FIFA: Platini verzichtet auf Kandidatur

Der für acht Jahre gesperrte Michel Platini will nicht bei der Wahl zum neuen FIFA-Präsidenten im Februar antreten.

Es ist vorbei. Nun trifft es also zu, was die meisten Fußballkenner erwartet hatten: Michel Platini wird nicht für das Präsidentenamt im Fußball-Weltverband (FIFA) kandidieren. Das bestätigte der 60-jährige Franzose in einem Interview mit der französischen Sportzeitung „L'Equipe“ (Freitag-Ausgabe). „Ich ziehe meine Kandidatur zurück“, sagte der für acht Jahre von allen Aktivitäten im Fußball ausgeschlossene Spitzenfunktionär.

Platini ist von der FIFA-Ethikkommission wegen einer undurchsichtigen Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken (1,84 Mio. Euro), die er vom früheren FIFA-Chef Sepp Blatter erhalten hat, gesperrt. Platini hat im FIFA-Korruptionsskandal stets seine Unschuld betont und auch gegen die Sperre Berufung eingelegt. Er werde weiterhin gerichtlich dagegen ankämpfen, versicherte der frühere Weltklasse-Kicker am Donnerstag auch der Nachrichtenagentur AP.

Für die FIFA-Wahl wird die Zeit aber zu knapp. „Das Timing ist nicht gut für mich“, meinte Platini. „Bye, bye, FIFA.“ Der Blatter-Nachfolger wird bereits am 26. Februar in Zürich gewählt. Der Franzose hätte ohnehin nur antreten können, wenn der Internationale Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne seine Sperre rechtzeitig aufgehoben hätte.
Nun sei die Kandidatur nicht mehr aufrechtzuerhalten. „Ich kann nicht länger. Ich habe weder die Zeit noch die Mittel, um die Stimmberechtigten zu sehen, um mich mit Leuten zu treffen und mit den anderen zu kämpfen“, erklärte Platini der „L'Equipe“. „Wie kann man eine Wahl gewinnen, wenn man keine Kampagne dafür machen kann?“

Das Timing sei allerdings nicht der einzige Grund für seinen Rückzug. Platini erhofft sich dadurch auch die Chance, sich seiner Verteidigung gegen seiner Meinung nach unwahre Korruptionsvorwürfe zu widmen. Die von Blatter bewilligte Zwei-Millionen-Franken-Zahlung war im Jahr 2011 erfolgt. Es gibt dazu keinen schriftlichen Vertrag. Laut den beiden Funktionären sei sie für Beratertätigkeiten Platinis von 1998 bis 2002 erfolgt.

Die FIFA-Kommission wertete die Zahlung als Verstoß gegen die Ethikregeln. Dabei hatte zumindest Platini bis zu deren Bekanntwerden als Saubermann gegolten. Nach dem Rücktritt des arg in Bedrängnis geratenen Blatter als FIFA-Chef im Juni hatte der Präsident der Europäischen Fußball-Union (UEFA) laut eigenen Angaben 150 Unterstützungserklärungen nationaler Verbände erhalten. Diese hätten locker zu einem Wahlsieg in der FIFA gereicht.

Wegen der seit längerem absehbaren Verhinderung Platinis im Rennen um das höchste Amt im Weltfußball hat dessen enger Vertrauter, UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino, bereits seit Ende Oktober eine Kandidatur vorbereitet. Die Unterstützung zahlreicher europäischer Verbände scheint dem Italo-Schweizer sicher. Auch ÖFB-Präsident Leo Windtner hat diese vor Weihnachten als „naheliegend“ bezeichnet.

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