FC Parma: Chaosklub mit stolzer Geschichte

Die Fans des italienischen Klubs protestierten, weil das Stadion geschlossen blieb.
Keine Gehälter, kein warmes Wasser, fast 100 Millionen Euro Schulden - Traditionsklub vor dem Aus.

Letzten Sonntag blieben die Tore des ehrwürdigen Stadions Tardini geschlossen, weil der Gastgeber FC Parma kein Geld mehr für Stewards und die Stromrechnung hatte. Nicht einmal mehr heißes Wasser kann sich der Verein leisten. Die Spieler müssen kalt duschen. Laut Parmas Nachwuchstrainer Hernan Crespo haben sich einige deswegen bereits erkältet. Zustände wie bei einem Dorfverein beim stolzen FC Parma, der in den neunziger Jahren als AC Parma Vizemeister wurde, zwei Mal den UEFA-Cup und einmal den Cup der Cupsieger gewonnen hat. Gianluigi Buffon, Fabio Cannavaro, Lilian Thuram, Juan Sebastian Veron, Gianfranco Zola und Hristo Stoitschkov – sie alle spielten in Parma.

Damals, als es noch heißes Wasser gab.

Doch selbst für italienische Verhältnisse geht es beim FC Parma chaotisch zu. Das Samstagspiel beim FC Genua musste am Freitag sogar abgesagt werden.

Kapitän Alessandro Lucarelli nannte den früheren Klubbesitzer Tommaso Ghirardi als Grund für den Geldmangel. Der häufte in den sieben Jahren seiner Präsidentschaft nach jüngsten Hochrechnungen 96,5 Millionen Euro Schulden an, allein 16 Millionen davon Steuerschulden. Seit Juli bezahlt er den Spielern kein Gehalt mehr. Das ist auch der Grund für die Absage.

Im November, dem letzten Monat seiner Präsidentschaft, zahlte der Kugellager-Unternehmer aus Brescia nicht einmal die Angestellten der Geschäftsstelle aus.

Präsidentenroulette

Doch Lucarelli wundert sich auch über die beiden neuen Besitzer, die in den letzten Monaten den Klub für einen symbolischen Euro aneinander weiterreichten. "Der eine hat eine Gesellschaft mit 1000 Euro Eigenkapital zum Kauf des Klubs aufgebracht, die Gesellschaft des anderen hat 7500 Euro Einlagen", meinte er bezogen auf den albanischen Ölunternehmer Rezart Taci (1000 Euro, aber Steuerschulden mit anderen Gesellschaften in seinem Heimatland) und den Marketing-Berater Giampietro Manenti (7500 Euro auf dem Konto einer kleinen slowenischen Gesellschaft und eine Geschichte als gescheiterter Investor bei Brescia).

Der aktuelle Präsident Giampetro Manenti fiel mit einem Zettel auf, auf dem angeblich 100 Millionen als Einnahmen garantiert waren. Gehälter überwies er aber wie seine Vorgänger nicht. Auch die Steuerschulden sind bislang nicht beglichen worden. Deshalb leitete die Staatsanwaltschaft ein Konkursverfahren ein.

Zu diesem Zeitpunkt erst wurden die Verbands- und Ligafunktionäre aktiv. Sie versprachen ein Fünf-Millionen-Euro-Paket, das Parma den Spielbetrieb bis zum Ende der Saison sichern soll. Wenn das Konkursverfahren angelaufen und ein Verwalter bestellt ist, soll er den Verein fit für eine Versteigerung machen. Der neue Käufer soll die fünf Millionen an den Verband und die Liga zurückzahlen. Aus welchen Tiefen des Budgets die Funktionäre das Geld herbeizaubern wollen, ist nicht bekannt. Die anderen Gläubiger müssen sich hinten anstellen. Etwa 37 Millionen sind aktuell bei Lieferanten aufgelaufen. Das entspricht in etwa den jährlichen TV-Einnahmen Parmas.

Bestenfalls darf der FC Parma die nächste Saison in der Serie B beginnen. Gegenwärtig beträgt der Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz 13 Punkte; ein Abzug von vier bis fünf Punkten wegen nicht gezahlter Gehälter ist wahrscheinlich. Die bisherigen Resultate in der Meisterschaft behalten Gültigkeit. Sportlich war der FC Parma in dieser Saison für die Europa League qualifiziert. Wegen nicht rechtzeitig bezahlter Einkommenssteuer für verliehene Spieler in Höhe von 280.000 Euro versagte die strengere UEFA dem Verein aber die Lizenz.

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