Aufregung um "Zensur" bei Confed Cup in Russland

Wladimir Putin: Hat er der FIFA etwas eingeredet?
Journalisten sollen sich ausschließlich auf sportliche Themen konzentrieren. Man vermutet Wladimir Putins Einfluss hinter den FIFA-Vorgaben.

Im kommenden Juni gibt es für die Fußball-Fans einen Vorgeschmack auf die WM 2018. Beim Confederations Cup wird sich Gastgeber Russland mit dem amtierenden Weltmeister Deutschland und den aktuellen Meistern der sechs Kontinentalverbände messen. Der sportliche Wert des Confederations Cups ist seit Jahren umstritten, das Interesse der Fans bleibt mau. Für die 16 Spiele in vier Städten wurden bisher gerade mal 215.000 von rund 695.000 Eintrittskarten verkauft.

Interesse an dieser Großveranstaltung wecken nun zumindest andere Aspekte, wenn auch keine sportlichen. In den Akkreditierungs- und Visums-Unterlagen, die in diesen Tagen an die Journalisten verschickt werden, sind Passagen enthalten, die Einschränkungen der Berichterstattung bedeuten könnten. "Medienvertreter mit einer Akkreditierung für den FIFA-Konföderationen-Pokal dürfen ausschließlich über den FIFA-Konföderationen-Pokal 2017 und damit verbundene Ereignisse berichten", heißt es unter anderem darin. Oder: "Medienvertreter mit einer Akkreditierung dürfen nur auf dem Gebiet der Spielorte und naheliegender Sehenswürdigkeiten tätig sein."

Diese Vorgaben haben dafür gesorgt, dass etwa beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) die Alarmglocken schrillten. "Ich werde mich bei der FIFA-Ratssitzung am 9. Mai dafür einsetzen, dass die beim Confed Cup akkreditierten Journalisten frei berichten können. Es wäre ein wichtiges Signal für die WM 2018, wenn man schon beim Vorbereitungsturnier das russische Organisationskomitee deutlich macht, dass es keine Einschränkungen der Pressefreiheit gibt", sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel der Bild-Zeitung.

Reaktion auf Olympia in Sotschi?

Bisher waren Sätze wie die oben genannten in den Akkreditierungsunterlagen für sportliche Großevents nicht üblich. Obwohl man befürchtet hat, dass sie spätestens bei den umstrittenen Olympischen Sommerspielen in Peking auftauchen könnten, blieben sie Presseleuten zum Glück erspart. Nun aber vermutet man den Einfluss Wladimir Putins hinter den neuen Richtlinien für die Berichterstattung vom Konföderationen-Cup. Während der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi hat der russische Herrscher mit ansehen müssen, wie ausländische Reporter tagtäglich über zahlreiche nicht-olympische Themen wie den Ukraine-Krieg, die Krim oder aber "Pussy Riot" berichteten.

"Keine Pressefreiheit - Russland plant Zensur beim Confed-Cup im Sommer" (Die Welt) bzw. "Zensur-Skandal um unsere Weltmeister: Fifa kuscht vor Putin!" (Bild-Zeitung) - so lauten am Dienstag die Schlagzeilen in den deutschen Medien und spiegeln die Stimmung in dem Land des Weltmeisters wieder.

"Die uneingeschränkte Meinungs- und Pressefreiheit gehört zu den Menschenrechten. Die Wahrung der Menschenrechte muss auch bei einem sportlichen Großereignis sichergestellt werden – egal, wo es stattfindet", sagt der Präsident der Deutschen Bundesliga Reinhard Rauball. Und auch die Politik hat sich in die Diskussionen eingeschaltet. "Genauso wenig, wie wir es richtig finden, wenn US-Präsident Trump die 'Lügenpresse' beschimpft, können wir es akzeptieren, wenn Putin oder die FIFA die Pressefreiheit einschränken", wird der Vizepräsident der deutschen SPD Ralf Stegner in der Bild-Zeitung zitiert.

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