Fodas stürmischer Abgang in Graz

Fodas stürmischer Abgang in Graz
Zunächst präsentierte Sport-Geschäftsführer Gludovatz sein neues Konzept, dann musste er Trainer Franco Foda beurlauben.

Sollte demnächst wieder eine Sturm-Chronik auf den Markt geworfen werden, dann würde der 12. April wohl ein ganzes Kapitel einnehmen. Ein Kapitel, das sogar in einem utopischen Roman Platz gefunden hätte und vielleicht sogar einmal verfilmt wird. Titel: "Machtverhältnisse, Panikreaktionen und Überraschungen."

Das Drehbuch im Detail: Am Vormittag um 10.30 Uhr werden stolz die beiden neuen Geschäftsführer offiziell präsentiert. Paul Gludovatz nimmt zum sportlichen Bereich Stellung, Christopher Houben zu seinem Bereich, dem wirtschaftlichen. Alles war wie erwartet, Paul Gludovatz hat zwar die 2:4-Schlappe im Cup gegen Hartberg kommentiert ("So etwas wird es bei mir nicht mehr geben. Ich verlange mehr Biss.") und über die Trainerfrage gesprochen ("Der neue Mann wird im Mai präsentiert").

Schön und gut. So richtig Arbeit bekam Gludovatz aber erst nach der Pressekonferenz. Der 65-Jährige musste Trainer Franco Foda per SMS mitteilen, dass er ihn gemeinsam mit Houben in der Geschäftszentrale sprechen will. Dort teilte er dem Deutschen auf Anweisung des Vorstandes mit, dass dieser nicht mehr Sturm-Trainer sei. "Das Ganze ist im Auftrag von Präsident Christian Jauk passiert. Es gab nicht einmal eine Begründung", erklärte Foda, der einer vorzeitigen Vertragsauflösung nicht zustimmte und deshalb beurlaubt wurde.

 

Abgesang

Fodas stürmischer Abgang in Graz

15 Jahre lang war Foda bei Sturm, Graz war seine Heimat, seine Söhne wuchsen an der Mur auf – jetzt war das Kapitel innerhalb weniger Stunden vorbei. Ein erfolgreiches Kapitel: En-de Mai des Vorjahres wurde der 45-Jährige in den Himmel gejubelt, weil er Sturm nach einem 2:1-Sieg über Innsbruck zum dritten Meistertitel geführt hatte. Ein Jahr zuvor durfte Foda, der mit den Grazern auch als Spieler zwei Mal Meister geworden war und seit 2006 Chefcoach war, mit seinen Spielern den Cup-Pokal präsentieren. Und das, obwohl Jahr für Jahr die besten Kräfte das Land verließen. Die Fans hatten dem Perfektionisten längst ein Denkmal gesetzt.

Fodas Meisterstück blieb auch sonst nicht unbeachtet. Plötzlich war der Deutsche im Herbst nach Dietmar Constantinis Abschied Teamchef-Kandidat Nummer eins, auch bei Hertha BSC war er ein Thema. Dann der Knalleffekt im Dezember: Foda gab nach Zwistigkeiten mit dem damaligen Präsidenten Gerald Stockenhuber bekannt, dass er seinen am 31. Mai auslaufenden Vertrag nicht verlängern wird.

 

Aufschwung

Es kam mit Jauk ein neuer Präsident. Einer, der Foda immer kritisch gegenüber gestanden war. Trotzdem war Foda plötzlich ein Kandidat auf die Doppelfunktion Trainer/Sport-Geschäftsführer. Der Meistermacher legte sogar ein Konzept vor, das aber vom neuen Vorstand abgelehnt wurde.

Jetzt ist Foda Geschichte. "In der momentanen Situation sind wir sicher, die beste Entscheidung getroffen zu haben. Mit drei Punkten Rückstand auf Platz drei, punktegleich mit dem Vierten, sind wir noch voll im Rennen um einen internationalen Startplatz", sagt Gludovatz.

Co-Trainer Thomas Kristl leitete schon am Abend mit den Amateurtrainern Dietmar Pegam und Günther Neukirchner das Training. Da erfuhren auch die Spieler von Fodas Abgang. "So einen Abschied hat sich Foda nicht verdient. Aber das ist Sache des Vorstandes, wir Spieler müssen nach vorne blicken, so schwer es uns fällt", sagt Routinier Mario Haas, der schon mit dem Abwehrchef Foda Meister wurde.

Kristl wird hingegen nur eine Aushilfskraft sein. "Das ist nur eine interimistische Lösung, die auf die laufende Suche nach einem Trainer für die Zukunft keinen Einfluss hat", sagt Gludovatz. Der Favorit auf den Trainerstuhl ist ein anderer. Markus Schopp hat die besten Karten in Graz, der 38-Jährige ist derzeit Coach im Nachwuchs der Grazer, mit Darko Milanic ist ein weiterer Ex-Sturm-Spieler ein Thema. Aber vielleicht gibt es eine Überraschung.

In Graz kann alles passieren. Wie am 12. April.

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