft werde es dann keine mehr geben. "In welcher Spielklasse der SV Grödig in der kommenden Saison spielberechtigt sein wird, liegt in der Entscheidung des bzw. (hinsichtlich der Regionalliga West) der zuständigen Landesverbände", teilte die Bundesliga dazu mit.

Haas: "Zwei Profiligen sind eindeutig zu viel"

Grödig zieht sich aus dem Profifußball zurück
ABD0090_20160517 - GRÖDIG - ÖSTERREICH: ZU APA0159 VOM 17.5.2016 - (v.l.) Pressesprecher Roland Arminger, Manger Christian Haas bei der Pressekonferenz des SV Grödig im DAS.GOLDBERG Stadion am Dienstag, 17. Mai 2016. - FOTO: APA/BARBARA GINDL
Haas wollte eine Rückkehr in den Profifußball aber nicht ausschließen: "Was in den nächsten Jahren sein wird, ist unklar. Wir schauen einmal, was die Reform der Bundesliga bringt. Vielleicht wollen wir wieder einmal angreifen." Den Zukunftsausblick verband er mit Kritik am aktuell heftig diskutierten und vor einer Änderung stehenden Format des heimischen Profifußballs mit seinen beiden Profi-Zehnerligen. "Wir sind überzeugt, dass es in Österreich nur eine Profiliga geben kann, egal, ob das jetzt zwölf oder 14 Vereine sind. Aber zwei Profiligen sind eindeutig zu viel. Man sollte etwa nicht vorschreiben, dass man in der Zweiten Liga 20 Profis braucht", führte Haas an.

Die Spieler und Mitarbeiter des Vereins seien am Dienstag im Vorfeld der Pressekonferenz über den Schritt informiert worden. Laut Haas seien insgesamt rund 40 Personen aus Büro und Kader betroffen. Trainer Peter Schöttel hatte bereits am Sonntag das Ende seiner Tätigkeit in Grödig bekanntgegeben, das Gros der Kicker verfügte ohnehin nur über für das Oberhaus gültige Verträge.

Die Infrastruktur bleibt, einzig das VIP-Zelt könnte abgetragen werden. "Das Stadion bleibt fix bestehen. Es gibt einen gültigen Vertrag mit dem FC Liefering", betonte Haas im Hinblick auf den Red-Bull-Ableger, der seine Heimspiele in der Ersten Liga seit 2015 im Grödiger Stadion austrägt.

Der Klub aus der 7.000-Einwohnergemeinde war von 2002/03 innerhalb einer Dekade von der 1. Klasse in die Bundesliga marschiert und sorgte mit Platz drei bei der Oberhaus-Premiere 2013/14 für Furore und eine Europacupteilnahme. Den Erfolg hatte Haas mit einer One-Man-Show möglich gemacht. Vom Ausstieg des Hauptsponsors Scholz 2015 ließ er sich dabei ebenso wenig beirren wie dem Wettskandal um Ex-Grödig-Spieler Dominique Taboga oder den enttäuschenden Zuschauerzahlen, die trotz Stadionausbaus auch in der laufenden Saison bei durchschnittlich nur 1.500 Besuchern lagen. Nun hat Haas aber genug.

FAC muss nicht absteigen

Mit Grödigs Rückzug ist das Sorgenkind Erste Liga um eine Kontroverse reicher und befeuert die derzeit intensiv geführte Reformdiskussion. Direkte Auswirkungen hat der Verzicht der Salzburger jedenfalls auf die Zusammensetzung der Liga 2016/17: Der FAC muss nicht absteigen, eventuell ist in der Regionalliga keine Relegation nötig.

Prinzipiell müssen nach dem Ende der - noch zwei Runden dauernden - Saison die beiden letzten Teams der Zehnerliga absteigen. Abgeschlagenes Schlusslicht ist derzeit der FAC mit nur vier Siegen und insgesamt 17 Punkten, dennoch bleiben die Floridsdorfer der Liga erhalten. Denn nicht nur verzichtet Grödig, sondern schlitterte auch die neuntplatzierte Austria Salzburg in die Insolvenz und ist somit Fixabsteiger.

Zudem ringt die Klagenfurter Austria um die Lizenz für die kommende Saison. Wird ihr diese auch letztinstanzlich vor dem Ständig Neutralen Schiedsgericht verwehrt - die Entscheidung fällt bis 31. Mai - würden sich die Aufstiegskandidaten aus der Regionalliga West, Wattens, und der Regionalliga Mitte, Blau-Weiß Linz, das Relegationsduell ersparen und beide nach oben kommen. SV Horn, der Aufsteiger aus der Regionalliga Ost ist dank des direkten Aufstiegsplatzes in dieser Saison bereits fix in der Erste Liga 2016/17 vertreten.

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